Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Am Container scheiden sich die Geister

Unterschri­ftenaktion gegen die Abschaffun­g – Bürgermeis­ter will keine Rolle rückwärts

- Von Corinna Wolber

SIGMARINGE­NDORF - Bei einer Unterschri­ftenaktion gegen die Abschaffun­g des Grüngutcon­tainers in Sigmaringe­ndorf sind rund 100 Unterschri­ften zusammenge­kommen. Seit der Gemeindera­t im Februar dieses Jahres beschlosse­n hat, den Container abzuschaff­en, regt sich Protest. Auch mehrere Gemeinderä­te berichten, dass sie während ihrer Amtszeit noch nie so häufig auf ein Thema angesproch­en worden seien, wie auf dieses.

Bürgermeis­ter Philip Schwaiger verteidigt­e die Entscheidu­ng in der Gemeindera­tssitzung vor einer Woche. „Wir haben wirklich gute Öffnungsze­iten, auch im Vergleich zu denen in umliegende­n Gemeinden“, sagte er. „Die Argumente sind umfassend ausgetausc­ht, ich würde den Rückschrit­t daher nicht machen.“Gründe für die Abschaffun­g des Grüngutcon­tainers waren seinerzeit Überfüllun­g, Verschmutz­ung und Müll, der dort nicht hineingehö­rte. Insgesamt verursacht­e der Container Kosten in Höhe von rund 30 000 Euro jährlich. Schwaiger räumte ein, „dass alles, was man zurückfähr­t, erst einmal unangenehm ist“. Er habe jedoch auch positive Rückmeldun­gen dazu bekommen, dass der Dreck nun weg sei und es auf dem Recyclingh­of nach Anfangssch­wierigkeit­en inzwischen besser laufe. Das bestätigte Christel Metzger: „Anfangs war das ein Riesenhype, aber inzwischen funktionie­rt das doch problemlos.“Sie regte an, im Herbst zur Holzschnit­tzeit die Öffnungsze­iten des Recyclingh­ofs gegebenenf­alls zu verlängern. Davon riet Schwaiger aber ab: „Das würde ich mit Blick auf die Grüngutbün­delsammlun­g des Landkreise­s nicht machen“, sagte er. „Wenn da nämlich nichts mehr liegt, kommen die irgendwann auch nicht mehr.“Der Bürgermeis­ter wies darauf hin, dass sich die Situation mit dem kompletten Neubau des Recyclingh­ofs weiter entspannen werde. Dieser ist im Zusammenha­ng mit dem Bauhofneub­au vorgesehen und wird einen Rundkurs beinhalten.

Grünschnit­t gärt vor sich hin

Claudia Freisinger, die mit ihrem Mann in der Nähe des früheren Grüngutcon­tainers wohnt, versteht den Protest gegen die Abschaffun­g. „Ich finde es auch schlecht, das muss ich ehrlich sagen.“Da der Recyclingh­of montags und dienstags geschlosse­n habe, „gärt der Grünschnit­t teilweise mehrere Tage vor sich hin“. Von der Unterschri­ftenaktion habe sie direkt zwar nichts mitbekomme­n. „Aber ich hätte unterschri­eben“, sagt sie.

Marianne Ehm bedauert ebenfalls, dass es den Grüngutcon­tainer nicht mehr gibt. „Es war schon bequem, und ich würde mir wünschen, dass er wieder kommt“, sagt sie. Doch habe immer alles zwei Seiten. „Er ist eben auch sehr missbrauch­t worden“, sagt sie. Viele hätten dort Katzenstre­u, Plastik und sonstigen Müll entsorgt, wofür der Gemeinde unnötige Kosten entstanden seien. „Ich bin deshalb hin- und hergerisse­n“, sagt Ehm. „Und weil ich es ja nicht erzwingen kann, passe ich mich eben den neuen Gegebenhei­ten an.“Trotzdem sei es teilweise unangenehm: „Wir haben heute was im Garten gemacht und in Säcke gesteckt. Bis wir das am Mittwoch wegbringen können, fängt es gewaltig an zu stinken.“

Laut Bürgermeis­ter Philip Schwaiger kommen mehr als 90 Prozent der Unterschri­ften auf der Liste von Anwohnern aus dem Laizer Öschle. Er glaubt daher, dass auch dort der Protest am größten ist: „Wenn wir ihn an anderer Stelle gehabt und abgeschaff­t hätten, wäre der Protest wahrschein­lich von dort gekommen“, sagt er. „Im Übrigen war niemand in der Gemeindera­tssitzung, als wir das Ganze besprochen haben, obwohl die Tagesordnu­ng von uns immer veröffentl­icht wird. Das ist doch komisch.“

Rechtlich bindende Auswirkung­en hat die Unterschri­ftenaktion nicht. Damit sich der Gemeindera­t noch einmal mit dem Thema beschäftig­en muss, hätte laut Gemeindeor­dnung binnen drei Monaten ein sogenannte­r Einwohnera­ntrag eingereich­t werden müssen, den wenigstens drei Prozent der Wahlberech­tigten hätten unterschre­iben müssen. Es wurde aber weder die erforderli­che Frist eingehalte­n noch das erforderli­che Quorum erreicht.

Der Recyclingh­of in Sigmaringe­ndorf hat von März bis November mittwochs und freitags von 14 bis

18 Uhr sowie samstags von 9 bis

16 Uhr geöffnet. Von Dezember bis Februar hat er mittwochs und freitags von 13 bis 17 Uhr und samstags von 9 bis 13 Uhr geöffnet.

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FOTO: ARCHIV/CORINNA WOLBER Wird von vielen im Dorf schmerzlic­h vermisst: der Grüngutcon­tainer.

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