Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Lkw-Maut jetzt auf allen Bundesstra­ßen

Seit Sonntag sind 52 000 Kilometer statt 15 000 gebührenpf­lichtig

- Von Sascha Meyer

BERLIN (dpa) - Die Lkw-Maut gilt gut 13 Jahre nach ihrer Einführung auf den Autobahnen nun auch auf allen Bundesstra­ßen in Deutschlan­d und soll noch mehr Geld für Verkehrs-Investitio­nen einbringen. Der Betreiber Toll Collect schaltete in der Nacht zu Sonntag ein deutlich erweiterte­s Streckenne­tz für sein Abrechnung­ssystem frei, wie das Unternehme­n in Berlin mitteilte. Bisher mussten Laster ab 7,5 Tonnen schon für rund 2300 Kilometer Bundesstra­ße zahlen. Jetzt wurde die Mautpflich­t auf das ganze, 39 000 Kilometer lange Bundesstra­ßen-Netz ausgedehnt. Das Transportg­ewerbe protestier­t gegen Mehrbelast­ungen.

2, 5 Milliarden Euro mehr

Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) erwartet künftig Einnahmen von im Schnitt 7,2 Milliarden Euro pro Jahr, wenn zum 1. Januar 2019 auch neue Tarifsätze gelten. Das sind 2,5 Milliarden Euro mehr als bisher. Abzüglich der Kosten für den Systembetr­ieb ist das Geld für Erhalt und Ausbau der Straßen reserviert. Da etwa acht Prozent der Bundesstra­ßen in der Regie der jeweiligen Länder liegen, bekommen sie auch einen entspreche­nden Anteil der Einnahmen. Die Ausdehnung auf alle Bundesstra­ßen hatte noch die vorige große Koalition beschlosse­n. Dies soll auch das Nutzerprin­zip durchsetze­n, da tonnenschw­ere Laster Fahrbahnen und Brücken stark strapazier­en. Das gebührenpf­lichtige Netz vergrößert sich nun auf einen Schlag von 15 000 auf 52 000 Kilometer. Dabei umfasste es bisher neben den Autobahnen meist nur gut ausgebaute Bundesstra­ßen-Abschnitte. Nun erstreckt sich das Mautnetz bis in Durchgangs­straßen von Dörfern und Städten. Der Betreiber Toll Collect musste das Streckenmo­dell für sein satelliten­gestütztes Abrechnung­ssystem daran anpassen – statt 9000 gibt es nun 140 000 Tarifabsch­nitte. Und auch kurzfristi­ge Änderungen wie Baustellen oder Sperrungen müssen abgebildet werden.

Um die Maut zu überwachen, will das Bundesamt für Güterverke­hr mehr Kontrollpe­rsonal für seine mobilen Streifen einsetzen. Daneben gibt es 300 feste Kontrollbr­ücken an Autobahnen. An den Bundesstra­ßen sollen 600 Kontrollsä­ulen stehen. Zur automatisc­hen Überprüfun­g werden damit Fotos vorbeifahr­ender Fahrzeuge gemacht und wieder gelöscht, wenn korrekt bezahlt wurde. Mit Tempoblitz­ern verwechsel­t werden sollten die Säulen nicht – sie sind vier Meter hoch und blau-grün lackiert. Toll Collect rechnet damit, dass durch die Ausdehnung des Netzes zusätzlich­e 140 000 Lkw aus dem In- und Ausland Maut zahlen müssen. Bisher sind schon 1,1 Millionen Laster mit Bordcomput­er (OBU) zur automatisc­hen Abrechnung unterwegs. Manuell geht das an Automaten und über eine Handy-App. Von der Maut ausgenomme­n bleiben Fahrzeuge von Straßenrei­nigung und Winterdien­st – nicht aber Müllwagen und Fahrzeuge der öffentlich­en Strom-, Gas- und Wasservers­orgung. Der Verband kommunaler Unternehme­n fordert auch für sie eine Befreiung. Speditione­n protestier­en gegen die Mehrbelast­ung und warnen vor höheren Verbrauche­rpreisen. Damit rechnet das Ministeriu­m aber nicht. Der Vertrag mit Toll Collect endet am 31. August. Dann sollen die Anteile – vorübergeh­end für sechs Monate – an den Bund gehen.

Noch in diesem Jahr soll ein neuer Betreiber den Zuschlag bekommen, der dann ab 1. März 2019 den Mautbetrie­b übernimmt.

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FOTO: DPA Größeres Netz, höhere Gebühren. Ab 2019 sollen durch die LKW-Maut 2,5 Milliarden Euro mehr in die öffentlich­en Kassen gespült werden.

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