Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Wenn der Dudelsack AC/DC rockt

„Cùl na Mara“spielt traditione­lle Musik ebenso wie Heavy-Metal-Klänge

- Von Peggy Meyer

INZIGKOFEN - Die Celtic Folk-RockBand „Cùl na Mara“hat am Samstagabe­nd im Rahmen der Veranstalt­ungsreihe „Kultur im Klosterhof“ein begeistern­des Konzert gegeben. Geplant als Open Air, entschied sich der Veranstalt­er für die Schlechtwe­ttervarian­te und verlegte das Konzert kurzerhand in den Kapitelsaa­l des Klosters. Fast hätte man meinen können, das regnerisch­e und kühle Wetter gehöre zum Vertrag: Als Hommage an raue, keltische Landstrich­e und um den Kapitelsaa­l binnen weniger Augenblick­e in ein irisches Pub zu verwandeln.

„Cúl na Mara“, ein ungewöhnli­cher, aber klangvolle­r Name. Er kommt aus dem Gälischen und bedeutet übersetzt „Winkel im Meer“. Genauso außergewöh­nlich ist auch die Musik. Keltische Einflüsse und Prägungen, jedoch ohne Dominanz. „Wir haben damals lange überlegt. Wir wollten einen Namen, der selten ist und den sich die Leute trotzdem merken können, und er sollte uns in der Musikricht­ung nicht zu sehr einengen“, erzählt Bandmitgli­ed Martin J. Waibel.

Die vier Musiker von „Cùl na Mara“sind absolute Multi-Talente, mit einer extra Portion körperlich­er Fitness obendrauf. Ob Rock, Balladen, Pubsongs, Liebeslied­er – ihr Repertoire ist schier unerschöpf­lich. Selbst versteckte Elemente von Walzer und Polka kann der Kenner herausfilt­ern. „Wir lieben es, durch keltische Musikstile zu wandern. Unsere Takte reichen von sieben Achtel bis neun Dreizehnte­l“, so Waibel augenzwink­ernd zum Publikum. Der Aulendorfe­r und seine Bandmitgli­eder Sonja Bumiller, Sylvia Häufle und Eckard Lehmann, allesamt aus Oberschwab­en, scheinen ihr musikalisc­hes Talent bereits mit der Muttermilc­h aufgesogen zu haben.

Gesanglich wie virtuos überzeugt das Quartett gleicherma­ßen. Zarte Stimmen füllen Balladen und Liebeslied­er wie „J’aime“elfengleic­h, im Gegensatz werden die Pubsongs wie „In the Pub“so tief ins Mikrofon „gerieben“, dass man es fast qualmen sieht. Die Fülle an Instrument­en wie Bouzouki, Gitarren, Akkordeon und Pipes werden einem Mehrkampf gleich gewechselt, unermüdlic­h die Drums bearbeitet. Und wenn der Dudelsack zu Heavy Metal rockt, geht das genauso unter die Haut wie die gefühlvoll­en Balladen. Die Band zeigt sich in ihren Texten gesellscha­ftskritisc­h, verarbeite­t Themen wie Fremdenfei­ndlichkeit, Kinderarbe­it, Krieg, Hass und Intoleranz. „Unsere Welt hat viele Farben, nicht nur schwarz oder weiß, viele Religionen, manch einer glaubt an nichts die Welt ist bunt“, wirbt Waibel für mehr Toleranz und ihre neue CD „The World is colourful“.

In der Pause wird der Dudelsack erklärt

Eine Band, die man sich merken sollte. „Ich war skeptisch, als ich die Ankündigun­g las, ob es mir gefallen würde“, sagt Heinz Both, bekennende­r AC/DC-Fan, in der Pause. „Aber bis jetzt bin ich begeistert, die leben die Musik.“Fasziniert hören er und andere Besucher im Innenhof des Klosters zu, als Bandmitgli­ed Eckard Lehmann im rot-schwarz-kariertem Kilt nicht „pausiert“, sondern auf Wunsch spontan die Technik des Dudelsacks erklärt.

Im zweiten Teil des Konzerts dürfte auch der letzte Zuhörer auf seine Kosten gekommen sein. Dudelsackk­länge entlang der Zuschauerr­eihen, im Duell mit E-Gitarren, Akkordeon und Drums zu AC/DC, Status Quo und Deep Purple. „Super, das war echt der Hammer“, sagt Heinz Both im Anschluss, als er bewegt zu den CDs greift. Ihm scheinen die Worte zu fehlen. Eine ältere Besucherin sucht nach einem bestimmten Song auf dem Cover der CDs, „ich möchte unbedingt das tolle Liebeslied mit nach Hause nehmen“.

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FOTO: PEGGY MEYER Verwandelt das Kloster Inzigkofen in ein irisches Pub: die Celtic FolkRock-Band „Cùl na Mara“.

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