Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Binger Drittklässler erleben den Wald
Das Ökomobil des Regierungspräsidiums ist zu Gast – Kinder forschen und entdecken
BINGEN - Aufgeregt läuft Hannes über den Waldweg. „Frau Linder, Frau Linder, da ist ein Frischling!“Mit dem Finger zeigt der Junge ins Unterholz. Und tatsächlich: Da hockt der Frischling und bewegt sich nicht. Kann er auch nicht – er ist aus Holz.
Hannes geht in die dritte Klasse der Grundschule in Bingen und ist wie seine 13 Klassenkameraden eifrig bei der Sache. Das Ökomobil des Regierungspräsidiums Tübingen ist da, und die Mitarbeiter Sabine Reußink und Vito Tisci haben viel Spannendes mit den Kindern vor. Was gibt es alles im Wald? Wer lebt da, und was macht er für ein Geräusch? Wie hängt alles zusammen, und was könnte ein Storch mit einem Wolf zu tun haben? Antworten auf viele solcher Fragen haben die Kinder am Donnerstag erhalten.
„Zuerst haben wir am Ökomobil erlebnispädagogische Spiele gemacht“, sagt Klassenlehrerin Christine Linder. Anschließend ging es in den Wald. Sabine Reußink und Vito Tisci hatten alles präpariert und zwölf Holztiere versteckt, die die Kinder suchen sollten. Gar nicht so leicht, auf Anhieb gefunden wurden nur sieben – und das, obwohl jedes Kind sogar mit einem eigenen Fernglas ausgestattet war. Für eine spannende Geräuschkulisse sorgte Vito Tisci, der gerade ein freiwilliges ökologisches Jahr macht. Per App löste er verschiedene Tiergeräusche aus, den Lautsprecher hatte er im Wald versteckt.
Kinder schreiben an sich selbst
„Den Kindern wird ganz viel erklärt, sie können Tiere suchen, in einem Behälter mit zum Ökomobil nehmen und dort bestimmen“, sagt Christine Linder. „Hier wird geforscht, was das Zeug hält.“Vor einem Jahr habe sie ihre Klasse angemeldet – das Angebot des Regierungspräsidiums ist begehrt.
Zurück am Ökomobil erklärt Tisci, was als Nächstes dran ist. Die Kinder erhalten Schalen, in die sie ihre Fundstücke legen können. Zapfen, Blätter oder Totholz: Erlaubt ist alles. Außerdem bekommen die Drittklässler Behälter, in die sie Tiere hineintun dürfen – zur Not auch mithilfe eines Pinsels, „aber nur, wenn sie hartnäckig sind“. Generell gelten im Wald und im Umgang mit seinen Bewohnern die „drei L“: langsam, leise und lieb. Die Kinder halten sich daran. Nele lässt ihren Schmetterling denn auch lieber gleich wieder frei, ihm gefällt es nämlich überhaupt nicht in seinem kleinen Glas. Vito Tisci erklärt noch, wie man eine Lupe richtig benutzt, und schon geht’s wieder in den Wald.
Später schreiben die Kinder noch Briefe an sich selbst. „Sie sollen notieren, was ihnen gefallen hat, was sie gelernt haben“, sagt Tisci. Zur Auswertung nehmen die Mitarbeiter des Ökomobils diese Briefe erst mit und schicken sie den Kindern dann nach Hause. Außerdem dürfen die Drittklässler sich im Wald noch ein Lager bauen – „Pinkel-City und Darmstadt inklusive“, sagt Tisci augenzwinkernd. Eigentlich war sogar geplant, die Nacht im Wald zu verbringen und unter freiem Himmel zu schlafen. Doch diesem Vorhaben hat das Wetter am Donnerstag einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Wer will, schläft heute auf der Wiese an der Schule“, sagt Christine Linder. „Die anderen können in der Schule übernachten.“