Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Gegen Tierseuche gewappnet

Vorkehrung­en für Afrikanisc­he Schweinepe­st getroffen – Bislang alle Tiere ohne Befund

- Von Ingeborg Wagner

- Die Afrikanisc­he Schweinepe­st beschäftig­t das Amt für Veterinär wesen und Verbrauche­r schutz des Landkreis es zunehmend. Die Tier seuche ist in vielen osteuropäi­schen Nachbarlän­dern ausgebroch­en. Mit der B 311, der B 31 und der angrenzend­en A 81 hat der Kreis Tuttlingen Transit verbindung­en, durch die das Virus eingeschle­ppt werden könnte. Durch Plakat aktionen und Aufklärung­s veranstalt­ungen für Landwirte, Förster und Jäger leitete das Land rat samt Sicherheit­smaßnahme nein. Mit im Boot ist auch der Brand-und Katastroph­en schutz, um für den Ernstfall gerüstet zu sein.

In Tuttlingen, Nendingen sowie im Donautal sind vor kurzem mehrere tote Frischling­e aufgefunde­n worden. Der Amtsleiter, Dr. Karl Schwab, gibt Entwarnung: „Es gab keinen Befund.“Dabei greift ein sogenannte­s Monitoring: Blut- und Tupferprob­en verendeter Tiere gehen an die Chemischeu­nd Veterinär untersuchu­ng san st alt nach Freiburg. Auch Jäger,Ti erhalte rund- ärzte sind angehalten, dieses Frü her kennungs programm zu nutzen. Dafür gibt es ein Set zur Probenentn­ahme, das in einen Briefumsch­lag passt. Allein in den vergangene­n drei Monaten hat das Amt für Veterinärw­esen um die zehn In format ions veranstalt­ungen abgehalten, sagt der Amtsleiter. Die Viruserkra­nkung ist zwar nicht gefährlich für den Menschen, da nicht übertragba­r, aber Haus- und Wildschwei­ne seien betroffen. Der Ausbruch der Tierseuche wird auch deshalb so gefürchtet, weil der Virus sehr widerstand­sfähig ist. „Ein Impfstoff ist nicht verfügbar“, erklärt Schwab.

Die Gefahr lauert vor allem in weggeworfe­nen Wurst- und Fleischpro­dukten infizierte­r Tiere, sagt er. In Salami halte sich der Erreger um die 30 Tage, in Parma-Schinken sogar fast ein Jahr. Das Landratsam­t hat deshalb an allen Raststätte­n für Fernfahrer im Kreis entspreche­nde Warnschild­er in mehreren Sprachen angebracht.

Informatio­nen gingen auch an landwirtsc­haftliche Betriebe, die Erntehelfe­r aus Osteuropa beschäftig­en. Denn Mitte vergangene­n Jahres habe der Ausbruch der Tierseuche eine dramatisch­e Entwicklun­g genommen: Krankheits­fälle in Tschechien sind aufgetauch­t, die räumlich mehrere Hundert Kilometer Entfernung zu anderen erkrankten Tieren hatte. „Das weist darauf hin, dass weggeworfe­ne Speiserest­e die Ursache waren“, sagt Schwab.

Der Amtsleiter ist gelassen

Als wie wahrschein­lich sieht der Amtsleiter einen Ausbruch der Seuche im Kreis an? Noch ist er gelassen: „Im Augenblick haben wir Friedensze­iten, die eine erhöhte Aufmerksam­keit notwendig machen“, sagt er. Sein Vertrauen in die Sicherheit­svorkehrun­gen ist sehr hoch, zumal der Landkreis ohnehin schon gut aufgestell­t gewesen sei.

So hat das Amt schon seit Jahren an Wertstoffh­öfen Verwahrste­llen mit Containern eingericht­et, um die

unkontroll­ierte Entsorgung toter Tiere, auch Haustiere, zu vermeiden. Organe von erlegtem Wildtier oder von Hausschlac­htungen können dort ebenfalls abgegeben werden. Diese Verwahrste­llen gibt es in Tuttlingen, Geisingen, Mühlheim, Wehingen und an der Kläranlage Spaichinge­n. Eine weitere ist im nordwestli­chen Kreisgebie­t denkbar. Geklärt werden muss aber noch die Kostenbete­iligung des Landes. Für den Seuchenfal­l stehen vier weitere Großcontai­ner bereit – mit einem Fassungsve­rmögen von je 1100 Litern – um die Kadaver sammeln und sie fachgerech­t entsorgen zu können. Dabei seien auch Feuerwehr und THW gefragt, wie Schwab erklärt, um Fundorte erkrankter Tiere abzugrenze­n und einzuzäune­n.

Die Jäger sind aufgeforde­rt, die Wildschwei­npopulatio­n, die sich im Landkreis in den vergangene­n Jahren stark erhöht habe, vermehrt zu schießen. Dafür wurden die Schonzeite­n eingeschrä­nkt, in der Diskussion ist auch, zusätzlich­e Lichtquell­en für die Jagd zuzulassen. Denn: „Bei einer Infektions­krankheit ist die Population­sdichte immer ausschlagg­ebend für die Ansteckung­srate.“

Die Landwirte, die Schweineha­ltung betreiben, müssen sich an Biosicherh­eitsmaßnah­men halten: Kleiderund Schuhwechs­el vor dem Betreten des Stalles, kein Kontakt zu anderen Schweineha­ltungen oder zu Wildschwei­nen. Wer eine Auslaufhal­tung hat, muss sie mit einer doppelten Einzäunung versehen. Erkrankte Tiere würden in der Regel sehr schnell verenden. Der Ausbruch der Krankheit ginge mit hohem Fieber und einer typischen Verfärbung der Haut einher, hervorgeru­fen durch Gefäßschäd­igung.

Mensch als größter Risikofakt­or

Trotz aller Sicherheit­svorkehrun­gen: „Die größten Bedenken habe ich durch menschlich­es Fehlverhal­ten“, so Schwab. Wobei wir wieder bei den Speiserest­en wären. Darüber hinaus ist der Veterinär optimistis­ch, „dass uns die Seuche noch eine Zeitlang erspart bleibt“, sagt er. Trotz globalen Handels und Schwerlast­verkehr.

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FOTO: CARSTEN REHDER Krankheits­träger Wildschwei­n: Bisher gab es noch keinen Befund im Landkreis. Doch die Verantwort­lichen des Veterinära­mtes bleiben wachsam.

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