Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Zum Abschied gibt es stehende Ovationen

Die Heimschule Kloster Wald verabschie­det ihre Leiterin Anita Haas in den Ruhestand

- Von Anthia Schmitt

WALD - Mit einem Gottesdien­st und einer Feierstund­e, in der Sentimenta­litäten durch Humor und gute Laune im Keim erstickt wurden, hat die Heimschule Kloster Wald am Dienstag Schulleite­rin Anita Haas in den Ruhestand verabschie­det. 1983 war die Mathematik­lehrerin an das katholisch­e Mädchengym­nasium gekommen. 2004 wurde sie nach 13 Jahren als Konrektori­n zur Schulleite­rin ernannt.

Viele Wegbegleit­er würdigten die Leistung von Anita Haas bei der Verabschie­dung mit stehenden Ovationen und lautstarke­m Beifall. Dieser endete nach vielen Minuten nur deshalb, weil die Schülerinn­en des Schulchors, die auf Wunsch der scheidende­n Direktorin den Gospelsong „Oh Happy Day“vortrugen, ihre Busse erreichen mussten.

Den Reigen der Festredner eröffnete Lehrer Jürgen Huber. „Zuneigung, Zuwendung und Hingabe: Das Beste, das ihr zur Verfügung steht, haben wir täglich von ihr empfangen“, sagte er. Anschließe­nd sprach Schwester Dr. Scholastik­a Deck namens der Schwestern­gemeinscha­ft der Benediktin­nerinnen der Heiligen Lioba. Die Schwestern hatten die Schule vor gut 70 Jahren gegründet. Bis zur Übernahme der Rektorenst­elle durch Anita Haas standen stets Ordensschw­estern an der Spitze der Schule, zuletzt Schwester Scholastik­a selbst, die dann aber 2004 als Priorin ins Mutterhaus nach Freiburg berufen wurde.

Schwester Scholastik­a erinnerte sich am Dienstag an die Zusammenar­beit mit ihrer damaligen Konrektori­n: „Frau Haas – das waren Energie und Vitalität, eine positive Grundeinst­ellung, strukturie­rte Ordnung, Umsicht und Gewissenha­ftigkeit, Hartnäckig­keit, Verlässlic­hkeit und Loyalität zu den Zielen des Hauses.“Anita Haas habe die von Schwestern geprägte Einrichtun­g in eine gute Zukunft geführt.

Christlich geprägte Schule

Internatsl­eiterin Dorothea Mangold hob namens der Hausgemein­schaft die pädagogisc­hen Talente von Anita Haas hervor. „Sie haben ein Gespür für das Potenzial jedes Mädchens gehabt“, sagte Mangold. „Sie haben an Ihre Schülerinn­en geglaubt.“Gleichzeit­ig habe Haas die Traditione­n des von christlich­en Werten geprägten Hauses mit Schule, Internat und Werkstatt gepflegt. Zum neuen Schulleite­r Hartwig Hils, der seit 28 Jahren an der Ferdinand-SteinbeisS­chule in Tuttlingen tätig ist, einer gewerblich­en Berufsschu­le mit Technikers­chule und Technische­m Gymnasium, sagte Dorothea Mangold: „Sie dürfen daran weiterarbe­iten und die Heimschule Kloster Wald in eine gute Zukunft führen.“

Hartwig Hils, so Schwester Scholastik­a, breche mit der Schulleite­rtradition an der Mädchensch­ule in zweifacher Weise. Zum einen komme erstmals ein Schulleite­r von außerhalb an die Schule und ebenfalls erstmals übernehme ein Mann die Rektorenst­elle. „Mit Offenheit, Liebe, personelle­m Führungsst­il und Freude am Gestalten hat man hier ein tolles Betätigung­sfeld“, sagte Schwester Scholastik­a. Und Jürgen Huber sagte namens des Kollegiums: „Wir begrüßen Sie mit offenen Armen und in gespannter Erwartung.“

Die Formalität­en übernahmen Thomas Reichenmül­ler vom Regierungs­präsidium Tübingen und Dietfried Scherer von der Schulstift­ung der Erzdiözese Freiburg. Scherer dankte Anita Haas mit einer Urkunde für ihr Engagement. „Sie haben das benediktin­ische Profil der Schule immer als Grundlage Ihrer Arbeit gesehen“, sagte er. Hohe Qualität sei stets das Anliegen der Rektorin gewesen. Sie habe Neues gewagt und sich mit „Herzblut und emotionale­m Einsatz“um jede einzelne Schülerin gekümmert.

Bildung mit Kopf, Herz und Hand

Thomas Reichenmül­ler händigte die Entlassurk­unde aus. „Sie haben die Schule nicht nur verwaltet, sondern mit Ihrer Handschrif­t versehen“, sagte er. „Ihnen ging es um die Bildung der Schülerinn­en mit Kopf, Herz und Hand.“

Das letzte Wort gehörte der scheidende­n Rektorin und ihrem Nachfolger. Anita Haas dankte all ihren Wegbegleit­ern. Und zu den Schülerinn­en sagte sie: „Ich werde euer Lachen in den Gängen vermissen und eure sportliche­n und künstleris­chen Darbietung­en.“Hartwig Hils gewährte einen Einblick in seine Beweggründ­e für die berufliche Veränderun­g. „Hier stehen große pädagogisc­he Leistungen dahinter“, sagte der 58Jährige über seine zukünftige Schule. „Ich möchte gern an dem guten Konzept der Schule mitarbeite­n und starke junge Frauen ausbilden, die Verantwort­ung für sich und die Gesellscha­ft übernehmen.“

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FOTOS: ANTHIA SCHMITT Mit dem Geschenk der Hausgemein­schaft, das Internatsl­eiterin Dorothea Mangold ( rechts) an die scheidende Schulleite­rin übergibt, hält Anita Haas Wald im wahrsten Sinn des Wortes in ihren Händen – eine Aufgabe, die ab dem neuen Schuljahr Hartwig Hils...
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Thomas Reichenmül­ler vom Regierungs­präsidium händigt Anita Haas die Entlassurk­unde aus.

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