Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Die DFB-Spieler in der WM-Einzelkritik
MANUEL NEUER KEVIN TRAPP JOSHUA KIMMICH MATTHIAS GINTER JÉROME BOATENG MATS HUMMELS NIKLAS SÜLE ANTONIO RÜDIGER JONAS HECTOR MARVIN PLATTENHARDT LEON GORETZKA NOTE 4
Gewann den Wettlauf gegen die Zeit nach seiner achtmonatigen Verletzungspause. Der Torhüter war noch der beste DFB-Akteur, verhinderte aber auch keine Niederlage. Gegen Südkorea mit Patzern, plötzlich ging auch ihm das Selbstverständnis flöten. Ließ als Kapitän bei den internen Querelen absolute Macht vermissen.
MARC-ANDRÉ TER STEGEN NOTE 3
Der Keeper des FC Barcelona machte sich über Monate – siehe Neuer – Hoffnungen auf eine WM als Stammtorhüter. Die beste Nummer zwei der Welt trainierte fleißig mit, muckte nicht auf. Wenigstens das.
NOTE 3
Bekam nach dem Trainingslager den Vorzug vor Bernd Leno, der nun zum FC Arsenal wechselt. PSG-Keeper Trapp war wie Neuer ohne große Spielpraxis angereist, wurde im Training warmgeschossen und dann tatenloser Augenzeuge der größten WM-Blamage des DFB.
NOTE 5
Nach einer guten Saison beim FC Bayern, in der er in der Rückrunde schon etwas abbaute, kam der Bösinger in Russland nie auf sein Niveau und Potenzial. Interpretierte seine Rechtsverteidigerposition zu offensiv, dann fehlten Luft und Übersicht in der Rückwärtsbewegung.
NOTE 3
Der Gladbacher, als Ersatz für Kimmich eingeplant, erlebte zwei Weltmeisterschaften aus der Beobachterrolle. Den Triumph von Brasilien 2014 und die WM der Schande in Russland – einmal: schade, aber cool. Beim zweiten Mal: ärgerlich, aber vielleicht besser so.
NOTE 5
Kämpfte sich nach Verletzung heran, war aber offensichtlich noch nicht bei 100 Prozent Fitness – aber dennoch der beste Innenverteidiger, wenn auch aus eigener Schuld nur in zwei Spielen. Gegen Mexiko alleine gelassen, gegen Schweden übermotiviert – der Platzverweis als unnötiger negativer Höhepunkt.
NOTE 5
Im Mexikospiel Opfer der Konteranfälligkeit des gesamten Teams, moserte danach offen und ehrlich wie kein anderer (Pluspunkt!). Fehlte gegen Schweden, beim einzigen Sieg, verletzt. Hatte gegen Südkorea die Megachance zum 1:0, vergab kläglich. Nie der erhoffte Stabilisator.
NOTE 5
Kam nur zu einem Einsatz, trotz starker Rückrunde bei Bayern wurde ihm gegen Schweden Rüdiger vorgezogen. In der Partie gegen Südkorea nervös und fahrig, technische Defizite, Probleme im Spielaufbau. Wo waren seine Bärenruhe und sein Selbstvertrauen?
NOTE 5
Ein Einsatz – ein Problemfall. Weil er gegen Schweden ein steter Unsicherheitsfaktor in der zentralen Abwehr war, weit entfernt von der teils stabilen Form beim FC Chelsea, nahm ihn Löw für das letzte Gruppenspiel wieder aus dem Team.
NOTE 4
Gegen Mexiko vergrippt in Watutinki geblieben, in Spiel zwei und drei mit viel Einsatz, auch als Antreiber über die linke Abwehrseite nach vorne, aber ohne Effizienz und Durchsetzungsvermögen. Kaum gute Flanken. Immerhin: In der Rückwärtsbewegung einigermaßen stabil, bügelte einiges aus.
NOTE 4
Einer der „ärmsten Hunde“. Kam wegen Hectors Grippe im Auftaktspiel gegen Mexiko unverhofft zum Einsatz, wurde im Spielaufbau von den Kollegen geschnitten. Ohne viele Ballkontakte, aber wenigstens ohne große Patzer.
NOTE 5
Bekam nur eine Chance, im letzten Gruppenspiel gegen Südkorea. Agierte nervös und verunsichert, kollabierte vor der Wucht der Aufgabe spielerisch. Schlimme Fehlpässe, keine Flanken von der rechten Seite. Darf aber wiederkommen, macht nun bei Bayern einen Neustart.
SAMI KHEDIRA TONI KROOS SEBASTIAN RUDY ILKAY GÜNDOGAN THOMAS MÜLLER JULIAN BRANDT MESUT ÖZIL JULIAN DRAXLER MARCO REUS TIMO WERNER MARIO GOMEZ NOTE 6
Einer der größten Verlierer. Dem defensiven Mittelfeldspieler wurde von den Gegnern vor Augen geführt, dass seine Zeit auf höchstem Niveau vorbei sein könnte. Steckte die Kollegen mit seiner Unsicherheit an, konnte Kroos nicht als Assistent dienen.
NOTE 5
Wurde zurecht für seinen Geniestreich gefeiert, als er den LastMinute-Freistoß gegen Schweden in den Winkel drehte. Aber sonst? Kein Vergleich zu seiner dominanten Rolle als Ballverteiler und Passmaschine wie bei Real Madrid. Gegen Mexiko und Schweden (bis auf den Genistreich) schwächster Mann, gegen Südkorea nicht gut.
NOTE 3
Durfte gegen die Schweden für Khedira ins defensive Mittelfeld. Begann schwungvoll, lief und ackerte – dann endete seine WM abrupt: Nasenbeinbruch nach einem Zweikampf. Nach der OP keine Option fürs Südkorea-Spiel. Pech.
NOTE 4
Bei Manchester City tritt er unter Pep Guardiola viel bestimmter und selbstbewusster auf. Die ErdoganAffäre und Pfiffe beim Test in Leverkusen haben ihn verunsichert. Kam gegen Schweden für Rudy, machte seinen Job ordentlich. Dann aber zog Löw ihm wieder Khedira vor.
NOTE 6
Eine WM zum Vergessen für den Torschützenkönig von 2010 und den Weltmeister von 2014. Beim Bayernprofi ging alles schief, von ihm hat man keine (torgefährliche) Szene im Kopf. Ein Schatten der Figur „es müllert“. Gegen Südkorea nur noch Joker – ohne Effekt.
NOTE 3
Traute sich was bei seinen Jokereinsätzen. Ihm war die Last und Bürde, unter der die Weltmeister ächzten, nicht anzumerken. Zwei flotte Auftritte, zwei Pfostenschüsse. Warum nur gab Löw dem Rechtsaußen von Leverkusen gegen Südkorea keine Chance von Beginn an?
NOTE 4
Auf ihn schossen sich Ex-Nationalspieler, Teile der Öffentlichkeit und sonstige Populisten am meisten ein. Sein beharrliches Schweigen zu den Erdogan-Fotos half ihm am allerwenigsten. Auf dem Platz selbst war er noch einer der Bemühteren, auch wenn auch er viele Alibipässe spielte und für seine Verhältnisse zu wenige Chancen kreierte. Gegen Schweden geschont. Da machte die DFB-Elf noch ihr bestes Spiel.
NOTE 6
Als Confed-Cup-Kapitän der Perspektivelf zum besten Spieler des Turniers gewählt. Ein Jahr später nach zwei Startelf-Einsätzen von Löw aus der Mannschaft genommen. Der PSG-Star war nicht mehr als ein Mitläufer, weit unter seinem Potenzial.
NOTE 5
Wurde nach seinem passablen Einsatz als Joker zum Auftakt und dem Tor gegen Schweden als großer Hoffnungsträger auserkoren. Der Offensivspieler tauchte jedoch total ab, als es gegen Südkorea um alles ging. Kein Führungsspieler, kein Anführer.
NOTE 4
Als Mittelstürmer überfordert, aber auch nicht richtig eingesetzt. Liebt das Konterspiel, den ÜberfallFußball von RB Leipzig. Das ist im DFB-Team nicht gefragt. Seine besten Momente hatte er, da pfeilschnell, als Linksaußen, war so in der Entstehung zwei Treffer gegen Schweden beteiligt.
NOTE 4
Drei Joker-Einsätze für den VfBStürmer, unterm Strich: ohne Tor. Der Routinier war jedoch nach seiner Einwechslung gegen Schweden wichtig, weil Werner dann auf Linksaußen rücken konnte und Gomez den Prellbock im Zentrum gab. Haute sich rein, half aber am Ende nichts. (Patrick Strasser)