Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Alte Traktoren zeigen sich wieder „schick wie aus dem Schächtele“

Die Steinhilbe­r Schützen haben ein Herz für Oldtimer-Landmaschi­nen – Am Wochenende ist das zweite große Treffen, auch für Kinder gibt es Programm

- Von Stefanie Häußler

STEINHILBE­N - „I nemm da Hanomag, den muaß i bloß no putza”, hatte Wendelin Ott vor zwei Jahren gesagt, als er überlegt hat, welches seiner historisch­en Schätzchen der Mitorganis­ator des damals ersten Traktor-Oldtimer-Treffens des Schützenve­reins Steinhilbe­n aufs Fest mitnehmen soll. Denn sein „HeLa“war noch im Wiederaufb­au nach der Generalsan­ierung.

Heute – zwei Jahre später und unmittelba­r vor dem nächsten OldieTreff­en am Wochenende – steht der Hanomag zerlegt bin ins letzte Schräuble in der Garage, der Rahmen ist – frei nach dem Spottvers: „Zwei Kilo Blech, ein Kilo Lack – fertig ist der Hanomag“– bereits im Original Hanomag-Blauton gespritzt. Beim Putzen damals war Kühlwasser ausgetrete­n und nicht nur das: „Do isch so ziemlich älles drvo glaufa“, erinnert Ott sich an die Schrecksek­unde. In diesem Jahr wird er wohl mit dem damals zerlegten HeLa auf dem Festgeländ­e beim Schützenha­us vorfahren, der heute in feurigem Rot mit knallgelbe­n Felgen dasteht, schick „wie aus dem Schächtele“.

Was der Senior der Truppe zusammen mit Reinhard Klein, Helmut Betz, Alwin Ott und Stefan Ott – allesamt ebenfalls Oldtimer-Traktor-Begeistert­e – vor zwei Jahren auf die Beine gestellt haben, fand so große Resonanz, dass schnell klar war, dass es eine zweite Auflage des Treffens geben müsse. 2016 förmlich überrannt von den Gästen, ist der GastroPart in diesem Jahr deutlich verstärkt worden. Auch ein Zelt ist dazugekomm­en. Das werden die Gastgeber dringend brauchen, denn bereits jetzt wurden rund 400 historisch­e Traktoren angemeldet. Und das wird nicht alles sein, die Szene ist bekannt für Spontanitä­t.

„Historisch“im Sinne der StVZO heißt: mindestens 30 Jahre alt. In der Steinhilbe­r Festdefini­tion bedeutet es: Kein Fahrzeug ist jünger als Baujahr 1975. Reinhard Kleins KramerFreu­nde aus dem Schwarzwal­d werden ebenso angezuckel­t kommen wie Helmut Betz´ Hürlimann-Kollegen. Mit Blick auf den Zettel zählt Klein weiter auf: „Aus Vorarlberg haben wir Gruppenanm­eldungen und auch aus Günzburg“. Allerdings wird ein Gruppe Lanz-Fahrer fehlen – die müssen einem Mitglied „beim Heiraten helfen“. Auf eigener Achse wären die wohl ohnehin nicht gekommen, denn Reinhard Klein weiß: „Der Lanz isch a rechte Schüttelbü­chs.“

Das „Fahrerlage­r“am Samstag mit Gesprächen rund ums Lagerfeuer war im letzten Jahr deutlich zu kurz gekommen, deshalb beginnt das Fachsimpel­n bereits am Samstag um 10 Uhr, wird sich dann über den ganzen Tag ziehen, bis die letzten Fahrzeuge eingetroff­en sein werden. „Da brauchen wir kein Programm oder Livemusik“, empfänden die Schrauber das alles nur als lästige Störung, die sie vom Gespräch mit Gleichgesi­nnten abhalten würde. Der Sonntag wird mit der Augstbergs­eniorenkap­elle, dem zünftigen Mittagstis­ch und der Kaffeebar, dem Kinderprog­ramm und der Los- und Schießbude zum Familienta­g.

Der Sonntag steht im Zeichen der Präsentati­on. Die diesjährig­e Sonderauss­tellung wird den Deutz-Fahrzeugen gewidmet sein. War 2016 zur Verwunderu­ng vieler der evangelisc­he Pfarrer Ekkehard Roßbach mit Weihwasser­kessel und Sprenger zur Segnung der Fahrzeuge durch die Reihen gefahren, wird in diesem Jahr ein katholisch­er Kollege kommen. „Nächstes Jahr kommt wieder der Ekke, wir wechseln ab“, sagt Helmut Betz. Pfarrer Roßbach hat selbst „Sprit im Blut“, war er doch vor dem Theologies­tudium Boxenmecha­niker im Porsche-Rennstall.

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FOTO: STEFANIE HÄUSSLER Reinhard Klein, Helmut Betz und Wendelin Ott schrauben für ihr Leben gern an alten Traktoren herum.

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