Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Industriedienstleister Bilfinger verlangt Millionen von früheren Topmanagern
MANNHEIM (dpa) - Der Industriedienstleister Bilfinger fordert von zwölf ehemaligen Vorständen einen dreistelligen Millionenbetrag. Der Grund: Sie hätten keine ausreichenden Antikorruptionsregeln aufgestellt. Zwar sei das Thema Korruption während ihrer Amtszeit noch nicht so im Fokus der Öffentlichkeit gewesen wie heute, sagte der Berater des Konzerns, der ehemalige FBI-Direktor Louis Freeh, in Mannheim. „Doch schon zu dieser Zeit hat es einen Verhaltenskodex gegeben, nach dem die Zahlung von Schmiergeldern an Regierungsmitglieder verboten war.“
In die geforderte Summe fließen Kosten ein, die das Unternehmen zusätzlich zu bereits vorhandenen, aber ungenügenden ComplianceSystemen zahlen musste. Diese Systeme sollen die Einhaltung von Regeln gegen Korruption und Bestechung sicherstellen. Für Freeh ist Compliance eine Kultur des fairen Wettbewerbs, die ein Unternehmen von der Empfangsdame bis zur Spitze verinnerlicht haben müsse.
Die Vorwürfe betreffen auch den Ex-Ministerpräsidenten von Hessen, Roland Koch (CDU). Koch, der das Unternehmen von 2011 bis 2014 leitete, hatte die Vorwürfe als substanzlos zurückgewiesen. Der Konflikt um angebliche Pflichtverletzungen zwischen 2006 und 2015 vor allem in Afrika und Asien hat bislang nicht die Gerichte erreicht. Das auf Wartung und Reparatur von Anlagen spezialisierte Unternehmen und die ehemaligen Vorstände verhandeln laut Freeh derzeit noch.