Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Suche nach Pflegekräften ist weiterhin ein Kraftakt
Alten- und Pflegeheim verzeichnet wirtschaftlich erfolgreiches Jahr 2017 – Gemeinderat beschließt Neubau
PFULLENDORF - Der Spitalfonds Pfullendorf hat mit seinem Altenund Pflegeheim sowie seinen weiteren Pflege-Angeboten im vergangenen Jahr einen Gewinn von gut
81 000 Euro erwirtschaftet – und damit das wirtschaftlich beste Ergebnis seit 2013 erzielt. Den entsprechenden Abschluss legte Wolfgang Scheitler, Leiter der Spitalpflege, dem Gemeinderat am Donnerstagabend vor. Mitgebracht hatte er aber auch weniger gute Nachrichten: Große Sorge bereitet ihm vor allem die Besetzung offener Stellen.
Im Jahr 2013 hatte der Abschluss des Eigenbetriebs noch ein Minus von 189 000 Euro ausgewiesen. Auch in den beiden folgenden Jahren fiel die Bilanz negativ aus – wenn auch deutlich geringer (58 500 beziehungsweise 85 500 Euro). Im Jahr
2016 erwirtschaftete die Spitalpflege dann einen Überschuss von gut 2000 Euro. Die gute Bilanz des vergangenen Jahres erklärte Wolfgang Scheitler in der Gemeinderatssitzung vor allem mit einer Reduzierung der Verluste bei der Tagespflege und beim ambulanten Pflegedienst. „Das Ergebnis ist trotzdem noch nicht so, wie wir es uns vorstellen“, sagte Scheitler.
Mehr Lohn für Pflegekräfte
Wie der Leiter der Spitalpflege berichtete, werden im Laufe des Jahres die letzten Kredite abbezahlt. „Am 1. Januar 2019 sind wir schuldenfrei“, sagte er. „Und damit bereit für neue Herausforderungen.“Die aktuellen Pflegesätze gelten bis Ende November. „Dann sollten wir sie neu verhandeln“, sagte Wolfgang Scheitler. In den kommenden zwei Jahren würden die Löhne von Pflegekräften um mehr als fünf Prozent steigen. „Das müssen wir leider Gottes weitergeben. Sonst geraten wir ins Minus.“Alles in allem beschäftige der Eigenbetrieb zurzeit 90 Mitarbeiter, die umgerechnet 47,6 Vollzeit-Stellen belegen.
In seinem schriftlichen Lagebericht weist Wolfgang Scheitler auch auf die schwierige Besetzung vakanter Stellen und von Ausbildungsplätzen hin. „Der Arbeitsmarkt ist faktisch leergefegt. Der Pflegenotstand ist allgegenwärtig“, heißt es darin. Und weiter: „Die prekäre Lage auf dem Arbeitsmarkt wird die wirtschaftlichen Verhältnisse der Einrichtungen weiterhin stark beeinflussen.“Nur bei einer Besetzung der vorgegebenen und vakanten Stellen könnten auch die entsprechenden Leistungen angeboten werden. „Es kommt nicht mehr darauf an, ob ein freier Pflegeplatz vorhanden ist, sondern ob wir die im Budget vereinbarten Stellen tatsächlich besetzt haben, um die Leistungen zu erbringen“, heißt es im Lagebericht.
Im Alten- und Pflegeheim stellt die Spitalpflege 66 vollstationäre Pflegeplätze zur Verfügung, davon zehn als eingestreute Kurzzeitpflege. Hinzu kommen 20 Tagespflege-Plätze. Darüber hinaus gehören zum Eigenbetrieb aber auch noch eine Einrichtung für betreutes Wohnen sowie ein ambulanter Pflegedienst.
Betreuung in GSW-Wohnungen
Ein weiteres Betätigungsfeld kommt mit den 35 barrierefreien Wohnungen hinzu, die die Gesellschaft für Siedlungs- und Wohnungsbau (GSW) am Stadtsee gebaut hat und in diesen Tagen an die Eigentümer übergibt. Für diese Wohnungen haben GSW und Spitalpflege einen Betreuungsvertrag unterzeichnet. „Bereits jetzt gibt es ersten Anfragen nach unseren Pflege- und Betreuungsleistungen“, sagte Wolfgang Scheitler im Gemeinderat.
In der gleichen Sitzung fasste das Gremium den Grundsatzbeschluss, ein neues Alten- und Pflegeheim zu errichten. Der Neubau ist nötig, weil Änderungen in der Landesheimbauverordnung den wirtschaftlichen Betrieb im Bestandsgebäude für die Zukunft unmöglich machen. Den weiteren Zeitplan stellte Bürgermeister Thomas Kugler vor.
Demnach stehen in diesem und im kommenden Jahr die Erstellung einer Konzeption, die Standortsuche und die Vorplanung im Mittelpunkt.
2020 sollen Planerstellung, Finanzierung, Baugesuch und Baugenehmigung folgen. Mit dem Baubeginn rechnet der Bürgermeister im Jahr
2021. Spätestens 2023 soll dann der Umzug des Pflegeheims in die neuen Räume vollzogen werden. „Mit dem neuen Haus wird das Alten- und Pflegeheim auch als Arbeitgeber nochmal attraktiver“, sagte Thomas Kugler.