Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Obst und Gemüse geschickt kombiniere­n

Es kommt nicht nur auf die tägliche Menge an, sondern vor allem auch auf den Mix

- Von Pauline Sickmann

BONN/BERLIN (dpa) - „Fünf am Tag“lautet die Empfehlung der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung (DGE) in Sachen Gemüse und Obst. Konkret damit gemeint ist: täglich fünf Portionen essen – und zwar mehr Gemüse als Obst. Mindestens drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst sollten es sein. Das Maß für die Portion ist dabei die eigene Hand. So ergeben sich Mengen, die zu Alter und Körpergröß­e passen. Für Erwachsene heißt das: 400 Gramm Gemüse und 250 Gramm Obst täglich. Neben dem Wieviel ist aber auch das Was entscheide­nd.

Gemüse und Obst sind deshalb so gesund, weil sie den Körper mit Vitaminen, Mineralsto­ffen, Ballaststo­ffen sowie sekundären Pflanzenst­offen versorgen. Außerdem haben sie wenig Kalorien, sind sättigend und senken das Risiko für Herz-Kreislaufu­nd andere Erkrankung­en.

Auch mal Saft oder Smoothie

Aber nicht nur Möhre, Apfel und Co. gelten bei der Fünf-am-Tag-Regel als eine Portion. Hülsenfrüc­hte zum Beispiel zählen auch dazu, erklärt Silke Restemeyer von der DGE. „Hülsenfrüc­hte enthalten besonders viele Ballaststo­ffe und hochwertig­e pflanzlich­e Proteine.“Gelegentli­ch kann eine Portion auch als Saft oder Smoothie – am besten frisch gemixt – verzehrt werden. Auch eine halbe Handvoll Trockenfrü­chte oder ungesalzen­e und ungeröstet­e Nüsse gelten als Obstportio­n.

Besonders wichtig bei der Kombinatio­n von Gemüse und Obst ist die Vielfalt: „Je mehr man variiert, desto gesünder wird es“, erklärt Harald Seitz vom Bundeszent­rum für Ernährung. Sich nur auf zwei Lieblingss­orten zu beschränke­n oder Obst durch Gemüse zu ersetzen, ist nicht sinnvoll. Denn jede Sorte deckt ein anderes Spektrum an Vitaminen, Mineralsto­ffen und sekundären Pflanzenst­offen ab. Ein guter Indikator für die verschiede­nen Inhaltssto­ffe sind die Farben – bunt ist besonders vielfältig und deshalb besonders gesund.

Die Food-Journalist­in und Ernährungs­wissenscha­ftlerin Dagmar von Cramm rät ebenfalls zu Abwechslun­g. Bei Gemüse erreiche man das beispielsw­eise auch mit einer Kombinatio­n von Sorten, die über und unter der Erde wachsen: „In Wurzeln und Knollen ist oft mehr Beta-Karotin, viel Kalium und Magnesium, in Blättern mehr Folsäure, Vitamin C und Eisen“, erklärt sie.

Ob man die Nahrungsmi­ttel eher gekocht oder roh essen sollte, hängt von der Sorte ab. Manche Nährstoffe wie Lykopin in Tomaten oder BetaKaroti­n aus Möhren halten Hitze gut aus – und sind sogar aus gegartem Gemüse am besten zu verwerten. Außerdem entlastet Garen das Verdauungs­system. Auch Mineralsto­ffe sind dann besser zu verwerten. „Aber Vorsicht: Das Garwasser immer mit verwenden – sonst landen die Mineralsto­ffe im Ausguss“, sagt von Cramm.

Gekocht und roh

Anderersei­ts sinkt mit dem Kochen der Ballaststo­ffgehalt – und wasserlösl­iche Vitamine wie das Wachstumsv­itamin Folsäure und Vitamin C werden zerstört. Der Trick ist deshalb auch hier die Vielfalt, also am besten einen Mix aus gekochtem und rohem Obst und Gemüse essen. „Bei Obst eher roh, bei Gemüse mindestens ein bis zwei Portionen gegart oder fermentier­t wie Sauerkraut. Hülsenfrüc­hte muss man ja ohnehin garen, weil sie roh teilweise unverträgl­ich sind“, sagt von Cramm.

Obst bleibt auch gegrillt oder im Gebäck Obst. Allerdings sollten Freunde von Obstkuchen bedenken, dass dieser in der Regel auch viel Zucker enthält. Wer auf seine Linie achten will, sollte es mit dem Obst ohnehin nicht übertreibe­n, sagt Seitz: „Pauschal gesagt enthält Obst mehr Kalorien und mehr natürliche­n Zucker – deshalb kann man davon schneller zunehmen.“

Zu viel Obst oder Gemüse zu essen, sei nur schwer möglich. Empfindlic­he Menschen können aber bei sehr viel Gemüse Blähungen bekommen.

Fünf Portionen

Genug Gemüse und Obst zu sich zu nehmen, ist auf der anderen Seite gar nicht so schwierig. Silke Restemeyer gibt ein Beispiel, wie man im Alltag auf fünf Portionen kommt: „Zum Frühstück ein Müsli mit frischem Obst essen und im Laufe des Vormittags etwas Rohkost. Zum Mittagesse­n dann eine Portion gekochtes Gemüse, am Nachmittag einen leckeren Obstsalat und abends etwas Rohkost oder einen frischen Salat zum Abendbrot.“

Der Fantasie sind beim Zubereiten von Gemüse übrigens keine Grenzen gesetzt. Und viel Zeit muss man auch nicht einplanen. Dagmar von Cramm empfiehlt zum Beispiel: Gemüse klein schneiden, mit Olivenöl, Rosmarin, Salz und Pfeffer auf dem Blech rösten. „Schmeckt grandios!“Als Sattmacher Kartoffels­palten mitbacken. Auch Gemüsecurr­ys sind ihr zufolge schnell zubereitet: „Gemüse klein schneiden, mit Curry andünsten, mit Kokosmilch angießen und schmoren. Schmeckt toll mit Reis.“

Frisch muss Obst oder Gemüse übrigens nicht unbedingt sein, sagt Harald Seitz: „Tiefkühl-Obst und -Gemüse wird direkt nach der Ernte schockgefr­ostet – deshalb sind darin noch viele Vitamine enthalten.“Wer zum Beispiel Brokkoli stattdesse­n mehrere Tage im Kühlschran­k aufbewahrt, muss mit einem Nährstoffv­erlust rechnen.

Neben allen Gesundheit­saspekten sollte man aber eines nicht vergessen, betont Seitz: „Beim Essen geht es immer um Genuss!“

 ?? FOTOS: DPA ?? Wer es besonders gut machen will, isst auch Obst und Gemüse nicht einseitig, sondern kombiniert geschickt.
FOTOS: DPA Wer es besonders gut machen will, isst auch Obst und Gemüse nicht einseitig, sondern kombiniert geschickt.
 ??  ?? Nicht nur Obst und Gemüse zählen: Auch Nüsse und Hülsenfrüc­hte gehören zu den empfohlene­n fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag dazu.
Nicht nur Obst und Gemüse zählen: Auch Nüsse und Hülsenfrüc­hte gehören zu den empfohlene­n fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag dazu.
 ??  ?? Dagmar von Cramm: Familie in Form vegetarisc­h. Stiftung Warentest. 224 Seiten, 24,90 Euro. ISBN 978-3-86851-449-0.
Dagmar von Cramm: Familie in Form vegetarisc­h. Stiftung Warentest. 224 Seiten, 24,90 Euro. ISBN 978-3-86851-449-0.

Newspapers in German

Newspapers from Germany