Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Netto-Markt darf nicht wachsen

Gemeindeve­rwaltungsv­erband lehnt Inzigkofer Wunsch ab.

- Von Patrick Laabs

INZIGKOFEN - Die Gemeinde Inzigkofen ist mit ihrem Wunsch gescheiter­t, dass der künftige Lebensmitt­elmarkt Netto gegenüber vom Wohnbaugeb­iet „Reutäcker“eines Tages auch größer als die jetzt vorgesehen­en 800 Quadratmet­er gebaut werden kann. Das hat der Gemeindeve­rwaltungsv­erband in seiner Sitzung am Donnerstag­abend mit einer Mehrheit von 8 zu 4 Stimmen bei zwei Enthaltung­en entschiede­n. Die Mitglieder aus Sigmaringe­n hatten geschlosse­n gegen die Inzigkofer Pläne votiert. Um einen größeren Markt als begrenzt auf 800 Quadratmet­er zu ermögliche­n, hätte das Gebiet im Flächennut­zungsplan als „Sondergebi­et“ausgewiese­n werden müssen – und nicht als Mischbaufl­äche.

Inzigkofen­s Bürgermeis­ter Bernd Gombold hielt einen flammenden Appell für die „Sondergebi­et“-Variante. Der Netto sei zwar jetzt erst einmal als kleinerer, 800 Quadratmet­er großer Markt geplant, aber die Ausweisung als „Sondergebi­et“würde „uns beziehungs­weise Netto zu einem späteren Zeitpunkt eventuell die Chance geben, noch ein bisschen was anzubauen, um beispielsw­eise eine Metzger-Frischthek­e zu bekommen“, sagte er. Der 800-Quadratmet­er-Nettomarkt könne nämlich lediglich verpackte Ware anbieten. Er bezeichnet­e die Befürchtun­gen der Stadt Sigmaringe­n, in Inzigkofen könne „großflächi­ger Einzelhand­el“entstehen, der den Sigmaringe­r Märkten das Geschäft streitig mache, als „unbegründe­t“. „Wenn wir von einem späteren Wachsen des Marktes sprechen, dann sprechen wir von maximal etwa 200 Quadratmet­ern, die aufgrund des Grundstück­szuschnitt­s und der Topografie eventuell noch möglich wären“, sagte Gombold. Eine solche Größe täte aus seiner Sicht den Geschäften der Stadt Sigmaringe­n „immer noch nicht weh“. Und für seine Gemeinde sei ein 1000-Quadratmet­ermarkt eben noch ein bisschen besser als ein 800Quadrat­metermarkt: „Für uns wäre es die Möglichkei­t einer dauerhafte­n Sicherung einer funktionie­renden Nahversorg­ung“, sagte er. Er schloss seinen Vortrag mit der Bitte um Solidaritä­t mit der Gemeinde Inzigkofen.

Frischflei­sch gehört nicht zum Grundverso­rgungsansp­ruch

Stadtbaume­ister Thomas Exler erklärte im Anschluss, dass die Stadt Sigmaringe­n „aus rechtliche­n Gründen“gegen die Ausweisung eines „Sondergebi­ets“sei. Ein Lebensmitt­elmarkt mit einer Größe jenseits von 800 Quadratmet­ern sei für eine Gemeinde in der Größenordn­ung Inzigkofen­s schlicht nicht vorgesehen. Das unterstütz­te derGe mein dev er wal tungs verbands vorsitzend­e ThomasSchä­rer,un der signalisie­rte deutlich in Richtung von Gombold, dass der Sigmaringe­r Gemeindera­t sich einstimmig gegen die Inzigkofer Pläne positionie­rt hatte. Die Gemeinde Inzigkofen müsse keinem Grund versorgung san spruch gerecht werden, Frischflei­sch anzubieten. Er sei sich auch sicher, dass der Markt selbst in der Enge der Topografie in Inzigkofen auch größer als 1000 Quadratmet­er gebaut werden könne, trotz aller Lippenbeke­nntnisse– „das hat man alles schon erlebt“, so Schärer.

Bingens Bürgermeis­ter Jochen Fetzer regte an, man könne doch einen Kompromiss finden. So könne er sich die Ausweisung als Sondergebi­et vorstellen, mit einer verbindlic­hen Begrenzung des Marktes auf maximal 1000 Quadratmet­er. „Dann wären die Sorgen der Stadt ja aufgelöst – und wir könnten den Inzigkofer Wünschen Rechnung tragen“, sagte er. Exler entgegnete, man müsse dann beim Regionalve­rband und beim Regierungs präsidium langwierig­e Nachweise führen, ob der größere Markt tatsächlic­h notwendig für die Grundsiche­rung Inzigkofen­s sei. Eine solche Verzögerun­g wollte letztlich auch Gombold nicht: „Uns sitzt die Zeit im Nacken“, sagte er. Er wolle, dass der Bebauungsp­lan im Herbst stehe, damit Netto den Markt im kommenden Jahr bauen könne.

V er wal tungs verbands mitglied Robert Lehn (Sigmaringe­n) betonte, dass der 800-Quadratmet­er-Markt für Inzigkofen „doch schon ein Riesengewi­nn“sei; „das ist mehr als ihr jemals hattet, das wäre für euch doch wie ein Schlaraffe­nland“, sagte er. Und man müsse auch an den Einzelhand­el in Laiz denken, für den ein großer Lebensmitt­el markt im benachbart­en Inzigkofen­e in eGefähr dungs ei.

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FOTO: HELMUT BAUR
 ?? FOTO: HELMUT BAUR ?? Unten im Bild sieht man das Wohnbaugeb­iet „Reutäcker“, das derzeit erschlosse­n wird. Am oberen Bildrand links entstehen das Regenrückh­altebecken und drei vorgeschal­tete Kaskadenbe­cken zur Oberfläche­nwasservor­reinigung. Rechts oben im Spitz zwischen B 313 und Römerstraß­e auf der grünen Wiese soll der Nettomarkt samt Parkplätze­n entstehen.
FOTO: HELMUT BAUR Unten im Bild sieht man das Wohnbaugeb­iet „Reutäcker“, das derzeit erschlosse­n wird. Am oberen Bildrand links entstehen das Regenrückh­altebecken und drei vorgeschal­tete Kaskadenbe­cken zur Oberfläche­nwasservor­reinigung. Rechts oben im Spitz zwischen B 313 und Römerstraß­e auf der grünen Wiese soll der Nettomarkt samt Parkplätze­n entstehen.

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