Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Feuerwehr kämpft um ihren Standort
Ablacher Abteilung soll in Krauchenwieser Feuerwehr integriert werden.
KRAUCHENWIES/ABLACH - Krauchenwies hat ein Luxusproblem: Die Gemeinde ist, was die Versorgung mit Feuerwehren angeht, überversorgt. Fünf Feuerwehrhäuser gibt es derzeit, vier würden aber reichen. Das geht aus dem Feuerwehrbedarfsplan vor, der heute Abend bei einer Bürgerversammlung vorgestellt werden soll. Der Feuerwehrstandort im Teilort Ablach soll deshalb weichen. Am Donnerstag wird darüber im Gemeinderat entschieden.
Konkret heißt es im Gutachten der Firma Luelf & Rinke: „Zur fristgerechten Abdeckung des Gemeindegebietes besteht aus planerischer Sicht kein zwingender Bedarf für einen Standort der Feuerwehr im Ortsteil Ablach.“Die Feuerwehr aus Krauchenwies könne den Ortsteil Ablach mit abdecken. Deshalb wird empfohlen, die Abteilung Ablach, zu der derzeit 36 Feuerwehrleute plus zehn Jugendfeuerwehrleute gehören, in den Standort Krauchenwies zu integrieren.
„Wir wollen die Feuerwehr in Ablach nicht dicht machen“, stellt Bürgermeister Jochen Spieß klar, „sondern die Kräfte in Krauchenwies bündeln“. Doch der Vorstoß sorgt für heftige Diskussionen bei der betroffenen Feuerwehr im 600-Seelen-Ortsteil Ablach. „Offiziell würde nur der Standort geschlossen, für uns wäre das aber eine Auflösung“, sagt Egon Wohlhüter, der sich seit 45 Jahren in der Ablacher Feuerwehr engagiert. Man leiste seit eh und je in Ablach gute Arbeit, sei gut ausgebildet, habe sogar eine eigene Jugendfeuerwehr. „Dass man in Zeiten, in denen jede Feuerwehr händeringend nach Leu- ten sucht, einen solchen Standort einfach dicht machen will, das können wir einfach nicht nachvollziehen“, sagt auch der Ablacher Abteilungskommandant Norbert Bechinger.
Beim Unwetter an Fronleichnam Ende Mai habe sich gezeigt, wie wichtig es sei, dass die Abteilung Ablach vor Ort sei, sagt Bechinger. 15 Einsatzstellen habe die Abteilung damals gehabt. „Großlagen wie diese werden in diesem Feuerwehrbedarfsplan nicht berücksichtigt.“Dem stimmt auch der Gesamtkommandant zu: „An Fronleichnam waren wir froh, dass ein Einsatzfahrzeug im Ortsteil war.“Ein schlagendes technisches Argument, um den Standort Ablach aufrechtzuerhalten, sei das allein aus seiner Sicht aber nicht.
Ablach hat kein eigenes Gerätehaus mehr
Für die Ablacher kommt erschwerend hinzu, dass sie seit dem Abriss des Gemeindehauses kein eigenes Gerätehaus mehr haben. Übergangsweise hat sich die Ablacher Wehr in einer Garage eingemietet, die aber – laut Gutachten – nicht den Anforderun- gen an ein Feuerwehrgerätehaus entspricht. Doch in Ablach gibt man sich kompromissbereit: „Wir haben ja keine großen Ansprüche“, sagt Robert Hahn, der stellvertretende Abteilungskommandant. „Für rund 60 000 Euro könnte man zum Beispiel den Dreschschuppen so ertüchtigen, dass er den Anforderungen entspricht.“Das müsse die Feuerwehr Ablach doch wert sein. Zumal das Feuerwehrhaus in Krauchenwies auch zu klein sei. „Für uns alle haben die in Krauchenwies doch gar keinen Platz. Und wenn die Gemeinde eh Geld in die Hand nehmen muss, kann sie es doch auch in Ablach tun“, sagt Bechinger.
So einfach sei das nicht, sagt Bürgermeister Spieß. „Ein Anbau in Krauchenwies ist förderfähig, eine Investition in Ablach ist es nicht“, sagt er und verweist damit noch einmal auf den Bedarfsplan, der als Grundlage für die Zuschussfähigkeit bei Anschaffungen dient. Dazu komme, dass im Ortsteil Bittelschieß ein neues Fahrzeug gebraucht werde. „Wenn wir das Fahrzeug aus Ablach nach Bittelschieß stellen, sparen wir uns die 150 000 bis 200 000 Euro, die ein neues Fahrzeug kosten würde. „Die Bürger haben einen Anspruch darauf, dass die Feuerwehrversorgung ausreichend ist. Aber sie muss eben auch wirtschaftlich sein. Schließlich arbeiten wir hier mit Steuergeldern“, sagt Spieß und verweist darauf, dass es auch im Fußball und bei den Musikvereinen Zusammenschlüsse gebe.
„Was im Dorf einmal tot ist, kommt nie mehr“, sagt Egon Wohlhüter. „Uns wird hier die Grundlage genommen, uns zu engagieren.“Man wolle die Zusammenarbeit ja vertiefen, aber eben vom Standort Ablach aus, sagt er. „Sonst ist das wie eine Zwangsehe.“Bürgermeister Spieß hat dafür kein Verständnis: „Die Bereitschaft, in der Feuerwehr aktiv zu sein, muss über den Ortsteil hinausgehen. Sonst soll sich jeder mal überlegen, warum er eigentlich in der Feuerwehr ist.“