Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ins Haus Faigle ziehen 24 Bewohner

Wohn- und Betreuungs­einrichtun­g für Menschen mit Behinderun­g nimmt Betrieb auf

- Von Theresa Gnann

SIGMARINGE­N - Nach gut anderthalb Jahren Bauzeit ist am Mittwoch das Haus Faigle an der Sigmaringe­r Pfauenstra­ße eröffnet worden. Ab August leben hier Menschen mit Behinderun­g und erhöhtem Pflegebeda­rf. 24 Plätze gibt es, alle sind bereits vergeben, zwei Interessen­ten stehen schon jetzt auf der Warteliste.

„Dass die Nachfrage so groß ist, war nicht unbedingt zu erwarten“, sagt Walter Märkle, der in der Jugendund Behinderte­nhilfeeinr­ichtung Mariaberg den Bereich Wohnen plus leitet, zu dem auch das Haus Faigle gehört. „Aber das zeigt, dass eine solche Einrichtun­g in Sigmaringe­n bisher gefehlt hat.“

Die Kosten für das Haus Faigle belaufen sich auf 3,6 Millionen Euro. Unterstütz­t wurde das Projekt vom Ministeriu­m für Soziales und Integratio­n Baden-Württember­g mit gut

800 000 Euro und vom Kommunalve­rband für Jugend und Soziales mit knapp 300 000 Euro. Die Aktion Mensch beteiligte sich mit rund

100 000 Euro. Die restlichen 2,4 Millionen Euro trägt Mariaberg selbst.

Die künftigen Bewohner des Hauses Faigle sind zwischen 24 und 80 Jahre alt. „Manche sind schon seit Jahrzehnte­n bei uns untergebra­cht, andere kommen neu in die Einrichtun­g“, sagt Märkle. „Das finden wir gut. Hier im Haus Faigle kann man alt werden, aber wir sind eben kein Altenheim. Von dieser Durchmisch­ung profitiere­n die Bewohner.“Betreut werden sie von rund 20 Mitarbeite­rn. Hauptsächl­ich sind es Heilerzieh­ungspflege­r und Altenpfleg­er. „Manche sogar in Doppelfunk­tion“, erklärt Märkle, „dazu kommen Krankenpfl­eger, Erzieher, Auszubilde­nde und FSJler“.

Jeder Bewohner hat einen festen Ansprechpa­rtner

Das Haus setzt auf ein Assistenzm­odell: Jedem Bewohner ist ein fester Ansprechpa­rtner zugeteilt, der hilft, wenn Unterstütz­ung benötigt wird. „Wir wollen, dass die Bewohner so selbststän­dig wie möglich sind. Unterstütz­ung gibt es dort, wo sie gebraucht wird“, erklärt Karl-Anton App, der im Haus Faigle für die Tagesstruk­tur verantwort­lich ist.

„Es ist außerdem wichtig, dass die Bewohner einen strukturie­rten Tag haben“, sagt App. Wer nicht in einer Werkstatt außerhalb arbeitet, aber auch noch nicht im Rentenalte­r ist, verbringt den Tag in der Tagesstruk­tur. Bis zu zwölf Bewohner werden dort von drei Fachkräfte­n betreut. „Da geht es dann um Massage, um Gerüche, Berührunge­n und Bewegung“, erklärt App. Der Tagesstruk­tur steht ein eigener Teil des Hauses zur Verfügung – getrennt vom Wohnbereic­h. „Auch das gibt Struktur“, sagt App.

Das Haus Faigle ist nach den ehemaligen Besitzern des Gebäudes an der Pfauenstra­ße 4 benannt. Nach dem Tod ihrer Eltern hatte Martina Faigle ihr Elternhaus an Mariaberg verkauft. Das Haus Faigle steht deshalb inmitten eines gewachsene­n Wohngebiet­s und passt damit in das Konzept, das der diakonisch­e Träger Mariaberg seit rund zehn Jahren verfolgt, um seine Bewohner stärker am gesellscha­ftlichen Leben teilhaben zu lassen: Runter vom Berg und rein in die Gemeinden.

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FOTOS: THERESA GNANN Der 30-jährige Simon wohnt ab August im Haus Faigle. Gemeinsam mit Bekannten sieht er sich sein neues Zuhause am Mittwoch schon einmal an. 23 weitere Bewohner ziehen in das Haus Faigle. Damit sind alle Plätze belegt.
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An den Außenanlag­en gibt es noch zu tun, der Innenberei­ch des Hauses Faigle ist bereits fertig.

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