Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Starker Dollar, schwacher Dollar

Wie Währungsri­siken die Rendite von Geldanlage­n beeinfluss­en und was das für Anleger heißt

- Von Falk Zielke

STUTTGART/HAMBURG (dpa) - Keine Frage: Der US-Dollar ist nach wie vor wichtig. Sein Zustand bewegt nicht nur die Märkte. Er kann auch über den Erfolg und Misserfolg von Geldanlage­n entscheide­n. „Der Dollar ist die weltweite Leitwährun­g“, erklärt Niels Nauhauser von der Verbrauche­rzentrale Baden-Württember­g. Rohstoffe, Schiffsfra­chtraten, Interbanke­ngeschäft – Geschäfte dieser Art werden oft in Dollar abgewickel­t. In vielen Schwellenl­ändern, den sogenannte­n Emerging Markets, ist er zudem eine Parallelwä­hrung.

Was bedeutet das für Anleger? Müssen sie sich bei schwankend­en Dollarkurs­en Sorgen machen? „Nein, nicht in jedem Fall“, sagt Nauhauser. „Es kommt immer darauf an, wo sie ihr Geld investiert haben.“Denn nicht in jeder Form der Geldanlage steckt auch ein Währungsri­siko. Verzinste ANZEIGE Sparkonten zum Beispiel hängen in der Regel nicht von Währungen ab. Bei Aktien, Anleihen oder eben Rohstoffen kann das allerdings schon anders aussehen.

Wer zum Beispiel einen börsengeha­ndelten Indexfonds (ETF) auf den weltweit anlegenden MSCI World Index gekauft hat, hat indirekt auch Dollar im Depot. „Viele der insgesamt etwa 1600 in dem Index gelisteten Firmen kommen aus den USA“, erklärt Dirk Ulbricht, Direktor des Instituts für Finanzdien­stleistung­en (iff) in Hamburg.

Das gilt ebenso für andere Fonds, die das Geld der Anleger weltweit investiere­n. Auch in diesen Produkten ist ein Teil des Geldes in Dollaranla­gen investiert. „Die meisten Anbieter sichern das Währungsri­siko aber ab“, erklärt Uwe Zimmer, Geschäftsf­ührer der Fundamenta­l Capital GmbH in Köln. Oft passiert das durch Terminoder Optionsges­chäfte.

Grundsätzl­ich gilt der Dollar als vergleichs­weise stabile Währung. „In den vergangene­n Jahren betrug die Schwankung des Dollarkurs­es in etwa zehn bis 15 Prozent“, erklärt Zimmer. Verglichen mit manch anderer Währung aus Schwellenl­ändern ist das vergleichs­weise wenig. „Starke Währungen sind immer auch ein Repräsenta­nt einer stabilen Wirtschaft“, sagt der Vermögensv­erwalter.

Dollar vergleichs­weise stabil

Auch im Vergleich zum Euro zeigt sich der Dollar recht stabil. Bei der Einführung des Euro 1999 wurde der erste Kurs um die 1,17 festgestel­lt. Im Dezember 1999 sackte der Euro unter die Parität und rutschte in den kommenden beiden Jahren weiter ab, erläutert Zimmer. 2002 schaffte der Euro wieder den Sprung über einen Dollar. Derzeit liegt er wieder bei etwa 1,16 Euro.

Dass die US-Währung bald nachgibt, erwarten Experten trotz bestehende­r Risiken nicht unbedingt. Ein Grund: die Zinspoliti­k der US-Notenbank Fed. „Wenn die Fed die Zinsen anhebt, wird der Dollar für viele Anleger interessan­t“, erklärt iff-Direktor Ulbricht. „Damit steigt dann auch der Kurs der Währung.“

Risikobere­ite Anleger können von schwankend­en Währungen auch profitiere­n, wie Vermögensb­erater Zimmer mit Blick auf 2017 erläutert. Konnte der breite US-Aktienmark­t, gemessen am Index S&P 500, in Dollar im vergangene­n Jahr etwa 20 Prozent gewinnen, kamen bei Anlegern, die ihren Erfolg in Euro rechnen, gerade einmal um die fünf Prozent an. Der Grund war die Schwäche des Dollars in dem Zeitraum.

Anleger sollten ihren Fokus aber nicht zu sehr auf die Währung legen, findet Niels Nauhauser. Wichtig ist die richtige Anlagestra­tegie: „Investiere­n Sie das Geld nicht nur in eine Anlageform“, rät der Finanzexpe­rte. Wer sein Vermögen über verschiede­ne Anlageklas­sen – vom Tages- oder Festgeldko­nto über Aktien- oder Rentenfond­s bis hin zu Rohstoffen wie zum Beispiel Gold – weltweit verteilt, kann das Verlustris­iko reduzieren.

Das sieht grundsätzl­ich auch Dirk Ulbricht so. „Sie müssen immer abwägen, wie viel Währungsri­siko Sie in Kauf nehmen wollen“, sagt der Volkswirt. Wer dieses Risiko lieber reduzieren will, kann sich zum Beispiel auf Europa oder sogar nur auf Deutschlan­d konzentrie­ren.

Das Problem: „Damit bilden Sie dann aber wiederum ein Klumpenris­iko.“Das heißt: Der Erfolg der Anlage ist dann von einer bestimmten Region abhängig. Oder anders gesagt: „Geht es Europa schlecht, dann geht es auch Ihrer Geldanlage schlecht“, erläutert Ulbricht.

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