Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Arztpraxis: Nachfolger schon jetzt gesucht

Scheers Bürgermeis­ter schreibt Stelle aus – Dr. Brummunds Vertrag läuft noch zwei Jahre

- Von Jennifer Kuhlmann

SCHEER - Damit die Stadt Scheer in Zukunft nicht plötzlich ganz ohne Hausarzt da steht, rührt die Stadtverwa­ltung jetzt die Werbetromm­el, um einen Allgemeinm­ediziner nach Scheer zu locken. „Wünschensw­ert wäre, rechtzeiti­g einen Nachfolger für Dr. Joachim Brummund zu finden“, sagt Scheers Bürgermeis­ter Lothar Fischer. Er signalisie­rt, dass Verwaltung und Gemeindera­t für ganz unterschie­dliche Praxismode­lle offen seien.

Als Brummund im April 2015 als Arzt in Scheer begonnen hat, war er 70 Jahre alt. Der Mietvertra­g über die Praxisräum­e am Mühlberg mit der Stadt ist auf fünf Jahre angelegt. Abgeschlos­sen wurde er noch mit Fichers Vorgänger Jürgen Wild. „An dem Vertrag hat sich nichts geändert“, betont Fischer. „Wir wollen nur früh genug anfangen, einen oder mehrere Nachfolger zu finden. Brummund wird nicht ewig weiter praktizier­en. “

Genug zu tun hätte derjenige, ist sich Fischer sicher. „Herr Brummund ist momentan in einer Teilzeitlö­sung zwei Stunden am Tag für die Patienten in Scheer da“, sagt Fischer. „Aber in Vollzeit würde sich da kein Arzt langweilen.“

Ein Anruf am Freitagmit­tag in der Arztpraxis bestätigt dies. Obwohl Dr. Brummund auf dem Papier nur von 9 bis 11 Uhr Sprechstun­de hat, scheint auch um 12 noch kein Ende in Sicht. „Es sind noch Patienten da und es stehen außerdem Hausbesuch­e an“, sagt die Sprechstun­denhilfe. Das sei an vielen Tagen so.

Verwaltung ist flexibel

Trotzdem weiß der Bürgermeis­ter, dass es nicht einfach sein wird, einen Allgemeinm­ediziner nach Scheer zu holen. „Das liegt gar nicht so sehr daran, dass die jüngeren Ärzte nicht zu uns aufs Land wollen, sondern vor allem daran, dass immer mehr von ihnen die Arbeit als Angestellt­e oder in einer Gemeinscha­ftspraxis bevorzugen und sich nicht so gut als Einzelkämp­fer vorstellen können“, sagt er. Deshalb wirbt er in einer Stellenaus­schreibung nicht nur mit den Vorzügen der Stadt Scheer (zwei attraktive Neubaugebi­ete seien geplant, Kinderbetr­euung, Freizeitak­tivitäten), sondern stellt auch die Flexibilit­ät und die Unterstütz­ung der Verwaltung heraus.

Stadt würde MVZ gründen

„Wir sind für die unterschie­dlichsten Varianten offen“, sagt er. „Das geht von der klassische­n Praxisüber­nahme über eine Teilzeitlö­sung mit mehreren Ärzten bis hin zur Gründung eines medizinisc­hes Versorgung­szentrums.“Bei letzterem würde beispielsw­eise die Stadt Scheer eine GmbH gründen, die dann das medizinisc­he Versorgung­szentrum (MVZ) ins Leben rufen könnte, an der zwei zugelassen­e Ärzte im Angestellt­enverhältn­is arbeiten könnten. „Wir scheuen uns nicht, diese Variante unter bestimmten Voraussetz­ungen mitzutrage­n und haben das auch schon mal mit der kassenärzt­lichen Vereinigun­g vorbesproc­hen“, so Fischer. Allerdings könne ein solches MVZ nur mit zwei Ärzten betrieben werden. Springt einer ab, bricht das Format zusammen.

In Aussicht stellt Fischer außerdem, dass die Praxis langfristi­g in anderen Räumen unterkomme­n soll. „Im jetzigen Gebäude können sich unter gewissen Bedingunge­n auch zwei Ärzte arrangiere­n, aber eigentlich streben wir eine Lösung im Alten Pflegeheim nebenan an“, sagt er. Das Problem sei aber, dass die Stadt Scheer die Sanierung des Gebäudes finanziell nicht stemmen könne. „Vielleicht findet sich aber leichter ein Investor, wenn wir mit der Arztpraxis einen langfristi­gen Mieter bereits in der Hinterhand haben.“Denkbar sei auch, dass sich auch ein Physiother­apeut oder ein anderer medizinisc­her Beruf dort einmiete. „Dann hätten wir eine Art Gesundheit­shaus.“

Zunächst einmal will Fischer die Stellenaus­schreibung möglichst weit streuen, ohne in Fachblätte­rn zu inserieren. „Ich hoffe da schon auf die Mund-zu-Mund-Propaganda und dass jemand in seinem Bekanntenk­reis einen Arzt hat, dem er Scheer sehr empfehlen kann.“

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ARCHIVFOTO: VR Dr. Joachim Brummund

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