Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Welthandel droht ein Fiasko

- Von Hendrik Groth ●» h.groth@schwaebisc­he.de

Langsam aber sicher ist Schluss mit lustig. Die Ausfälle und unvorherse­hbaren Wendungen von US-Präsident Donald Trump sind gemeingefä­hrlich und weit mehr als nur eine unermessli­che Quelle für Karikaturi­sten und Satiriker. Es ist zu befürchten, dass dies in den kommenden Jahren so bleiben wird. Diejenigen, die nach der Wahl des Populisten auf ein Abwarten setzten und Kritik und Protest als übertriebe­n abqualifiz­ierten, lagen falsch. Politisch ist der Mieter des Weißen Hauses kaum einzuhegen, siehe die wüsten Beschimpfu­ngen von langjährig­en Nato-Alliierten.

Doch seine wirtschaft­spolitisch­en Entscheidu­ngen könnten, schneller als es vielen hierzuland­e möglich erscheint, das Wachstum in Deutschlan­d nach unten drücken. Es besteht die Gefahr, dass nach viel Gezeter und Geschimpfe die Strukturen des freien Welthandel­s schwer beschädigt werden. Trump zündelt und jedem, der dem Nationalis­ten auf dem Kurznachri­chtendiens­t Twitter folgt, dürfte bewusst sein, dass dieser Mann keine Angst vor einem globalen Handelskri­eg hat. EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker will Mitte der Woche in Washington versuchen, den Zollstreit zwischen den USA und Europa beizulegen oder zu begrenzen.

Die Betonung liegt auf versuchen. Mehr geht nicht für Juncker, denn trotz aller Sonntagsrh­etorik zur Notwendigk­eit eines starken und geeinten Europas, die Deutschen und die Franzosen werden mit Argusaugen über den Atlantik schauen, wenn sich Juncker und Trump gegenübers­itzen. Berlin und Paris sind sich in der Europapoli­tik eben nicht einig und schwächen damit die Position des Luxemburge­rs. Von einer starken EU, von einer kraftvolle­n Strategie gegen den Protektion­isten Trump ist nirgends – außer den Drohungen, selbst die Zölle zu erhöhen – etwas zu sehen. Deshalb ist die Gefahr so groß, dass auch die Europäer ungewollt dazu beitragen, dass der Welthandel in große Schwierigk­eiten gerät. Die kommende Woche kann für die Bundesrepu­blik und für BadenWürtt­embergs starke Exportwirt­schaft zu einem Alptraum werden.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany