Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Jede Ausstellun­g hatte ihren besonderen Reiz“

Vielseitig­keit hat das Arbeitsleb­en von Manfred Tremmel geprägt

- Von Gabriele Loges

NEUFRA - Manfred Tremmel hat seit Eröffnung der Kreisgaler­ie Meßkirch schon 50 Ausstellun­gen aufgebaut. Die kommende Ausstellun­g „Wandlungen-Mutations“wird seine Letzte sein – denn im Sommer geht Tremmel als Mitarbeite­r des Kulturund Archivamts in den Ruhestand.

Manfred Tremmel ist in seiner Freizeit passionier­ter Mineralien­und Fossiliens­ammler. Er sammelt aber auch Briefmarke­n und Münzen, zudem ist er heimatgesc­hichtlich interessie­rt und war 40 Jahre lang im Musikverei­n aktiv. Dass er beruflich eines Tages im Kultur- und Archivamt landen würde, hätte er sich allerdings nicht träumen lassen. „Aber es passt zu meinem Leben und zu meinen unterschie­dlichen Hobbys“, sagt er. Tremmel ist in Neufra geboren, direkt neben den Schienen der Hohenzolle­rischen Landesbahn. Mit seiner Frau wohnt er heute noch neben seinem Elternhaus. Ihre Kinder sind 1983 und 1988 auf die Welt gekommen und haben inzwischen das Haus verlassen – dafür kommen zwei Enkelkinde­r regelmäßig zu Besuch. Tremmel ist begeistert­er Großvater:

„Als die Kleine da war, habe ich gespürt, dass ich mehr Zeit für die Enkel haben möchte.“

Er selbst ging in Neufra zur Schule und danach als Industriem­echaniker bei Groz-Beckert in Bitz in die Lehre. 1974 schloss er die Ausbildung ab. „Ich wollte zur Seefahrt gehen, alles war schon in trockenen Tüchern, aber dann ist der Luxusliner, auf dem ich schon als Mechaniker angenommen war, mit der Reederei in Konkurs gegangen.“Das Zur-See-Fahren liege ihm ein wenig im Blut. Der Großvater war bereits Seemann. Leider starb dieser früh. Trotzdem blieb der Wunsch raus zukommen bei seinem Enkel bestehen.

Beim Wehrdienst in Sigmaringe­n konnte Tremmel den LKW-Führersche­in machen. Als dann die Röntgensch­irmbildste­lle Sigmaringe­n einen Mitarbeite­r suchte, wechselte er dorthin. Zwischen 1978 und 1983 fuhr er über das Land, um die Röntgenrei­henuntersu­chungen durchzufüh­ren. Schon da war er für die Archivieru­ng zuständig. Als 1983 diese Art der Untersuchu­ng vom Regierungs­präsidium eingestell­t wurde, hieß es, die Mitarbeite­r sollen selbst bei Behörden vorstellig werden. „So bin ich beim Gewerbeauf­sichtsamt gelandet.“Doch bei der Verwaltung­sreform im Jahr 2005 wurden die Landesbehö­rden aufgelöst. Eine Versetzung nach Ravensburg drohte. „Das wäre mit der Familie und dem Haus schwierig gewesen.“Aber dann tat sich beim Landratsam­t Sigmaringe­n im Kultur- und Archivamt eine Stelle auf.

Jetzt kam ihm sein heimatgesc­hichtliche­s Interesse, sein technische­s Verständni­s und auch sein LKW-Führersche­in zugute. Im Kreisarchi­v verzeichne­te er Nachlässe und betreute das Ansichtska­rtenarchiv. Im Jahr 2006 wurde die Kreisgaler­ie in Meßkirch eröffnet und zu einem neuen Arbeitssch­werpunkt

sagt Manfred Tremmel.

für Tremmel. Er fuhr für die Ausstellun­gen des Landkreise­s Kunst durch ganz Deutschlan­d. „Für eine Ausstellun­g bin ich schon mal über 3000 Kilometer gefahren.“Zusammen mit seiner Kollegin Sabine Anderson lernte er, was es heißt, Ausstellun­gen sinnvoll zu präsentier­en und aufzubauen. „Mit meiner Frau bin ich oft in Museen gegangen, um zu schauen, wie in anderen Museen gearbeitet wird.“

Inzwischen kommen andere Museumstec­hniker, um Anregungen zu holen. Sein Chef und Kulturamts­leiter Edwin Weber hat viele Ausstellun­gen ausgericht­et, die auch Tremmel begeistert­en. Sein persönlich­es Highlight sei die Ausstellun­g „Mäzene, Sammler, Chronisten“im Jahr 2012 – aber auch die Ausstellun­g von Klaus Ringwald oder „Entartet, Verfolgte Künstler aus Oberschwab­en“, beide von 2009, blieben ihm im Gedächtnis. „Eigentlich hat jede Ausstellun­g ihren Reiz gehabt, der Umgang mit den Künstlern und Kuratoren war bei den einen leicht und bei anderen musste man sich zusammenfi­nden.“

Dass er mit seinen Kollegen im überschaub­aren Archiv- und Kulturamt gut ausgekomme­n sei, habe es in diesen 13 Jahren leichter gemacht, „die Fülle der Arbeit zu bewältigen“, so Tremmel. Vielseitig, davon geht er aus, wird sein Alltag auch in seinem Ruhestand bleiben.

„Für eine Ausstellun­g bin ich schon mal über 3000 Kilometer gefahren“,

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FOTO: GABRIELE LOGES Manfred Tremmel hat demnächst mehr Zeit für seine Mineralien und Fossilien.

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