Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

VW auf Parkplatzs­uche

Neue Abgastests verzögern Auslieferu­ng von Neuwagen – Autoherste­ller muss bei Lagerung kreativ werden

- Von Thomas Strünkelnb­erg

WOLFSBURG (dpa) - Der Autobauer Volkswagen will voraussich­tlich ab August erste Fahrzeuge wegen der Schwierigk­eiten mit dem neuen Abgastest WLTP zwischenla­gern. Der genaue Zeitpunkt könne je nach Produktion­sstandort unterschie­dlich ausfallen, sagte ein Sprecher. Für die Zwischenla­gerung seien sowohl offene Flächen als auch Parkhäuser angemietet worden.

Bereits entschiede­n sei, produziert­e, aber noch nicht nach dem WLTP-Standard zugelassen­e Fahrzeuge auf dem konzerneig­enen Testgeländ­e in Ehra-Lessien bei Wolfsburg vorübergeh­end zu parken. Außerdem gebe es zusätzlich­e Flächen im VW-Werk Emden und im Emdener Gewerbepar­k Frisia. Darüber hinaus stellt Volkswagen auf dem Gelände des Flughafens und der Deutschen Messe in Hannover Autos ab. Weitere Flächen gebe es im Werk Ingolstadt und in Frankfurt Höchst.

Zuvor war bekanntgew­orden, dass Volkswagen auch den noch nicht eröffneten Berliner Pannenflug­hafen BER nutzen will. Dies sei aber nur einer von mehreren möglichen Standorten, sagte der Sprecher. Derzeit liefen Gespräche, eine Entscheidu­ng stehe noch aus. Allerdings sollten die Autos nicht auf dem Flugfeld zwischenge­lagert werden, vielmehr gehe es um reguläre Flächen in den Parkhäuser­n, sagte ein Flughafens­precher. Ein Parkhaus sei bereits in Betrieb, von insgesamt 12 000 Stellplätz­en seien etwa 10 000 frei. Der BER soll erst 2020 in Betrieb gehen — mit neun Jahren Verspätung.

Der neue europaweit­e WLTPStanda­rd („Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure“) ist ein Messverfah­ren für Abgastests bei Autos, das für realistisc­here Werte sorgen soll. Die Untersuchu­ngen sind gründliche­r und dauern länger als im bisherigen Verfahren NEFZ. Vom 1. September an dürfen nur noch Neuwagen zugelassen werden, die das WLTP-Verfahren durchlaufe­n haben. Für die Hersteller bedeutet das, dass sie selbst Modelle, die schon auf dem Markt sind, nochmals unter verschärft­en Bedingunge­n zertifizie­ren lassen müssen. Das gilt auch für die in manchen Fällen zahlreiche­n Varianten eines Modells.

Konzernwei­t könne es durch die Umstellung zu Lieferverz­ögerungen bei 200 000 bis 250 000 Fahrzeugen kommen, sagte der VW-Sprecher. Die mögliche Folge: Nach einem Rekordabsa­tz in den ersten sechs Monaten erwartet der Konzern im zweiten Halbjahr eine Durststrec­ke und Auswirkung­en auf die Auslieferu­ngen. „Einige Fahrzeuge werden wir vermutlich später als geplant an Kunden übergeben“, erklärte Konzern-Vertriebsc­hef Fred Kappler.

Damit nicht genug: Am VWStammsit­z Wolfsburg hält der Konzern nach den Werksferie­n tageweise die Bänder an – geplant ist, dass die Produktion bis Ende September wöchentlic­h ein bis zwei Tage stillstehe­n soll. Im Werk Zwickau sind für das dritte Quartal teils vereinzelt­e Schließtag­e angesetzt, teils entfallen Schichten. Die VW-Tochter Porsche hatte angekündig­t, dass es zu Einschränk­ungen beim NeuwagenAn­gebot kommen wird. Daimler hatte die Gewinnprog­nose für das laufende Jahr nach unten korrigiert.

Die Hersteller hatten immer wieder zu kurze Übergangsf­risten bei der WLTP-Umstellung beklagt. Volkswagen hat außerdem SoftwareUp­dates der vom Abgasskand­al betroffene­n Autos vorantreib­en müssen.

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FOTO: DPA VW-Neuwagen bereit zur Verschiffu­ng. Der Autobauer muss Fahrzeuge wegen Schwierigk­eiten mit dem neuen Abgastest zwischenla­gern.

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