Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Drachenkönigin im Kinderzimmer
Immer mehr Eltern benennen ihren Nachwuchs nach dem Personal von Fernsehserien
LEIPZIG - Sie ist blond, hat Macht und verdreht vielen Männern den Kopf: Die schöne Khaleesi mit ihren Drachen gehört zu den prägenden Figuren der Kultserie „Game of Thrones“, die weltweit nicht nur Fantasyfans begeistert. Diese Begeisterung geht in den USA sogar so weit, dass immer mehr Eltern ihren Töchtern den ungewöhnlichen Vornamen Khaleesi verpassen. Den neuesten Zahlen der Sozialversicherungsbehörde „Social Security Administration“zufolge wurden vergangenes Jahr 466 Mädchen auf diesen Namen getauft. Damit hat es Khaleesi in die Liste der 1000 beliebtesten Frauennamen in den Vereinigten Staaten geschafft und ist damit beliebter als Jenny, Carol oder Joanne.
Doch Khaleesi ist kein Einzelfall: Seit ein paar Jahren benennen immer mehr Amerikaner ihre Kinder nach Figuren aus „Game of Thrones“und anderen Fernsehserien oder Filmen, und auch in Deutschland krabbelt bereits die ein oder andere Drachenkönigin durchs Kinderzimmer.
Vorbild Bella aus „Twilight“
Noch erfolgreicher als Khaleesi ist in den USA der ebenfalls von „Game of Thrones“inspirierte Vorname Arya nach der tapferen jungen Heldin Arya Stark, einer weiteren Protagonistin der Serie. Er steht in den USA auf Platz 135 in der Liste der beliebtesten Frauennamen. Auch in Deutschland wurden in den vergangenen Jahren schon Babys auf den Namen Arya getauft, noch beliebter bei deutschen Eltern ist Standesamts-Statistiken zufolge aber der Name Bella von der Heldin der populären „Twilight“-Filme. Jungen werden hierzulande gerne mal Neo genannt wie der von Keanu Reeves gespielte
Held der „Matrix“-Filme. In den USA ist außerdem Anakin beliebt, nach einer Figur aus der Science-FictionSaga „Star Wars“. Einen sprunghaften Anstieg in der Beliebtheit verzeichnete auch Lorelai, in den vergangenen Jahren wurden Tausende amerikanische Babys so genannt. Ein Zusammenhang mit dem Namen einer Protagonistin der vor allem bei weiblichen Zuschauern hochgeschätzten Kultserie „Gilmore Girls“darf vermutet werden.
Namensforscher glauben, dass die Beliebtheit ungewöhnlicher Vornamen in erster Linie etwas mit dem Trend zur Individualisierung in der
Gesellschaft und einem Wunsch nach Originalität zu tun hat, verbunden mit der starken Beeinflussung durch Medien wie eben dem Fernsehen. Namenswünsche werden von deutschen Standesämtern nur noch in seltenen Fällen abgelehnt, schließlich muss ein Vorname der Namenberatungsstelle der Universität Leipzig zufolge im Prinzip nur drei Voraussetzungen erfüllen: Erstens ist es in Deutschland verboten, dem Kind einen lächerlichen oder verunglimpfenden Vornamen zu geben wie zum Beispiel Schnuckel oder Dickerchen. Zweitens muss der Vorname als solcher erkennbar sein, und drittens:
„Für Knaben sind nur männliche, für Mädchen nur weibliche Vornamen zulässig“, heißt es bei der Namenberatungsstelle.
In den USA sind die Regeln noch lockerer. So etablierte sich in den vergangenen Jahren der merkwürdige Name Nevaeh in der Liste der beliebtesten Namen. Zurückzuführen ist das auf den Rapper Sonny Sandoval, der bei einem TV-Auftritt vor einigen Jahren erzählte, seine Tochter so genannt zu haben und auf Nachfrage auch gleich die Bedeutung der Namensschöpfung erklärte: Nevaeh ist „Heaven“rückwärts geschrieben, das amerikanische Wort für Himmel.