Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Obst- und Gartenbauverein löst sich auf
Hausener Verein findet keinen Vorsitzenden – Drei Jahrzehnte lang Dorfbild verschönert
HAUSEN AM ANDELSBACH - Der Obst- und Gartenbauverein Hausen am Andelsbach hat seine Auflösung eingeleitet. Mehr als drei Jahrzehnte nach der Reanimierung des Vereins im Jahr 1987 musste der Vorstand um seinen langjährigen Vorsitzenden Albert Schwär erkennen: Es gibt einfach nicht mehr genügend Menschen, die Verantwortung für den Verein übernehmen wollen. „Das ist natürlich traurig“, sagt Schwär, der das Amt nach 16 Jahren abgeben wollte – und keinen Nachfolger fand. „Wir haben geworben, auch mit Flyern, aber niemand hat sich gemeldet“, sagt Gerlinde Seeger, die all die Jahre als Kassiererin für den Verein gearbeitet hat.
Der Obst- und Gartenbauverein in Hausen blickt auf eine lange Geschichte zurück. Gegründet wurde er bereits im Jahr 1923, damals war immer ein Dorfschullehrer zugleich der Vereinsvorsitzende. Der Zweite Weltkrieg machte auch jedes Vereinsleben zunichte, und es dauerte bis 1949, als der damalige Bürgermeister von Hausen, Franz Arnold, plötzlich wieder Buch über den Verein führte. Doch sechs Jahre später war auch damit wieder Schluss.
Als das Land Baden-Württemberg Mitte der 1980er-Jahre aber das aktive Bepflanzen der Ortschaften in Angriff nimmt, braucht es überall auch wieder Freiwillige, die sich um die nachhaltige Verschönerung ihrer Orte kümmern. So entstehen auch im Landkreis Sigmaringen viele Obstund Gartenbauvereine und auch dem in Hausen wird durch den Hausener Bürger Josef Brugger, der erster Vorsitzender wird, wieder Leben eingehaucht – und wie! Schnell hat der Verein 100 Mitglieder beisammen, die damals einen Jahresbeitrag von zwölf D-Mark entrichten. „Wir waren eine sehr aktive Gruppe“, erinnert sich Schwär. Bis Ende der 90er-Jahre kümmern sich die Vereinsmitglieder nicht nur rege um die Verschönerung Hausens, sondern machen auch regelmäßig Ausflüge.
Doch die Mitglieder werden älter und älter. Zwar hat der Verein auch heute noch 82 Mitglieder, „davon sind aber nicht einmal zehn jünger als 60 Jahre“, sagt Seeger. Es lastete immer mehr Arbeit auf den Schultern von ganz Wenigen. „Das hat dann irgendwann auch einfach keinen Spaß mehr gemacht“, gibt Schwär zu, der heute 64 Jahre alt ist. Und ihm war auch nicht wohl bei dem Gedanken, die über 80-Jährigen um Hilfe zu bitten. Groll verspürt er keinen, die Menschen hätten heute einfach nicht mehr die Zeit, sich so im Garten zu engagieren, wie er und seine Generation das noch gemacht habe. „Wo wir noch unseren eigenen Rosenkohl angepflanzt haben, werden heute Steine hingeschmissen“, sagt er.
In den vergangenen drei Jahrzehnten betreute der Verein insgesamt drei Plätze in Hausen: den Dorfplatz, den Platz an der alten Viehwaage und das Feldkreuz am Ortsende von Hausen. Diese Aufgaben muss nun der Krauchenwieser Bauhof übernehmen. Im vergangenen Jahr renovierte der Verein zudem die Lourdes-Grotte bei der Hausener Kirche. „Wir hatten noch etwas Geld in der Kasse und wollten etwas Bleibendes hinterlassen“, sagt Seeger.
Um den Verein nun vollends aufzulösen, muss noch eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen werden, die darüber zu befinden hat. Das soll laut Schwär im Herbst über die Bühne gehen. Seeger erklärt, dass es einige Mitglieder gebe, die die Gemeinde Krauchenwies nicht im Stich lassen wollen. „Wir möchten den Bauhof auch in Zukunft ehrenamtlich bei der Pflege der öffentlichen Plätze unterstützen“, sagt die 67-Jährige, und Schwär ergänzt: „Das sind wir der Gemeinde schuldig.“Die Gemeinde hatte die Pflegemaßnahmen des Vereins in den vergangenen Jahrzehnten stark bezuschusst.