Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Es reicht, Zeit für den Ronaldo-Messi-Rücktritt
Ihr seid beide unbestritten die besten Kicker unserer Zeit – vielleicht sogar mehr als das. Seit zehn Jahren trägt der Weltfußballer des Jahres nun eure Namen. Kinder auf dem ganzen Planeten treten mit euren Trikots gegen den
Ball – manchmal stößt ein Neymar-Jr.-Shirt dazu, doch wen kümmert es?
Seit einem Jahrzehnt muss man sich entscheiden: Messi oder Ronaldo? Unbestritten sind eure Qualitäten, unvergleichbar eure Titelsammlungen, umso unterschiedlicher eure Charaktere. Ihr seid die Ikonen eurer Länder, überstrahlt alles, prägt eure Nationalmannschaften – seid die Personifizierung eber jener. Doch ist es auch ein immenser Druck, der auf euch lastet. Und mehr als das, ihr tragt die Last eurer Generation – allein. Zu limitiert sind eure Mitspieler. Ihr verzweifel im Ländertrikot. Deshalb ist nun der Moment für den Rückzug gekommen. Ronaldo könnte er leichter fallen, er führte eine limitierte Truppe zum EMTitel – allein. Konzentriert euch auf euren Verein, holt weiter Rekorde, gewinnt Titel: Legenden seid ihr allemal – und zwar vollendete.
Zu sagen, Messi, 31, und Ronaldo, 33, die Weltfußballer unseres Vertrauens, sollten besser aufhören, halte ich für ebenso anmaßend wie manch anderen Rat, den gefühlt zwei Milliarden Nationaltrainer aller Länder via Facebook und Twitter ihren zuweilen planlos kickenden Landsleuten machen. Es sind doch die Körper von Messi und Ronaldo, nur sie können ahnen, ob sie in zwei respektive vier Jahren noch die Rasanz haben, die ihr Spiel braucht und die sie außergewöhnlich macht. Oder ob sie als eine Art Libero für Arme enden könnten wie Lothar Matthäus, der mit 37 nochmal an der WM 1998 in Frankreich teilnahm, bis die Kroaten im Viertelfinale mit einem 3:0 die Weltkarriere des Methusalems beendeten. Viel wird auch davon abhängen, für wie stark die beiden ihre nachrückenden jungen Landsleute halten. Und viel wird davon abhängen, wer ihr Trainer wird (oder bleibt) – so ein Coach soll ja nicht ganz unwesentlich sein im Fußball. Dass die Argentinier seit zwölf Jahren trotz Messi nichts reißen, hatte auch damit zu tun, dass sie zuweilen keinen Plan hatten.
Legenden seid ihr allemal – und zwar vollendete. Von Felix Alex
Eine Frage der Körper, Trainer und Mitspieler Von Jürgen Schattmann