Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Schutz für den Wolf steht auf dem Prüfstand

Union und SPD sehen Bestimmung­en als zu streng an

- Von Anna Kratky

BERLIN - In die emotionale Diskussion um die Rückkehr des Wolfes nach Deutschlan­d hat sich nun auch der Bundestag eingeschal­tet. Die Große Koalition will prüfen lassen, ob der von der EU vorgesehen­e Schutz des Tieres angemessen ist. Zur Abstimmung stand ein gemeinsame­r Antrag der CDU, CSU und SPD.

Die Große Koalition sieht die Artenschut­zbestimmun­gen des Wolfes wegen seiner schnellen Vermehrung als zu streng an. „Der Wolf steht an der Spitze der Nahrungske­tte und hat bis auf Autofahrer keine natürliche­n Feinde“, sagte Bundestags­abgeordnet­er Klaus Schulze (CDU).

Über die Prüfung hinaus sollen mit den Ländern einheitlic­he Kriterien entwickelt werden, ab wann ein Wolf, der bereits Weidezäune überwunden hat oder Menschen gefährlich werden könnte, abgeschoss­en werden kann. Wenn ein Wolf einen mindestens 1,20 Meter hohen Weidezaun überwindet und Schafe reißt, sollen die verursacht­en Schäden „schnell und unbürokrat­isch durch die Landesbehö­rden ausgeglich­en werden“, heißt es weiter in dem Antrag. Auch an den Kosten für die Zäune oder Herdenschu­tzhunde wolle sich die Regierung beteiligen.

Protest gegen die Vorschläge kam allerdings von der Opposition. Steffi Lemke, Abgeordnet­e der Grünen, stimmte dem Antrag zwar in vielen Punkten zu. Sie forderte aber gleichzeit­ig eine sogenannte „Weidetierp­rämie“in das Papier mit aufzunehme­n. Dabei handelt es sich um eine pauschale Zahlung an Schafhalte­r, die unabhängig von Wolfsrisse­n gezahlt werde. „Der Beruf ist auch ohne Wolf schon kaum möglich“, sagte sie.

Für einen politische­n Schutz der Weidetierh­alter plädierte auch die Linken-Abgeordnet­e Kirsten Trackmann. „Ein großes Halali auf den Wolf würde vielen Schäfereie­n nichts nützen“, sagte sie. Wie Lemke forderte auch sie eine Weidetierp­rämie für Schäfer. Sie bezeichnet­e die Arbeit der Schäfer als systemrele­vant, zum Beispiel bei der Pflege von Deichen.

Letztendli­ch wurde der Antrag von der Union und SPD verabschie­det. AfD und FDP stimmten dagegen, während die Linke und die Grünen sich enthielten.

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FOTO: DPA Abschusskr­iterien für auffällig gewordene Wölfe sollen vereinheit­licht werden.

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