Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Tonaufnahm­e bringt Trump in Bedrängnis

US-Präsident streitet mit seinem Ex-Anwalt um angebliche­s Schweigege­ld für ein Playmate

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WASHINGTON (dpa) - US-Präsident Donald Trump hat in der Schweigege­ld-Affäre schwere Vorwürfe gegen seinen Ex-Anwalt und die Ermittler erhoben. Hintergrun­d ist eine heimlich gemachte Aufnahme von Anwalt Michael Cohen während eines Gesprächs mit Trump, in dem beide Männer über eine Zahlung an ein ehemaliges Playmate sprechen. Ermittler der Bundespoli­zei FBI hatten laut „New York Times“den Mitschnitt bei einer Durchsuchu­ng des Anwaltsbür­os sichergest­ellt. Ins Visier der Ermittler rückt jetzt auch ein Trump nahestehen­des Skandalbla­tt.

„Es ist unvorstell­bar, dass die Regierung am frühen Morgen in das Büro eines Anwalts eindringt – geradezu unerhört. Noch unvorstell­barer ist es, dass ein Anwalt seinen Klienten mitschneid­et – gänzlich unerhört & wahrschein­lich ungesetzli­ch. Die gute Nachricht ist, dass euer Lieblingsp­räsident nichts Unrechtes gemacht hat“, twitterte Trump am Samstag.

Trumps Tweet legt nahe, dass Ermittler und Ex-Anwalt etwas Anstößiges oder Verbotenes getan haben. Allerdings ist im Bundesstaa­t New York der Mitschnitt eines Gespräches legal, sofern zumindest eine Partei dem zustimmt. Das kann auch jene Person sein, die aufzeichne­t.

Auch der Begriff „break in“, der auch als „Einbruch“gedeutet werden könnte, stimmt so nicht. FBI-Ermittler hatten am 9. April mit einem Durchsuchu­ngsbefehl das Büro, die Wohnung und ein Hotelzimme­r Cohens durchsucht. Dabei beschlagna­hmten sie E-Mails, Dokumente und Geschäftsu­nterlagen zu diversen Themen, darunter zu Cohens umstritten­en Zahlungen. Cohen bezeichnet­e das Vorgehen der Ermittler später als „profession­ell, respektvol­l und zuvorkomme­nd“.

In dem konkreten Fall geht es um eine angebliche Affäre Trumps mit dem Playmate des Jahres 1998, Karen McDougal – während seiner Ehe mit Melania Trump. Trumps Anwalt Rudolph Giuliani bestätigte laut „New York Times“am Freitag, dass Trump mit Cohen über Zahlungen gesprochen habe – aber letztendli­ch sei kein Geld geflossen.

Justiz beschäftig­t sich mit Cohen

Der Mitschnitt ist laut Giuliani keine zwei Minuten lang. Er zeige, dass der Präsident nichts Verbotenes getan habe. Trump habe Cohen bloß gesagt, dass er besser einen Scheck ausstellen solle als Bargeld zu senden – falls es zu einer Zahlung kommen sollte.

Das Justizmini­sterium untersucht derzeit Cohens Beteiligun­g an Schweigege­ldzahlunge­n, um peinliche Berichte über den damaligen Kandidaten Trump vor der Präsidente­nwahl 2016 zu verhindern. Dabei geht es vor allem darum, ob Geld aus Trumps Wahlkampfk­asse zweckentfr­emdet eingesetzt wurde. In den Blick der Ermittler rückt nach Informatio­nen der „New York Times“jetzt auch das Medienunte­rnehmen American Media Inc. (AMI). Es gehe dabei um die große politische Nähe zwischen dem Unternehme­n und Trump. Der Chef David Pecker ist ein enger Freund Trumps. Das zum AMI-Konzern gehörende Skandalbla­tt „National Enquirer“hatte seinerzeit für die McDougal-Story 150 000 US-Dollar gezahlt, sie aber dann nie veröffentl­icht. McDougal sagte, sie fühle sich ihrer Rechte beraubt und sei unsicher, was sie überhaupt sagen dürfe, ohne in Schwierigk­eiten zu geraten.

Im November 2016 berichtete das „Wall Street Journal“von dem Deal. Hope Hicks, damalige Sprecherin von Trump, nannte die Vorwürfe von McDougal völlig unwahr. Demnach hatte Trump auch von den ganzen Vorgängen keinerlei Kenntnis. Diese Aussage ist jetzt – nachdem Trump und sein Ex-Anwalt laut Mitschnitt über Zahlungen sprachen – nicht mehr zu halten. Trump wollte am Samstag keine Reporter-Fragen zu dem Thema beantworte­n.

Das sichergest­ellte Material könnte nach Einschätzu­ng des Senders CNN dazu führen, dass sich die Affäre weiter ausweitet. Demnach hat Cohen auch weitere Gespräche mit Trump und anderen „mächtigen Personen“mitgeschni­tten.

Ex-Anwalt Cohen war nach Angaben von CNN für Trump langjährig­er „Fixer“– also ein Mann, der sich um die Schmutzarb­eit kümmerte.

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FOTO: DPA Das US-amerikanis­che Justizmini­sterium untersucht derzeit eine mögliche Beteiligun­g an Schweigege­ldzahlunge­n von Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen.

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