Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Keine Trennung, keine Partikularinteressen mehr“,
Auflösung des Schulstandorts im Jahr 2022 – Räte: Sophie-Scholl-Schule soll stark sein
sagt der Krauchenwieser Bürgermeister Jochen Spieß über die Schließung des Gögginger Schulstandorts. Mehr dazu lesen Sie auf
KRAUCHENWIES - Die Gögginger Grundschule ist ein Auslaufmodell. Mit dem Ende des Schuljahrs 2021/22 werden die letzten Kinder die Schule verlassen. Ab diesem Zeitpunkt sollen alle Grundschüler der Gesamtgemeinde Krauchenwies an der Sophie-Scholl-Schule unterrichtet werden. Das haben die Krauchenwieser Gemeinderäte am Donnerstagabend vor mehr als 150 Zuschauern mehrheitlich entschieden – mit einer Enthaltung (Karl-Robert Kempf).
Kempf war es auch, der eingangs der Beratung über das Thema „Zukunft der Gögginger Grundschule“einen Antrag auf Vertagung gestellt hatte. Er sei sich sicher, dass eine Bürgerversammlung hilfreich sein könnte, das sensible Thema noch einmal näher zu untersuchen. Inspiriert dürfte er von zahlreichen Eltern Gögginger Grundschüler gewesen sein, die im Waldhornsaal Platz genommen hatten und mit „Nein“Transparenten ihrer Forderung nach einem Fortbestand der Gögginger Grundschule Ausdruck verliehen. Zuvor hatte die Elterninitiative um
Patrick Szilagyi bereits eine Unterschriftenliste mit rund 600 Unterzeichnern aus allen Ortsteilen, aber auch über die Gemeinde hinaus, an Bürgermeister Jochen Spieß übergeben.
Der Antrag auf Absetzung des Tagesordnungspunkts wurde jedoch mehrheitlich abgelehnt – es gab drei Ja-Stimmen, drei Enthaltungen – und zwölf Räte wollten keinen Aufschub.
Spieß schilderte rund 45 Minuten lang, weshalb es aus seiner Sicht an der Zeit sei, eine „gute Lösung für die Zukunft“zu beschließen. Und die könne aus seiner Sicht nur die „Einhäusigkeit“sein, sprich der Unterricht aller Krauchenwieser Grundschüler an nur noch einem Standort. So könne nur die Zentralisierung gleiche Entwicklungschancen für die Kinder aller Ortsteile bieten. Das Platzangebot in der Sophie-SchollSchule sei mit dem Wegfall des Werkrealschulzweigs im Jahr 2022 so üppig, dass dort alle Grundschüler der Gesamtgemeinde ausreichend Platz finden würden. Zudem sei der Rektorenposten finanziell lukrativ, was der in Göggingen aus seiner Sicht nicht sei. Er machte deutlich, dass aktuell mehr als 100 Rektorenstellen in Baden-Württemberg unbesetzt seien.
Erstmals ein ortsübergreifendes Aufwachsen möglich
Spieß lobte den Gögginger Ortschaftsrat, der sich mehrheitlich zur Zentralisierung bekannt hatte. „Das erlebt man selten, dass eigene Interessen hintangestellt werden. Hier wird ein echter Mehrwert in einer stärkeren Schule gesehen“, sagte er. Noch emotionaler wurde Spieß, als er seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, eine zentrale Schule könne zu einer gesellschaftlichen Stärkung führen: „Jetzt haben wir erstmals die Chance, dass unsere Kinder gemeinsam aufwachsen können – keine Trennung mehr, keine Partikularinteressen mehr.“
In der Aussprache betonte Ratsmitglied Hans-Peter Kernler, dass es ihm wichtig sei, dass das Projekt der Fidelisschule Sigmaringen mit der Außenstelle in Hausen (aktuell gehen dort sechs Fideliskinder in den Unterricht) fortbestehen bleibe. Spieß betonte, dass ihm dies auch
wichtig sei, und nahm den Passus mit in den Beschlussvorschlag auf. Ablachs Ortsvorsteher Bernhard Fuchs sagte, es sei für die Ablacher, die seit jeher ihre Kinder nach Göggingen zur Schule bringen, letztlich nicht entscheidend, ob sie nach Göggingen müssen oder nach Krauchenwies. „An das Fahren sind eh alle gewöhnt.“
Den Ablachern sei aber wichtig, dass die Schulbusse so eingesetzt werden, dass ihre Kinder nicht über Göggingen und Bittelschieß nach Krauchenwies gebracht werden, sondern auf direktem Weg, sagte Fuchs.
Letztlich waren sich die Räte einig, dass aus den beiden Schulbezirken einer werden müsse: „Nur mit einer großen Schule sind wir stark“, sagte etwa Thomas Störk. Ab dem Sommer 2022 wird es also nur noch einen Schulbezirk geben.
Ein Video zum Thema finden Sie im Internet unter www.schwaebische.de/ grundschulaus-goeggingen