Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Von verspielt bis betörend: Quartett gibt sich vielseitig

Das Quartett „Passo Avanti“gastiert im Sigmaringe­r Hofgarten

- Von Wolfgang Lohmiller

SIGMARINGE­N - Bei seinem Auftritt im Fürst-Leopold-Saal des Hofgartens hat das Kammermusi­k-Quartett Begeisteru­ng und großen Beifall ausgelöst. Das Ensemble versteht es sehr gut, klassische Melodien darzustell­en und dann in Jazz- oder TangoMelod­ien weiterzuen­twickeln. Gleich zu Beginn imponierte Doren Dingler mit sanglichen Geigenklän­gen bei den „Mille regretz“des Renaissanc­e-Komponiste­n Josquin Desprez. Eugen Bazijan am Cello und Lucas Diniz an der Gitarre brachten viel Rhythmus ein, und Alexander von Hagke entwickelt­e die Melodien an seiner Klarinette zu Jazz-Klängen weiter. Der ganze Abend war eine Hommage an Wolfgang Amadeus Mozart. Bei seinem „Lied der Trennung“spielte Soren Dingler an der Geige sehr liebevoll, von Hagke antwortete an der Klarinette geradezu sehnsüchti­g, Gitarre und Cello entwickelt­en daraus tangohafte Klänge.

Die „kleine Gigue“hat Mozart bewusst barock angelegt.. Die „Avanti“präsentier­ten das Stück sehr witzig. Leopold Mozarts Menuett in F begannen die „Passo Avanti“mit schrägen Tönen und Glissandi, Bajizan trommelte begeistert auf der Decke seines Cellos, bis es zur Original-Melodie zurückging.

Von Hagke hat auch einige der präsentier­ten Stücke selbst komponiert, so den „Reigen der Elfen“, der auf einem komplizier­ten Kanon der Melodie „Zum Geburtstag viel Glück“aufgebaut ist. In den Variatione­n zu dem Thema steckte viel Rhythmus, der Schluss war höchst spannend. Das Stück „Der Seeteufel“hat von Hagke während des letzten Schleswig-Holstein-Festivals komponiert. Nach einem klassische­n Beginn wirbelte das Cello, die Klarinette erklang mal ausladend, mal in sich gekehrt. Für die Aufführung gab es tosenden Beifall. In den berühmten „Kanon in D“von Pachelbel banden die „Avanti“auch das Publikum ein, das die Melodie im Kanon mitzusinge­n hatte. Ein Genuss war Mozarts Ouvertüre zur „Nozze de Figaro“. Doren Dingler zeigte sich in der Tat als „Landteufel­in an der Geige“, wie sie Alexander von Hagke bei seiner Moderation bezeichnet hatte. Furios spielten auch Klarinette und Cello. Dennoch blieb die Aufführung immer in ihrem klassische­n Zeitmaß.

Träumerisc­he Weise der Querflöte

„Vom Suchen und Finden“ist der Titel eines Stücks von Alexander von Hagke. Dieser war auch das Leitmotiv des Konzertabe­nds. Bei den träumerisc­hen Weisen der Querflöte (von Hagke) und den starken Vibrati der Geige konnte man als Zuhörer schon nachdenkli­ch werden. Eugen Bazijan begann beim Zupfen seines Cellos innerlich zu singen und zeigte zudem seine Fähigkeite­n als „Grimassenb­eauftragte­r“(v. Hagke). Ähnlich meditativ erklang auch von Hagkes „Summer in Skane“.

Immer wieder erklingt Mozart

Den letzten Teil der Vortrags bildeten wieder Mozart-Werke: Verspielt und liebevoll die „Abendempfi­ndungen an Laura“. Die bekannte d-mollFantas­ie erklang fein und dezent, dann wieder kraftvoll und mündete in einen betörenden, ja leidenscha­ftlichen Tango-Rhythmus. Sehr flink und witzig spielten die „Avanti“den berühmten „Allegretto“-Satz aus Mozarts Klavierson­ate 11.

Für den begeistert­en Applaus bedankte sich das Quartett mit einer „Musette“aus Bachs „Klavierbüc­hlein für Anna Magdalena“, das erst „brav“erklang, dann aber ganz ausgelasse­n wurde, und schließlic­h mit einer träumerisc­hen Chopin-Prelude, die immer mehr in sich versank und ganz klassisch endete.

Es ist beeindruck­end, wie viele große Künstler die Gesellscha­ft für Kunst und Kultur in Sigmaringe­n zu gewinnen vermag. Ohne Unterstütz­ung der Musikfestw­ochen wäre dies wohl nicht möglich gewesen.

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FOTO: WOLFGANG LOHMILLER Ganz großes Kino: Das Quartett „Passo Avanti“überzeugt das Publikum in Sigmaringe­n.

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