Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Rat diskutiert im Herbst über Schließzeiten
Kinderhäuser haben je 26 Tage im Jahr zu – Gemeinderäte debattieren Familienfreundlichkeit
SIGMARINGENDORF - Der Sigmaringendorfer Gemeinderat wird sich noch dieses Jahr mit den Schließzeiten der beiden Kinderhäuser beschäftigen. Sowohl das Kinderhaus in Sigmaringendorf als auch das in Laucherthal schließen in den Sommerferien jeweils drei Wochen lang, und das gleichzeitig. Insgesamt haben die Einrichtungen jeweils 26 Schließtage im Jahr. Für viele Eltern ist das ein organisatorischer Kraftakt: Vor allem Alleinerziehende oder Eltern, die kein funktionierendes Netzwerk aus Großeltern, Tagesmüttern und Co. haben, stellen die langen Schließzeiten regelmäßig vor Probleme.
Grund genug für Gemeinderätin Christel Metzger, in der Gemeinderatssitzung Ende Juni den Anstoß zu einer Diskussion über dieses Thema zu geben. „Manche sind einfach auf den Kindergarten angewiesen, die haben keine Oma in der Nähe“, sagte sie damals und warf die Frage auf, ob die Schließzeiten nicht wenigstens um eine Woche versetzt werden könnten. Dann könnten Eltern, die es dringend nötig haben, ihre Kinder eine Woche lang im jeweils anderen Kinderhaus betreuen lassen und müssten nur zwei Wochen überbrücken. Bürgermeister Philip Schwaiger erläuterte, dass der bestehende Personalschlüssel die 26 Schließtage erforderlich mache. „Sonst brauchen wir mehr Stellen.“Außerdem sei das Kinderhaus in Laucherthal zu klein: „Dort haben wir nur eine Genehmigung für 44 Kinder“, sagte Kämmerer Hartmut Diesch.
Andere Gemeinden regeln es anders
In der jüngsten Gemeinderatssitzung am vergangenen Montag berichtete der Bürgermeister dann, dass es von 2003 bis 2006 eine Abstimmung der Ferienzeiten gegeben habe – doch dann wurde die U3-Betreuung eingeführt. „Für die Kleinen ist es ungut, wenn sie plötzlich fremde Erzieherinnen bekommen“, sagte Schwaiger. „Bei den unter Dreijährigen stimme ich Ihnen zu“, sagte Christel Metzger am Montag. „Aber die Größeren sind flexibel.“Sie habe sich in anderen Gemeinden umgehört: „Dort gibt es das nicht mit den drei Wochen.“Außerdem gebe es Modelle, die im Einzelfall die Dringlichkeit mit einbeziehen, etwa durch eine entsprechende Bescheinigung des Arbeitgebers, dass der Betreffende nicht drei Wochen Urlaub nehmen kann. „Man sagt doch immer, dass Frauen leichter in den Beruf zurückkehren sollen“, sagte Metzger. „Wir hinken da etwas hinterher.“Zur räumlichen Beschränkung in Laucherthal sagte sie, „dass ja auch die ganze Zeit Sigmaringendorf auf sein könnte“.
Claus Bayer schloss sich an und nahm die Perspektive des „inzwischen betroffenen Großvaters“ein, wie er sagte. „Für meine Tochter ist es fast unmöglich, das zu organisieren.“Und es stehe ja auch nirgends, dass während der Hauptferienzeit das volle Programm gefahren werden müsse. Marco Hinder sagte, dass „wir in der glücklichen Lage sind, zwei Omas hier zu haben“. Andere im Bekanntenkreis griffen auf Tagesmütter zurück. „So viele Schließtage sind schon heftig.“
Eine Stelle kostet circa 50 000 Euro
Die Verwaltung ist nach der Sitzung am Montag bereits tätig geworden und hat ausrechnen lassen, wie sich der Personalbedarf bei weniger Schließtagen verändern würde. Da die Erzieherinnen dann einen größeren Teil ihres Jahresurlaubs als bisher im laufenden Betrieb nehmen müssten, würde mehr Personal gebraucht.
„Wenn wir eine Woche weniger schließen, brauchen wir für beide Kinderhäuser insgesamt 0,35 Stellen mehr“, sagt Bürgermeister Philip Schwaiger. Bei zwei Wochen weniger seien es 0,7 Stellen, „und ganz ohne Schließtage brauchen wir 1,82 Stellen mehr“. Eine ganze Stelle kostet die Gemeinde circa 50 000 Euro im Jahr.
„Das ist jetzt einfach eine Grundsatzentscheidung, die wir treffen müssen“, sagt Schwaiger. Um das Ganze noch vor den Haushaltsberatungen für das kommende Jahr zu diskutieren, möchte er das Thema diesen Herbst auf die Tagesordnung bringen. Er betont aber, „dass wir selbstverständlich die Leitungen der Kinderhäuser mit ins Boot holen wollen“.