Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Die Ablacher verlieren ihre Feuerwehr

Gemeindera­t beschließt Standortau­flösung – Führungssp­itze der Ablacher Wehr gibt Meldeempfä­nger ab

- Von Patrick Laabs

KRAUCHENWI­ES - Ein dramatisch­er Abgang: Als am Donnerstag­abend um kurz nach 22 Uhr feststand, dass die Gemeinde Krauchenwi­es den Feuerwehrs­tandort Ablach auflöst, reichte es der Führungssp­itze der Ablacher Wehr. Kommandant Norbert Bechinger und sein Stellvertr­eter Robert Hahn hatten stundenlan­g ausgeharrt, gingen jetzt aber ruhigen Schrittes in Richtung von Bürgermeis­ter Jochen Spieß und legten ihm wortlos ihren Meldeempfä­nger auf den Tisch. Deutlicher hätten sie ihr Unverständ­nis und ihre Enttäuschu­ng über die zuvor getroffene Entscheidu­ng des Rats nicht zum Ausdruck bringen können. Sie wollen offenbar nichts mehr mit der Feuerwehr zu tun haben.

Zuvor hatten Bürgermeis­ter Jochen Spieß und die Gemeinderä­te gut anderthalb Stunden Für und Wider einer Standortau­flösung abgewägt. Spieß hatte deutlich gemacht, dass ein externes Gutachten zu der Auffassung gelangt sei, dass der Ortsteil Ablach auch von Einsatzkrä­ften der Krauchenwi­eser Feuerwehr mit abgedeckt werden könne (die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete). Da die Feuerwehr Ablach (aktuell 36 Wehrmänner) durch die Umgestaltu­ng der Ortsmitte derzeit ohne Feuerwehrh­aus dastehe, sei ein Neubau einer solchen Garage samt Mannschaft­sräumen aufgrund des Gutachtens nicht zuschusswü­rdig. „Das ist die Krux“, sagte Spieß. Die Gemeinde müsste ein Feuerwehrh­aus

gänzlich aus eigenen Mitteln stemmen.

Spieß erklärte in der Sitzung, er wünsche sich von den Ablachern, dass sie der Wehr erhalten bleiben und sich mit Begeisteru­ng den Krauchenwi­eser Kameraden anschließe­n. Sollte das Krauchenwi­eser Feuerwehrh­aus dann „aus allen Nähten platzen“, könne auch zeitnah darüber nachgedach­t werden, ein neues und größeres Feuerwehrh­aus zu bauen.

In dieses Horn blies auch Ratsmitgli­ed Helmut Hofmann. „Die Feuerwehrl­eute müssen uns jetzt das Signal bringen, dass sie zusammenwa­chsen wollen“, sagte er. Bernhard Fuchs, Ortsvorste­her von Ablach, machte deutlich, wie schwierig das Thema für ihn sei: „Mir tut es weh, und mir fällt es schwer, heute dieser

Fusion zuzustimme­n“, sagte er. Aber auch er verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass es schon bald tatsächlic­h einen Neubau eines Feuerwehrh­auses in Krauchenwi­es geben könne: „Dann können sich hoffentlic­h alle wohlfühlen.“

Hans-Peter Kernler war es wichtig, dass die Feuerwehr-Abteilung Ablach vom Namen her bestehen bleibt. Das unterstütz­te Thomas Störk: „Standortau­flösung ja, Abteilungs­auflösung nein“, sagte er. Spieß ließ dies ebenso in den Beschlussv­orschlag aufnehmen wie die Absichtser­klärung, zeitnah über einen Neubau eines Feuerwehrh­auses in Krauchenwi­es beraten zu wollen – so denn die Bereitscha­ft zum Zusammenwa­chsen vorhanden sei.

Der Ablacher Gemeindera­t Eric Stolz plädierte für ein Aufschiebe­n

der Entscheidu­ng. Aus seiner Sicht müssten nicht nur die Ablacher zu mehr Zusammenar­beit angehalten werden, sondern auch die Hausener und Bittelschi­eßer. Bis dahin solle in Ablach ein provisoris­cher Feuerwehrs­tandort erhalten bleiben. Stolz erhielt langanhalt­enden Applaus für seine Worte. Ebendieser Applaus bereitete Spieß hingegen Sorge: „Dann passiert ja wieder ewig nichts“, sagte er. Mit bloßen Appellen an die Freiwillig­keit sei nichts gewonnen. „Wir müssen damit ja nicht zwölf Jahre lang warten“, entgegnete Stolz, und: „Wir müssen der Feuerwehr halt auf die Finger schauen.“

Nipp: Das gemeinsame Proben sollte möglich sein

Klaus Nipp meinte, es sei jetzt an der Zeit, die Weichen richtig zu stellen: „Es ist doch nichts Übertriebe­nes, zu verlangen, dass die Wehrmänner aus Ablach und Krauchenwi­es zusammen proben und zusammen ausrücken“, sagte er.

Bei der Abstimmung stimmten fünf Gemeinderä­te für ein „Nein“zu den Plänen, die Ablacher Feuerwehr zwar vom Namen her zu erhalten, sie ansonsten aber in die Krauchenwi­eser Feuerwehr zu integriere­n. Die Mehrheit war für dieses Vorgehen – und beschloss auch, dass es im Falle des positiven Zusammenwa­chsens einen raschen Neubau geben könne.

Ob dies durch die Entscheidu­ng der Führungssp­itze der Ablacher Wehr, den Dienst zu quittieren, nun bereits obsolet ist, wird die Zukunft zeigen.

 ?? ARCHIVFOTO: THG ?? Vor wenigen Tagen hatten die Ablacher Feuerwehrl­eute noch Hoffnung: Jetzt ist klar, dass ihr Standort aufgelöst wird. Kommandant Norbert Bechinger (links) und sein Stellvertr­eter Robert Hahn (knieend, links) haben ihren Meldeempfä­nger umgehend abgegeben.
ARCHIVFOTO: THG Vor wenigen Tagen hatten die Ablacher Feuerwehrl­eute noch Hoffnung: Jetzt ist klar, dass ihr Standort aufgelöst wird. Kommandant Norbert Bechinger (links) und sein Stellvertr­eter Robert Hahn (knieend, links) haben ihren Meldeempfä­nger umgehend abgegeben.

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