Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Wildkatzen breiten sich im Südwesten weiter aus
Hundert Jahre galten sie als ausgestorben – Inzwischen wachsen ihre Bestände kontinuierlich
STUTTGART (lsw) - Die Zahl der Wildkatzen in Baden-Württemberg steigt weiter an. Besonders die milden Winter und guten Mäusejahre hätten die richtigen Voraussetzungen für die Katzenart geschaffen, sagte Sabrina Streif, Wildbiologin der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA). Genaue Zahlen gebe es allerdings nicht. Bei Wildtieren sei eine genaue Erfassung nicht möglich. Totfunde, Aufzeichnungen von Wildkameras und Nachweise durch Genmaterial ließen dennoch auf einen Anstieg schließen, erklärte dazu Wildtierexperte Axel Wieland vom BUND.
Oft würden Wildkatzen mit ausgerissenen und verwilderten Hauskatzen verwechselt. „Der Unterschied ist rein äußerlich kaum erkennbar“, sagte Streif. Bei genauem Betrachten falle aber der dickere, buschigere Schwanz mit den typischen Ringen und dem schwarzen Ende auf. Außerdem zeigt die Wildkatze, die zum Wildtier des Jahres gewählt wurde, laut Wieland ein aggressiveres Verhalten. Er warnte davor, junge Katzen aus dem Wald mitzunehmen. Diese vermeintlichen Hauskätzchen seien meist junge Wildkatzen und somit nur schwer großzuziehen, erklärt der BUND-Experte.
Um die Ausbreitung der streng geschützten Tiere noch weiter voranzutreiben, seien Verbindungen – sogenannte Korridore – zwischen Wäldern und somit zwischen verschiedenen Revieren nötig, betonte Wieland: „Erst durch den genetischen Austausch wird das Überleben der Wildkatzen gesichert.“
Besonders Autobahnen und große Bundesstraßen versperren den Katzen den Weg zu anderen Gebieten. Außerdem werden sie auf diesen Straßen regelmäßig überfahren. Experten halten daher Grünbrücken für unverzichtbar. Streif forderte zudem mehr Rücksicht bei Waldarbeiten in der Zeit zwischen Mai und Juni – denn dann würden die jungen Wildkatzen aufgezogen.