Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Obst- und Gartenbauv­erein löst sich auf

Hausener Verein findet keinen Vorsitzend­en – Drei Jahrzehnte lang Dorfbild verschöner­t

- Von Patrick Laabs

HAUSEN AM ANDELSBACH - Der Obst- und Gartenbauv­erein Hausen am Andelsbach hat seine Auflösung eingeleite­t. Mehr als drei Jahrzehnte nach der Reanimieru­ng des Vereins im Jahr 1987 musste der Vorstand um seinen langjährig­en Vorsitzend­en Albert Schwär erkennen: Es gibt einfach nicht mehr genügend Menschen, die Verantwort­ung für den Verein übernehmen wollen. „Das ist natürlich traurig“, sagt Schwär, der das Amt nach 16 Jahren abgeben wollte – und keinen Nachfolger fand. „Wir haben geworben, auch mit Flyern, aber niemand hat sich gemeldet“, sagt Gerlinde Seeger, die all die Jahre als Kassiereri­n für den Verein gearbeitet hat.

Der Obst- und Gartenbauv­erein in Hausen blickt auf eine lange Geschichte zurück. Gegründet wurde er bereits im Jahr 1923, damals war immer ein Dorfschull­ehrer zugleich der Vereinsvor­sitzende. Der Zweite Weltkrieg machte auch jedes Vereinsleb­en zunichte, und es dauerte bis 1949, als der damalige Bürgermeis­ter von Hausen, Franz Arnold, plötzlich wieder Buch über den Verein führte. Doch sechs Jahre später war auch damit wieder Schluss.

Als das Land Baden-Württember­g Mitte der 1980er-Jahre aber das aktive Bepflanzen der Ortschafte­n in Angriff nimmt, braucht es überall auch wieder Freiwillig­e, die sich um die nachhaltig­e Verschöner­ung ihrer Orte kümmern. So entstehen auch im Landkreis Sigmaringe­n viele Obstund Gartenbauv­ereine und auch dem in Hausen wird durch den Hausener Bürger Josef Brugger, der erster Vorsitzend­er wird, wieder Leben eingehauch­t – und wie! Schnell hat der Verein 100 Mitglieder beisammen, die damals einen Jahresbeit­rag von zwölf D-Mark entrichten. „Wir waren eine sehr aktive Gruppe“, erinnert sich Schwär. Bis Ende der 90er-Jahre kümmern sich die Vereinsmit­glieder nicht nur rege um die Verschöner­ung Hausens, sondern machen auch regelmäßig Ausflüge.

Doch die Mitglieder werden älter und älter. Zwar hat der Verein auch heute noch 82 Mitglieder, „davon sind aber nicht einmal zehn jünger als 60 Jahre“, sagt Seeger. Es lastete immer mehr Arbeit auf den Schultern von ganz Wenigen. „Das hat dann irgendwann auch einfach keinen Spaß mehr gemacht“, gibt Schwär zu, der heute 64 Jahre alt ist. Und ihm war auch nicht wohl bei dem Gedanken, die über 80-Jährigen um Hilfe zu bitten. Groll verspürt er keinen, die Menschen hätten heute einfach nicht mehr die Zeit, sich so im Garten zu engagieren, wie er und seine Generation das noch gemacht habe. „Wo wir noch unseren eigenen Rosenkohl angepflanz­t haben, werden heute Steine hingeschmi­ssen“, sagt er.

In den vergangene­n drei Jahrzehnte­n betreute der Verein insgesamt drei Plätze in Hausen: den Dorfplatz, den Platz an der alten Viehwaage und das Feldkreuz am Ortsende von Hausen. Diese Aufgaben muss nun der Krauchenwi­eser Bauhof übernehmen. Im vergangene­n Jahr renovierte der Verein zudem die Lourdes-Grotte bei der Hausener Kirche. „Wir hatten noch etwas Geld in der Kasse und wollten etwas Bleibendes hinterlass­en“, sagt Seeger.

Um den Verein nun vollends aufzulösen, muss noch eine außerorden­tliche Mitglieder­versammlun­g einberufen werden, die darüber zu befinden hat. Das soll laut Schwär im Herbst über die Bühne gehen. Seeger erklärt, dass es einige Mitglieder gebe, die die Gemeinde Krauchenwi­es nicht im Stich lassen wollen. „Wir möchten den Bauhof auch in Zukunft ehrenamtli­ch bei der Pflege der öffentlich­en Plätze unterstütz­en“, sagt die 67-Jährige, und Schwär ergänzt: „Das sind wir der Gemeinde schuldig.“Die Gemeinde hatte die Pflegemaßn­ahmen des Vereins in den vergangene­n Jahrzehnte­n stark bezuschuss­t.

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FOTOS: PATRICK LAABS Um die Pflege des Hausener Dorfplatze­s muss sich künftig verstärkt der kommunale Bauhof kümmern.
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„Etwas Bleibendes hinterlass­en“: Der Obst- und Gartenbauv­erein Hausen renoviert im Jahr 2017 die Lourdes-Grotte an der Hausener Kirche.

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