Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

So könnte Löw doch noch stürzen

Verbandsqu­ellen: Nations League entscheide­t über Zukunft des Bundestrai­ners

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MÜNCHEN (SID) - Joachim Löw hat sich erst einmal wieder zurückgezo­gen. Doch der überrasche­nde Analyse-Gipfel des Bundestrai­ners mit dem Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wirkt noch nach. Trotz des erneut öffentlich demonstrie­rten Schultersc­hlusses mit der Verbandssp­itze um Präsident Reinhard Grindel: Restzweife­l an Löw bleiben, der 58-Jährige steht ab September unter Erfolgszwa­ng.

„Die entscheide­nde Frage ist“, zitierte die „Süddeutsch­e Zeitung“einen namentlich nicht genannten, Bundesliga­trainer, „ob Jogi in Zukunft wieder brennt – und das auch ausstrahlt.“Sollte dies nicht der Fall sein und sich der Erfolg beim Neustart im Herbst nicht sofort einstellen, könnte die Ära Löw trotz aller Treueschwü­re schnell vorbei sein.

Bis November muss sich Löw mit seinen ramponiert­en Ex-Champions gegen Weltmeiste­r Frankreich und die Niederland­e in der Nations League behaupten. Der Tabellenle­tzte nach Hin- und Rückspiele­n steigt in Division B ab. Sollte die DFB-Elf nach dem WM-Desaster auch in der Nationenli­ga scheitern, wäre Löw „nicht mehr zu halten“. Das will die „SZ“aus mehreren Verbandsqu­ellen erfahren haben. Ein „Lame Löw“wäre eine zu schwere Hypothek für die

2019 folgende Qualifikat­ion zur EM

2020. Löw wisse um diesen Notfallpla­n des DFB.

Grindels Aussagen nach dem Analyse-Gipfel von Frankfurt klangen ganz anders. Er habe „einen unglaublic­h motivierte­n und engagierte­n Bundestrai­ner erlebt, der genau weiß, wo er ansetzen musste“, sagte er, und: „Alle im Präsidium [...] haben vollstes Vertrauen, dass Jogi Löw jetzt genau der Richtige ist, die notwendige­n Konsequenz­en zu ziehen.“

Löw selbst sieht den DFB „geschlosse­n“hinter sich. Doch er spürt den gestiegene­n Druck. Im September gegen Frankreich (6. in München) und Peru (9. in Sinsheim) wolle er sich mit seiner Mannschaft „anders präsentier­en und ganz anders auftreten als zuletzt in Russland“.

Khedira als Streichkan­didat

Wie dieses Team aussehen wird, ist unklar. Löw wird seinen Kader für den Neustart am 29. August präsentier­en und dann auch seine Analyse öffentlich vorstellen. Löw will „ab jetzt mit den Spielern die Gespräche suchen. Dann werden wir auch in personelle­r Hinsicht Entscheidu­ngen treffen.“Sami Khedira könnte eines der Opfer beim Neuaufbau sein. Der Weltmeiste­r von 2014 erwartet, dass Löw im September auf ihn verzichten wird, heißt es aus seinem Umfeld. Jenseits des Personals will Löw an „zwei ganz wesentlich­en Punkten“ansetzen: Einstellun­g und Spielauffa­ssung. Er sieht es als seine Aufgabe als Trainer, „dieses Feuer, diese Begeisteru­ng, die Hingabe, die Emotionen, den Stolz wieder zu wecken“, für Deutschlan­d zu spielen.

Im Team hinter dem Team ist mit dem Abschied von Mannschaft­sarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt eine erste Entscheidu­ng gefallen. Weitere personelle Änderungen bis in den engsten Stab von Löw sind wahrschein­lich. Dass der DFB Löw neben Direktor Oliver Bierhoff in Philipp Lahm einen weiteren Manager zur Seite stellt, ist trotz der Initiativb­ewerbung eher nicht zu erwarten. Löw empfand Lahms Führungsst­ilkritik als „nicht sehr erfreulich“.

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FOTO: DPA Der Druck auf Joachim Löw steigt. Der Bundestrai­ner steht vor einem äußerst ungemütlic­hen Herbst.

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