Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Entjudungsinstitut“der Kirche wird erforscht
Bund unterstützt Aufarbeitung der 1939 von „Deutschen Christen“in Eisenach gegründeten Institution
EISENACH/BERLIN (epd) - Der Bund unterstützt die Aufarbeitung der Geschichte des Eisenacher kirchlichen „Entjudungsinstitutes“mit 250 000 Euro. Der Haushaltsausschuss des Bundestages habe die Mittel für entsprechende Projekte der Stiftung Lutherhaus Eisenach bewilligt, teilte das Museum mit. Gefördert würden insbesondere die neue Sonderausstellung im Lutherhaus, eine begleitende wissenschaftliche Tagung sowie Veranstaltungen und pädagogische Programme.
Die Förderung des Bundes erlaube eine hochwertige und nachhaltige museale Darstellung des „Entjudungsinstitutes“, sagte der wissenschaftliche Leiter und Kurator der Stiftung Lutherhaus Eisenach, Jochen Birkenmeier. Die öffentlichkeitswirksame Aufarbeitung der berüchtigten Einrichtung aus der NS-Zeit ist nach seinen Worten „längst überfällig“.
In Vorbereitung der neuen Sonderausstellung hatte Birkenmeier erst vor Kurzem die Bevölkerung um Mithilfe gebeten. Für die Exposition mit dem Titel „Erforschung und Beseitigung. Das kirchliche 'Entjudungsinstitut' 1939 bis 1945“suche man Zeugnisse wie Fotos, Aufzeichnungen, Gegenstände und persönliche Erinnerungen.
Bibel im NS-Geist
Das Eisenacher „Entjudungsinstitut“war am 4. April 1939 auf Betreiben führender „Deutscher Christen“durch elf evangelische Landeskirchen gegründet worden, die Gründungsfeier fand am 6. Mai 1939 auf der Wartburg statt. Ziel seiner Tätigkeit war unter anderem die Tilgung sämtlicher jüdischer Spuren in der Bibel. So brachte der Arbeitskreis „Volkstestament“bereits 1941 ein „entjudetes“Neues Testament unter dem Titel „Die Botschaft Gottes“heraus. Der Arbeitskreis „Glaubensbuch“veröffentlichte im gleichen Jahr einen „judenreinen“Katechismus für Schule und kirchlichen Unterricht unter dem Titel „Deutsche mit Gott“.
Der Arbeitskreis „Gesangbuch“empfahl 1941 das von der „Nationalkirchlichen Einung Deutsche Christen“herausgegebene Gesangbuch „Großer Gott wir loben dich“zur Erprobung und Nutzung in den Kirchen. Das Wirken des Institutes ist bereits Thema der 2015 neu eingerichteten und bereits mehrfach ausgezeichneten Dauerausstellung des Lutherhauses.