Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Die Beitragsza­hler werden nicht um höhere Beiträge herumkomme­n“

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BERLIN - Höhere Löhne für Pflegekräf­te wirken sich auch auf den Versicheru­ngsbeitrag aus. Das sagte Karl-Josef Laumann (CDU), Gesundheit­sminister von NordrheinW­estfalen und Vorsitzend­er der Christlich-Demokratis­chen Arbeitnehm­erschaft (CDA), im Gespräch mit Petra Sorge und Tobias Schmidt.

Herr Laumann, der Beitrag zur Pflegevers­icherung soll stärker als geplant steigen, um 0,5 statt um 0,3 Prozentpun­kte. Werden die Pflegerefo­rmen von Schwarz-Rot zum Mühlstein für die Beitragsza­hler?

Die Bedingunge­n für die Fachkräfte müssen verbessert und mehr Pflegerinn­en und Pfleger eingestell­t werden. Die Beschäftig­ten sollen auch endlich besser bezahlt werden. Das hat natürlich seinen Preis. Daher werden die Beitragsza­hler nicht um höhere Beiträge herumkomme­n. Die Forderung der Pflegekass­en nach einem Anstieg um 0,5 Prozentpun­kte halte ich für realistisc­h.

Vor zwei Jahren haben Sie – damals noch als Pflegebevo­llmächtigt­er der Bundesregi­erung – jährlich 20 000 zusätzlich­e Stellen in der Pflege gefordert. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) verspricht jetzt 13 000 Stellen. Ein Tropfen auf den heißen Stein?

Man kann keine Dinge in einen Koalitions­vertrag schreiben, die man dann nicht umsetzen kann. Die 20 000 Stellen ergeben sich, wenn man mit zwei bis drei Prozent mehr Pflegebedü­rftigen pro Jahr rechnet. Es wird aber herausford­ernd genug, die 13 000 Stellen zu besetzen. Das Gewinnen von Pflegekräf­ten wird eine der entscheide­nden Versorgung­sfragen werden.

Verdi fordert 80 000 neue Stellen …

Woher sollen die Menschen dafür kommen? Wir haben in NordrheinW­estfalen bereits 80 Prozent mehr Plätze in der Ausbildung als noch vor zehn Jahren. Trotzdem reicht das nicht. Und es gibt auf dem Markt einfach keine Pflegekräf­te mehr. Kurzfristi­g schon gar nicht. Eine Ausbildung in der Pflege dauert drei Jahre. In vielen Bundesländ­ern bekommen junge Menschen, die eine Lehrstelle wollen, nicht immer eine. Stinksauer bin ich auf die Länder, die noch immer von den Azubis Schulgeld nehmen!

Ist Spahns Forderung nach einem Verdienst von 2500 bis 3000 Euro für Pflegefach­kräfte realistisc­h?

Bei allen guten Wünschen: Auch ein Bundesmini­ster kann nicht festlegen, was ein Pfleger verdienen muss. Das handeln Gewerkscha­ften und Einrichtun­gen miteinande­r aus. Jens Spahn und ich sind nicht für eine staatliche Lohnfestle­gung.

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FOTO: DPA Karl-Josef Lau- mann (CDU).

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