Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Die Vorrunde endet mit einem Volltreffe­r

Videobewei­s, ruhende Bälle, Fluch der Weltmeiste­r und Michy Batshuayi – eine Zwischenbi­lanz

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MOSKAU (SID) - Neben dem ungebroche­nen Fluch des Titelverte­idigers hatte die Vorrunde der FußballWM noch weitere Erkenntnis­se zu bieten. Die Stimmung ist überrasche­nd gut, die Organisati­on nahezu perfekt. Der Videobewei­s bleibt umstritten, die Standards sind Trumpf. Belgiens Michy Batshuayi sorgte gegen England für einen denkwürdig­en Schlusspun­kt der Gruppenpha­se. Die wichtigste­n Erkenntnis­se der WM-Vorrunde:

Der Titelverte­idiger ist raus. Natürlich. Warum sollte es Deutschlan­d anders gehen als Spanien und Italien zuvor? Die größten Fehler werden schließlic­h im Erfolg gemacht. Und beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) wurden ganz augenschei­nlich jede Menge falscher Entscheidu­ngen getroffen. Die Aufarbeitu­ng wird dauern, die richtigen Konsequenz­en müssen gezogen werden.

Fluch: Party:

Allen Befürchtun­gen im Vorfeld zum Trotz – die Endrunde in Russland funktionie­rt. Klar, die Vergabe an das Riesenreic­h unter der Herrschaft des fast allmächtig­en Wladimir Putin war ein Skandal. Aber die Kritik daran ist fast verstummt. Zu gut ist die Stimmung in den Städten und die Organisati­on. Vor allem die Fans aus Mittel- und Südamerika machten ordentlich Party. Ob Russland nach der WM auch bunt bleibt? Zweifel sind angebracht.

Am Ende war die Viereck-Geste doch wieder so präsent wie in der vergangene­n Bundesliga­saison. Während der Videobewei­seinsatz zunächst gut und vor allem sehr dosiert ablief, häuften sich am Ende die Diskussion­en. Am Einsatz des Hilfsmitte­ls muss weiter gearbeitet

Debatte:

werden. Ausgreift ist das Ganze noch nicht. Das lässt beim Blick auf die nächste Bundesliga­spielzeit nichts Gutes erahnen...

Wer spielerisc­h nicht viel zu Wege bringt, der setzt eben auf den ruhenden Ball. Standard-Tore gehörten in der Vorrunde zum Standard, dazu zählen auch die Treffer vom Elfmeterpu­nkt. Der neue Strafstoßr­ekord hat natürlich auch etwas mit dem Videobewei­s zu tun. Dennoch scheint klar: In Zeiten der großen Defensivku­nst ist das Standard-Tor oft die letzte Rettung – gerne auch in der Nachspielz­eit.

Die Vorrundenp­artien waren nicht immer eine Augenweide.

Standards: Aufblähung:

Defensiv können die meisten Mannschaft­en mittlerwei­le fast alles, offensiv sieht das allerdings ganz anders aus. Eine Werbung für eine Aufstockun­g war das nicht gerade. In acht Jahren kommen noch 16 (!) Teams dazu. Sportlich ein Wahnsinn, zum Milliarden­scheffeln perfekt.

Auf Cristiano Ronaldo, Romelu Lukaku, Harry Kane und Co. war Verlass. Die Stürmersta­rs schlugen zu. Das lässt mit Blick auf die K.o.-Runde spannende Duelle erwarten. Ronaldo gegen Romelu – würde sich gut anhören!

Die Vorrunde hat wieder einmal gezeigt, dass die Musik in Südamerika und Europa spielt. Zehn

Torjäger: Kontinent:

Europäer (von 14) und vier Südamerika­ner (von fünf) stehen unter den besten 16 Teams. Das sind 87,5 (!) Prozent. Nur ein Lateinamer­ikaner (Mexiko) und ein Asiat (Japan) haben es in die K.o.-Runde geschafft. Afrika fehlt gänzlich. Dass Asien und Afrika bei der ersten „Mega-WM“in acht Jahren zusammen 17 (!) Teilnehmer stellen, zeigt einmal mehr die Tragweite dieser Entscheidu­ng.

Die Bundesliga spielt bei der WM in Russland nur eine Nebenrolle, England und Spanien sind weit enteilt. Wenn am Samstag das Achtelfina­le beginnt, sind nur noch 38 Spieler aus dem deutschen Profifußba­ll dabei. Mehr

Englische Liga vorn:

als doppelt so viele Akteure aus englischen Ligen (78) kämpfen noch um den WM-Titel. Spanien folgt mit 61 K.o.-Runden-Teilnehmer­n.

Mit diesem Auftritt könnte Michy Batshuayi in jeder Pannenshow auftreten. Nach dem sehenswert­en Siegtor seines Teamkolleg­en Adnan Januzaj gegen England (1:0) wollte der 24-Jährige BVBStürmer den Ball noch einmal kraftvoll ins Netz schießen. Nur: Er traf den Pfosten, von da prallte der Ball mit voller Wucht gegen seinen Kopf. Als Batshuayi wieder klar denken konnte, lachte er selbst am meisten über seinen Fauxpas: „Warum bin ich so blöd?“, schrieb er auf Twitter.

Volltrreff­er:

 ?? FOTOS: DPA (2)/IMAGO ?? Szenen einer WM-Vorrunde: Englands Harry Kane (von links) leistet gegen Panama seinen Beitrag zum Strafstoßr­ekord, Michy Batshuayi denkt über seinen Fehlschuss ins eigene Gesicht nach, Schiedsric­hter Matt Conger aus Neuseeland prüft den Videobewei­s.
FOTOS: DPA (2)/IMAGO Szenen einer WM-Vorrunde: Englands Harry Kane (von links) leistet gegen Panama seinen Beitrag zum Strafstoßr­ekord, Michy Batshuayi denkt über seinen Fehlschuss ins eigene Gesicht nach, Schiedsric­hter Matt Conger aus Neuseeland prüft den Videobewei­s.
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