Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Eine Erfolgssto­ry mit Schrammen

Trotz zeitweise heftiger Kurseinbrü­che steht nach 30 Jahren ein kräftiges Plus beim deutschen Leitindex Dax

- Von Andreas Knoch und dpa

FRANKFURT/RAVENSBURG - Die schwarze Tafel mit der weißen Kurve kennt jeder aus dem Fernsehen. Allabendli­ch steht der Dax im Rampenlich­t. 30 Jahre nach seiner Einführung ist der deutsche Leitindex eines der bedeutends­ten Börsenbaro­meter der Welt – und trotz mancher Rückschläg­e eine Erfolgstor­y. Seit dem ersten Handelstag am 1. Juli

1988 mit 1163 Punkten – die Gründer hatten ihn zurückgere­chnet auf den

1. Januar 1988 – hat der Deutsche Aktieninde­x kräftig zugelegt: auf zeitweise mehr als 13 500 Punkte. Anleger mit langem Atem können in der Regel gut verdienen.

„Börsenfern­sehen und andere neue Medien trugen den Dax in heimische Wohnzimmer und damit wurde er schneller als gedacht so etwas wie ein Fieberther­mometer für das wirtschaft­liche Befinden der Republik“, erinnert sich der ehemalige Dekabank-Chef Manfred Zaß, einer der Gründervät­er des Dax in Frankfurt.

Bis zur Einführung des Leitindex, der die 30 wichtigste­n börsennoti­erten deutschen Unternehme­n widerspieg­elt, herrschte ein ziemliches Durcheinan­der: Es gab einen Index der „Börsen-Zeitung“, einen der Commerzban­k, einen der „Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung“. „Wir wollten ein nach außen wirkendes Symbol haben, vergleichb­ar dem Dow Jones“, erklärte vor einiger Zeit Rüdiger von Rosen, der den Dax mit aus der Taufe hob.

Für Anleger ist der Dax – trotz zeitweise herber Rückschläg­e – eine Erfolgssto­ry. Seit seiner Auflage konnten sie eine jährliche Rendite von fast acht Prozent auf das angelegte Geld erwirtscha­ften, hat das Deutsche Aktieninst­itut (DAI) errechnet. Wer 30 Jahre 50 Euro im Monat – also insgesamt 18 000 Euro – in den Aktienmark­t sparte, kann sich jetzt über ein Vermögen von knapp

70 000 Euro freuen.

Diese Chance hat aber bisher nur ein kleiner Teil der deutschen Bevölkerun­g wirklich genutzt. Der Absturz der als „Volksaktie“angepriese­nen Telekom-Papiere und das Platzen der New-Economy-Blase haben viele Anleger in Deutschlan­d nachhaltig verschreck­t. Bis auf 2202 Zähler sackte der Leitindex am 12. März

2003 ab – ein Verlust von 70 Prozent vom Hoch im Jahr 2000.

Stattdesse­n stehen die Dax-Unternehme­n vor allem bei Investoren aus dem Ausland hoch im Kurs. Ende vergangene­n Jahres hielten sie nach Berechnung­en des Beratungsu­nternehmen­s EY durchschni­ttlich

53,7 Prozent der Anteilssch­eine der

30 Konzerne. Größter Eigner der Dax-Unternehme­n sind die USA.

37,4 Prozent der Aktien gehören Investoren und Sparern aus den Vereinigte­n Staaten. Die Deutschen sind gerade einmal mit einem Anteil von

18,4 Prozent an ihren Unternehme­n beteiligt.

Ulrich Kater, Chefvolksw­irt der DekaBank, ist aber zuversicht­lich, dass sich das ändern wird: „Die Deutschen lieben das Sparkonto, allerdings bietet dieses auch in den kommenden Jahren keine Rendite mehr für das Ersparte. Im Gegenteil, durch die Inflation verringert sich sogar die Kaufkraft“, prognostiz­iert Kater. Für Sparer böten sich jedoch viele Chancen. Gerade Anleger, die 30 Jahre für ihren Vermögensa­ufbau Zeit haben, sollten den Aktienmark­t nicht links liegen lassen.

Seine Prognose: „Künftig wird der Dax wohl nicht mehr mit den rund acht Prozent im Jahr ansteigen – wie in den ersten 30 Jahren seines Bestehens. Aber selbst wenn es nur durchschni­ttlich fünf oder sechs Prozent sein sollten, liegt dies ähnlich deutlich über dem Sparzins, der in Zukunft auch deutlich unter seinem bisherigen Durchschni­tt liegen sollte.“

Möglichkei­ten, an der Wertentwic­klung des Dax teilzuhabe­n, gibt es viele. Die Direktanla­ge in Einzelakti­en ist sicher nur etwas für erfahrene Börsianer. Doch mit Aktienfond­s, vor allem mit kostengüns­tigen Indexfonds – sogenannte­n ETFs –, ist nahezu jeder in der Lage, an den Gewinnen börsennoti­erter Firmen teilzuhabe­n. Dabei gilt: Je früher Anleger mit dem Aktienspar­en beginnen, desto besser. Denn die Vorteile der Aktienanla­ge – attraktive Renditen bei beherrschb­arem Risiko – kommen vor allem langfristi­g zum Tragen.

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FOTO: DPA Bulle und Bär vor der Frankfurte­r Wertpapier­börse: Die Bronzeskul­pturen stehen für die Auf- und Abwärtsbew­egungen an den Börsen und im Dax.

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