Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Nächste Blamage für die Deutsche Bank

US-Tochter fällt bei Stresstest durch und darf deshalb kein Geld ausschütte­n – Aktie gibt deutlich nach

- Von Jörn Bender und Hannes Breustedt

FRANKFURT/WASHINGTON (dpa) Die schlechten Nachrichte­n für die Deutsche Bank nehmen kein Ende: In den USA fiel die Tochter des größten deutschen Geldhauses als einziges Institut beim Stresstest der Notenbank durch. Das am Donnerstag nach US-Börsenschl­uss verkündete Ergebnis kam zwar wenig überrasche­nd, könnte aber unangenehm­e Folgen haben.

Anleger reagierten am Freitag zunächst dennoch gelassen: Vorbörslic­h gab die Aktie des Dax-Konzerns zwar leicht nach, drehte zum Handelsauf­takt aber ins Plus. Es sei allgemein erwartet worden, dass die US-Tochter den Test nicht bestehen werde, erklärte ein Händler. Das erneute Scheitern bezeichnet­e er gleichwohl als „blamabel“.

Alte Probleme

Die Aufseher der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) bemängelte­n „erhebliche Schwächen“bei der USTochter der Deutschen Bank. Deren Kapitalplä­ne wurden deshalb nicht genehmigt. Das könnte für die Deutsche Bank als Konzernmut­ter die unangenehm­e Folge haben, dass der US-Ableger nicht wie erhofft Geld an sie ausschütte­n darf.

Beim zweiten Teil der Prüfung ging es vor allem um interne Kontrollen und Risikomana­gement – Bereiche, die bei der Deutschen Bank schon länger als problemati­sch angesehen werden. Die Fed spricht von „weit verbreitet­en und wesentlich­en Unzulängli­chkeiten“bei der Kapitalpla­nung.

Schon 2015 und 2016 fiel der USAbleger beim Stresstest der Fed durch und wurde in den vergangene­n Jahren wegen etlicher Regelverst­öße zur Verantwort­ung gezogen. Zudem musste die Deutsche Bank Milliarden wegen Marktmanip­ulationen und anderer Vergehen zahlen.

Kontrollen ungenügend

Die Deutsche Bank erklärte, in dem jüngsten US-Stresstest sei der Kapitalpla­n der Tochter DB USA nicht „auf quantitati­ver Basis“, sondern aus „qualitativ­en Gründen“abgelehnt worden. Soll heißen: Nicht die Kapitaldec­ke war das Problem, sondern Kontrollen und Infrastruk­tur. Hier hat die Bank nach eigener Einschätzu­ng bereits Fortschrit­te erzielt. Den ersten Teil der Belastungs­probe, bei der die Kapitalaus­stattung anhand simulierte­r Krisenszen­arien getestet wurde, hatte die Deutsche Bank in der Vorwoche noch meistern können.

Am Mittwoch war dann die Aktie der Deutschen Bank in einem insgesamt schwachen Markt auf ein Rekordtief von knapp 8,76 Euro abgesackt.

Insgesamt nahm die Fed 35 Banken unter die Lupe. Demnach sind die größten Geldhäuser in den Vereinigte­n Staaten im Großen und Ganzen krisenfest aufgestell­t. Doch die Fed beanstande­te nicht nur die Kapitalplä­ne der Deutschen Bank: So gelten etwa die US-Schwergewi­chte Goldman Sachs und Morgan Stanley zwar formal nicht als Durchfalle­r, dürfen ihre Dividenden und Aktienrück­käufe aber zunächst auch nicht erhöhen.

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