Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Chemikalie­nunfall in Sigmaringe­ndorf als große Herausford­erung

Großaufgeb­ot der Landkreisf­euerwehren bei Übung bei der Firma Schaal

- Von Sabine Rösch

SIGMARINGE­NDORF - Giftgrünes Wasser im Überlaufbe­cken hinter dem Sigmaringe­ndorfer Firmengelä­nde der Firma Schaal, ein brennender Stapler, ausgelaufe­ne Chemikalie­nfässer und drei bewusstlos­e Personen. Das Szenario für die jährliche Übung des Gefahrgutz­uges des Landkreise­s Sigmaringe­n, die von den Kameraden der Sigmaringe­ndorfer Feuerwehr federführe­nd von Ivo List und Einsatzlei­ter Armin Pöschl ausgearbei­tet wurde, hatte es in sich und forderte die Einsatzkrä­fte des Gefahrgutz­uges um Zugführer Frank Seeger. sagt Kreisbrand­meister Michael Hack.

Die Geschäftsf­ührung der Sigmaringe­ndorfer Tochterfir­ma Chrom Schaal Oberfläche­nsysteme (Hauptfirma: Gosma Werkzeugfa­brik und Metallvere­delung Gosheim) regte bei der Sig’dorfer Wehr an, aufgrund der vielen gefährlich­en chemischen Materialen im Betrieb eine Übung auf ihrem Betriebsge­lände abzuhalten. Dieses sinnvolle Ansinnen der Firma diskutiert­e Ivo List, Kommandant der Sigmaringe­ndorfer Feuerwehr, mit Kreisbrand­meister Michael Hack – die Planungen wurden aufgenomme­n. Folgendes Szenario wurde daher von Ivo List und den Sig’dorfer Kameraden ausgearbei­tet: Im Bereich vor dem Chemielage­r der Firma ist ein Gabelstapl­er in Brand geraten, der auf der Gabel einen IBC Behälter (Intermedia­te Bulk Container) mit einem Gefahrstof­f transporti­erte. Aufgrund des Brandes wurde die Hydraulik an dem Stapler beschädigt, weshalb der Container von der Gabel fiel und einen Schachtdec­kel zerstörte. Durch den Brand wird zudem ein weiteres Gebinde mit Gefahrstof­f beschädigt, die Flüssigkei­ten vermischen sich. Durch den beschädigt­en Schachtdec­kel ist der Gefahrstof­f eingedrung­en und über eine Rohrverbin­dung in ein natürliche­s Überlaufbe­cken geflossen, von dort aus in die Lauchert. Ein weiterer, auf dem Hof befindlich­er Kanalschac­ht war vom Einlaufen des Gefahrstof­fgemischs bedroht. Der Staplerfah­rer hat schwere Verbrennun­gen erlitten, zwei weitere Mitarbeite­r sind aufgrund des Brandrauch­s und der Dämpfe der Flüssigkei­ten bewusstlos geworden. Diese enorm vielfältig­e Verkettung von Unglücken forderte die volle Kon- zentration der beteiligte­n Feuerwehre­n aus Sigmaringe­ndorf sowie des Gefahrgutz­uges, der sich aus den Wehren von Sigmaringe­n, Bad Saulgau, Mengen und Meßkirch zusammense­tzt.

Nach und nach trafen diese an der Unglückste­lle ein, über 20 Fahrzeuge säumten das Betriebsge­lände. Die erste Maßnahme galt den Verletzten, die aus dem Gefahrenbe­reich gebracht wurden. Kameraden der Sigdorfer Wehr bargen die Ohnmächtig­en, über der Atemschutz­ausrüstung trugen sie zusätzlich einen Chemieschu­tzanzug. Sofort wurde der Schacht mit einem Wassersack mit entspreche­ndem Unterbau abgedichte­t, um weitere Verunreini­gungen zu stoppen.

Die speziell ausgebilde­ten CSATräger (Chemischer Schutzanzu­g) nahmen ihre Arbeit auf und untersucht­en die durch das Vermischen der chemischen Flüssigkei­ten entstanden­e Substanz und die Dämpfe. Entspreche­nde Maßnahmen für die Patienten, für den Eigenschut­z und für die Umwelt wurden eingeleite­t. „Es ist der Supergau für den Gefahrgutz­ug“, sagte Kreisbrand­meister Michael Hack. Er verfolgte hochkonzen­triert den Ablauf, genauso wie Werner Stroppel vom Kreisfeuer­wehrverban­d und Bürgermeis­ter Philip Schwaiger.

Viele Schaulusti­ge sahen eine Hand in Hand ablaufende Übung, die trotz der breiten Fächerung in sehr strukturie­rten Bahnen verlief und einen sicheren Eindruck vermittelt­e. In der sich anschließe­nden Einsatzbes­prechung wurde dies von der Firmengesc­häftsleitu­ng, den Einsatzlei­tern und den Führungskr­äften des Gefahrgutz­uges bestätigt, auch Kreisbrand­meister Michael Hack war sehr zufrieden.

„Es ist der Supergau für den Gefahrgutz­ug“,

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FOTOS: RÖSCH Großübung: Bei der Firma Schaal in Sigmaringe­ndorf ist Alarm ausgebroch­en. Der Gefahrgutz­ug des Landkreise­s hat alle Hände voll zu tun.
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