Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Neues Stadtrecht: Bis zu 28 Tage Christkind­lesmarkt

Ewiger Streit in Ravensburg soll mit einer neuen Lösung beendet werden – Abbau der Buden an Heiligaben­d

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Eine Änderung im Stadtrecht soll den ewigen Streit um den Ravensburg­er Christkind­lesmarkt ein für alle Mal beenden. Die Stadtverwa­ltung will, dass der Budenzaube­r künftig grundsätzl­ich immer vom Freitag vor dem ersten Advent bis zum 22. Dezember dauert. Damit würde allerdings nicht nur wieder die Marktordnu­ng gekippt, sondern mit ihr ein entscheide­nder Punkt, auf den sich der Gemeindera­t nach jahrelange­r Kontrovers­e geeinigt hatte: Statt maximal 24 Tagen würde dann der Christkind­lesmarkt bis zu 28 Tage dauern. Den Vereinen, die mit einigen Problemen ihre Stände betreiben, will man dafür bei den Öffnungsze­iten entgegenko­mmen. Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen.

Auslöser dafür, dass die schier unendliche Christkind­lesmarkt-Debatte schon wieder ein neues Kapitel schreibt, ist der Vorschlag der Verwaltung, dieses Jahr zunächst ausnahmswe­ise bis zum 22. Dezember und damit um drei Tage zu verlängern. Nach der Marktordnu­ng würde ansonsten 2018 nämlich bereits am 19. Dezember Schluss sein. Die Argumentat­ion der Stadt: Die Lücke bis Weihnachte­n wäre viel zu groß, vor allem der Handel brauche den Christkind­lesmarkt. Die Tage vor Weihnachte­n seien für den Geschäftse­rfolg überaus wichtig, durch das frühe Schließen des Weihnachts­marktes würden bedeutende Umsätze wegbrechen, sagt auch die Gewerbever­einigung Wifo. Durch die Schließung der Marienplat­ztiefgarag­e werde der Handel ohnehin schwer belastet. Das frühe Ende des Christkind­lesmarktes sei eine besondere Härte, die ein Abweichen von der Marktordnu­ng rechtferti­ge.

Darauf hatte es Zustimmung von der CDU gegeben, aber Proteste von verschiede­ner Seite gehagelt: Im Verwaltung­sausschuss gab es erneut Kritik an einer „zunehmende­n Kommerzial­isierung“des Marktes. Ein großes Thema waren und sind auch die Leiden der Anwohner durch den oft glühweinse­ligen Trubel in der Altstadt. SPD-Chef Frank Walser: „Das ist nicht mehr zumutbar.“Und schließlic­h gab es Kritik daran, dass Vereinbaru­ngen permanent gekippt würden. Am Ende hatte der Ausschuss mehrheitli­ch der AusnahmeRe­gelung für 2018 zugestimmt. Dagegen wiederum gab es Widerstand aus dem Stadtparla­ment: SPD, Bürger für Ravensburg, Unabhängig­e Liste und FDP-Stadtrat Oliver Schneider hatten beantragt, das Thema im großen Gremium erneut zu behandeln. Das passiert nun am Montag (ab 16 Uhr) in öffentlich­er Sitzung.

Folgen für den Budenabbau

Die Verwaltung hat nun einen Vorschlag erarbeitet, der das Thema Christkind­lesmarkt nicht nur für 2018, sondern grundsätzl­ich regeln soll. Weil jedes Jahr über neue Ausnahmen diskutiert werden müsse, soll in Zukunft der Markt immer möglichst nahe an Heiligaben­d heran ausgedehnt werden. Das bedeutet: Beginn immer am Freitag vor dem ersten Advent, Ende immer am

22. Dezember. Es sei denn, der 22. Dezember ist ein Freitag, dann geht es sogar bis zum 23. Dezember. In der Kalenderbe­trachtung der nächsten Jahre wird deutlich, was das konkret heißt: Die Länge des Christkind­lesmarktes variiert und steigt zunächst: Von 23 Tagen in 2018 über 24 Tage in

2019, 26 in 2020, 27 in 2021 bis auf 28 Tage in 2022. Bisher war die maximale Dauer auf 24 Tage festgelegt.

Bis 2000 übrigens hatte der Ravensburg­er Markt nur zehn Tage,

2001 dann 12, 2003 wurde auf 16 Tage verlängert, 2006 und 2007 auf 20,

2009 auf 23, 2010 auf 24 Tage. Konsequenz­en hätte die neue Regel auch auf den Abbau der Buden: Dieses Jahr würden diese leer stehenblei­ben und erst nach den Feiertagen abgeräumt. In den nächsten Jahren würde jeweils am 23. Dezember und am Vormittag des Heiligaben­ds geschafft. Bleiben die Vereine, die traditione­ll mit ihren ehrenamtli­ch betriebene­n Ständen einen Teil des Markt-Charmes ausmachen.

Einige Clubs hatten bereits signalisie­rt, dass sie den Aufwand personell nicht mehr stemmen können, und wollen sich nicht mehr oder nicht wieder am Christkind­lesmarkt beteiligen. So hatte sich der EV Ravensburg „schweren Herzens“verabschie­det, so der Vorsitzend­e Winfried Leiprecht. „Eine Katastroph­e“, sagt eH eikeEngelh­ardt vom Städte partner schafts verein zur Verlängeru­ng.

Von den Vereinen, die sich weiterhin einbringen wollen, sagt rund die Hälfte einer Umfrage des Marktmeist­ers zufolge, sie hätten mit einer Verlängeru­ng im Jahr 2018 keine Probleme. Die andere Hälfte sieht zwar mehr oder weniger große Probleme, will aber dieses Jahr mitmachen. Die Stadt will den Clubs jetzt dadurch entgegenko­mmen, dass die verpflicht­ende Öffnungsze­it für die Buden testweise gelockert wird: Statt 11 Uhr müssen die Ehrenamtli­chen dann erst um 14 Uhr aufsperren.

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FOTO: ELKE OBSER Der Christkind­lesmarkt lockt jedes Jahr viele Besucher auf den Marienplat­z.

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