Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
60 Pflegeplätze unter einem Dach
Expertin stellt im Gemeinderat erste Ideen für ein neues Pflegeheim in Pfullendorf vor
PFULLENDORF (SeK) - Dass die Stadt Pfullendorf um einen Neubau ihres Alten- und Pflegeheims nicht herumkommt, ist schon seit etwa zwei Jahren klar. In ihrer Sitzung am Donnerstag erfuhren die Gemeinderäte, wie das Konzept der neuen Einrichtung aussehen könnte. So sind insgesamt 60 Pflegeplätze vorgesehen – aufgeteilt in drei Wohngruppen mit jeweils 15 und eine Kurzzeitpflege mit maximal 15 Plätzen. Die Betreuung der Bewohner soll flexibler gestaltet werden, bei den Mahlzeiten wird eine Kooperation mit dem Krankenhaus angestrebt. In Stein gemeißelt sind diese Vorschläge allerdings noch nicht: Zunächst einmal sind die Gemeinderatsfraktionen dazu aufgerufen, die Vorschläge intern zu diskutieren.
Begleitet wird die Entwicklung des neuen Konzepts von Annerose Knäpple. Sie ist Geschäftsführerin der aku GmbH in Bad Dürrheim, die sich als Unternehmensberatung im Sozialbereich versteht. Knäpple hatte dem Pfullendorfer Spitalfonds, der das Alten- und Pflegeheim betreibt, bereits bei der Ausgestaltung der Tagespflege und des ambulanten Pflegedienstes zur Seite gestanden. „Mit dem Angebot von stationär bis ambulant verfügt der Spitalfonds über eine vorbildliche Struktur“, sagte Knäpple in der Gemeinderatssitzung. Das gelte allerdings nicht für das Gebäude, in dem sich das Altenund Pflegeheim befindet – ein ehemaliges Krankenhaus.
„Die Weiterentwicklung des Pflegeheims scheitert an dessen räumlichen Verhältnissen“, sagte Annerose Knäpple. Das liegt nicht zuletzt an der Landesheimbauverordnung, die für die Zukunft nur noch den Betrieb von Einzelzimmern erlaubt – und davon auch nur maximal 15 pro Stockwerk. Die Umsetzung dieser Vorgaben würde den wirtschaftlichen Betrieb des Heims im bisherigen Gebäude unmöglich machen.
Wichtig für die stationäre Unterbringung ist den Verantwortlichen, dass sie sich so nah wie möglich an der Tagesstruktur orientiert, die die Bewohner von zu Hause mitbringen. Insgesamt soll die Pflege in den Hintergrund und die Hausgemeinschaft in den Vordergrund rücken. So könnte ein gemeinsamer Ess-, Wohn- und Aufenthaltsbereich zum Kernstück jeder Wohngruppe werden. Ansprechpartner für Bewohner sollen eher Mitarbeiter mit hauswirtschaftlichem Schwerpunkt sein. „Pflegekräfte wären nicht mehr ständig in der Einrichtung präsent, sondern würden ambulant je nach Bedarf eingesetzt“, sagte Annerose Knäpple.
Die Kurzzeitpflege soll von der Dauerpflege räumlich getrennt werden. Dafür sprächen vor allem Gründe aus dem zwischenmenschlichen Bereich, sagte die Expertin. „Kurzzeitpflege-Gäste werden in stationären Einrichtungen oft als Eindringlinge auf Zeit wahrgenommen.“Das soll im neuen Pflegeheim eher vermieden werden – auch wenn damit der Organisationsaufwand steigen würde. Generell sollen auch die neue Einrichtungen ausschließlich Menschen aus dem Einzugsbereich des Spitalfonds offen stehen – trotz regelmäßiger Anfragen beispielsweise aus der Bodenseeregion. „So sieht es auch der Stiftungsauftrag vor“, sagte Bürgermeister Thomas Kugler.
Grundsatzbeschluss soll folgen
„So wie bisher können wir nicht weitermachen“, sagte Wolfgang Scheitler, Leiter des Alten- und Pflegeheims. „Wir brauchen Strukturen, mit denen wir für die nächsten 20 bis 25 Jahre zukunftsfähig sind.“Parallel zur inhaltlichen Weiterentwicklung sollten sich Stadtbaumeister JörgSteffen Peter und ein Architekt Gedanken über ein räumliches Konzept machen. In ihrer nächsten Sitzung am 19. Juli sollten die Gemeinderäte möglichst einen Grundsatzbeschluss für einen Neubau fassen.
Laut Bürgermeister soll die Planung bis 2020 abgeschlossen sein, damit das neue Pflegeheim 2021/22 gebaut werden kann. Offen ist noch, an welchem Standort die Einrichtung entsteht. „Zwei Standorte kommen nach wie vor infrage“, sagt Hauptamtsleiter Hans-Jürgen Rupp. Im Gespräch sind der Stadtgarten und ein weiterer Standort, den die Stadtverwaltung allerdings noch nicht verraten will. „Wo das neue Pflegeheim entstehen soll, wollen wir aber auf jeden Fall noch in diesem Jahr entscheiden“, sagt Rupp.