Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Wechselwille erkannt
Thomas Schärer hat den Wähler in den vergangenen acht Jahren als Bürgermeister nicht überzeugt und deshalb wurde er abgewählt. Dabei machte Schärer, abgesehen vom desolaten Blütenzauber, für den er die Verantwortung übernahm, gar nicht mal so viele sachliche Fehler, aber die Bürger haben den Eindruck, dass sich Sigmaringen unter Schärer nach dem Abzug der Bundeswehr und der lähmenden Diskussion um kriminelle Flüchtlinge nicht weiterentwickelte. Was die Bürger an Schärer nicht mochten: Er redete viel und sagte wenig. Und wenn ihm etwas nicht passte, dann verlor er die Fassung. In solchen Situationen wünschten sich die Bürger den eloquenten Wolfgang Gerstner zurück, der ganz Sigmaringen namentlich grüßte.
Thomas Schärer hat sich mit aller Kraft gegen die drohende Niederlage gestemmt, aber er konnte die Sigmaringer nicht mehr überzeugen. Sie hatten sich ihr Meinungsbild in den vergangenen acht Jahren gemacht. Der Wahlkämpfer Schärer erreichte sie nicht. Da halfen ihm auch seine Versprechen nichts mehr.
Im Vergleich zu seinem Herausforderer machte der Bürgermeister den engagierteren Wahlkampf. Er setzte die Themen, punktete mit einer Reihe von konkreten Ankündigungen wie dem halbstündigen kostenfreien Parken. In den vergangenen Tagen hatte man den Eindruck, dass Schärer mehrere Doppelgänger hatte – so wuchtig war seine Präsenz.
Ehm brauchte und konnte dies gar nicht überbieten. Er hatte den richtigen Riecher, indem er den Wechselwille des Wählers spürte. Dass er inhaltlich wenig zu bieten hatte, brachte ihm im Wahlkampf auch Kritik ein. Doch der Herausforderer blieb bei seiner Linie. Und wurde dafür belohnt.