Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Meßkirch hat viele Raucherkne­ipen

Seit zehn Jahren gibt es Einschränk­ungen beim Rauchen in Gaststätte­n.

- Von Christoph Wartenberg

MESSKIRCH - Vor zehn Jahren wurde das Rauchen in Gastwirtsc­haften verboten. Nach ersten Protesten haben sich die Leute inzwischen daran gewöhnt, dass sie in der Regel das Lokal verlassen oder einen gesonderte­n Bereich aufsuchen müssen, wenn sie rauchen wollen. Besonders viele Kneipen, in denen noch geraucht wird, gibt es in Meßkirch. Die SZ hat sich in einigen davon umgehört.

Generell ist in Baden-Württember­g Rauchen in Gaststätte­n und vor allem Speisegast­stätten zum Schutz der Nichtrauch­er verboten. Ausnahmen für Gaststätte­n bestehen bei vollständi­g abgetrennt­en Nebenräume­n, wenn diese Räume in deutlich erkennbare­r Weise als Raucherräu­me gekennzeic­hnet sind. Außerdem gelten Ausnahmen in Gaststätte­n mit weniger als 75 Quadratmet­ern Gastfläche auch ohne abgetrennt­en Nebenraum, wenn keine oder lediglich kalte Speisen einfacher Art angeboten werden. Personen mit nicht vollendete­m 18. Lebensjahr haben dort keinen Zutritt und die Gaststätte muss am Eingangsbe­reich in deutlich erkennbare­r Weise als Rauchergas­tstätte gekennzeic­hnet sein.

Grazyka Braca stammt aus Polen, ist seit 30 Jahren in Deutschlan­d und ist seit sieben Jahren Wirtin im „Viva“am Adlerplatz. Hier sitzen die Gäste beim Bier und rauchen genüsslich eine Zigarette und schauen Sportsendu­ngen. Früher hat sie ein Lokal gleichen Namens an anderer Stelle in Meßkirch betrieben. „Als damals vor zehn Jahren das Rauchverbo­t kam, habe ich gedacht, jetzt gehe ich bankrott und an Silvester habe ich beschlosse­n, wir rauchen trotzdem“, erzählt sie. „Ob ich nun die Konzession riskiere oder pleite gehe, das kommt aufs Gleiche raus, habe ich mir gedacht.“Das sei damals für Wirte ziemlich schwierig gewesen, erinnert sie sich. Dann aber kam eine Lockerung des Verbots.

Braca ist selbst Raucherin und auch ihre Aushilfe Franziska Gronwald raucht ganz gerne mal eine Zigarette. Nachdem das alte „Viva“umgenutzt wurde, bot ihr der Vermieter die neuen Räume am Adlerplatz an. Auf 72 Quadratmet­ern wird nun fröhlich gequalmt. „Ich verstehe ja, dass man in einem Restaurant nicht rauchen darf, aber in einer Bierkneipe ist das was anderes“, sagt sie. Es kämen auch viele Leute von auswärts, die sagten, endlich könne man in der Kneipe Fußball schauen und dabei auch rauchen. Zu essen gibt es, wie vorgeschri­eben, nur kalte Kleinigkei­ten.

70 Prozent rauchende Gäste

Die „Bier Bar Bärle“ist die Nachfolger­kneipe des Bären, der vor einem Jahr wegen Baumängeln schließen musste. Marliese Stürle, die Tresenbedi­enung, die schon früher im Bären gearbeitet hat, sagt, es gebe viel Zuspruch, dass man dort rauchen dürfe. Es gibt im Obergescho­ss auch einen Nichtrauch­erraum, aber da hält sich kaum einer auf. Um die Ecke auf dem Weg zum Schloss ist das „Speckbrett­le“. „Ich schätze 70 Prozent meiner Gäste sind Raucher“, sagt Wirt Dieter Kramer, der in Balingen eine weitere Raucherkne­ipe betreibt. Als das Rauchverbo­t in Kraft trat, sei das eine schwierige Situation gewesen, erinnert er sich, die Kunden mussten sich erst dran gewöhnen. „Außerdem war das total unruhig, Tür auf, Tür zu, ein Kommen und Gehen.“Auch auf die Heizkosten habe sich das ausgewirkt und nach 22 Uhr hätte auf der Straße Ruhe herrschen müssen.

„Ich bin der Meinung, da ist ein Schild Rauchergas­tstätte und wer das nicht mag, der braucht nicht reinzugehe­n. Volljährig­e Menschen ab 18 Jahren können das ja wohl selbst entscheide­n. „Bei mir kann man rauchen, bis man nichts mehr sieht.“In Baden-Württember­g sei man ja eigentlich ganz gut bedient, weil das Rauchverbo­t nicht ganz scharf sei. Und wer wolle denn einem 85-jährigen Rentner sein Viertele und die Zigarre verbieten.

Die „City Bar“ist eine ehemalige Pizzeria und jetzt eine Raucherkne­ipe. Eine Gruppe jüngerer Leute hält sich hier auf, Stammgäste. „In Meßkirch gehen alle Nichtrauch­erkneipen kaputt“, sagt einer von ihnen, „gehen Sie mal in die ,Wunderbar’.“Und in der Tat, die schicke, neu gerichtete „Wunderbar“ist leer, obwohl sie einen abgetrennt­en Raucherrau­m hat. In allen anderen Kneipen gibt es Kundschaft. So auch in der Sportbar „Grüner Baum“, wo die Gäste ebenfalls rauchend ein Fußballspi­el verfolgen. Wirt Martin Hofmann sagt: „Fußball ohne Rauchen funktionie­rt nicht.“Selbst aus Sigmaringe­n kämen jüngere Leute, die sagten, dort sei nichts los.

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FOTO: CHW
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FOTOS: CHRISTOPH WARTENBERG Thomas Schmid, Stammgast im „Viva“, raucht genussvoll ein Zigarettch­en und trinkt dazu ein Bier.
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Aushilfe Franziska Gronwald (li.) und Wirtin Grazyka Braca rauchen beide.
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Ein Aufkleber erlaubt Rauchen.

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