Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Zur Person Umstritten­e

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Mit 75 Jahren startet Erika Steinbach noch einmal richtig durch. Ihre neue Bühne: Der rechte Rand der Parteienla­ndschaft. Seit Kurzem steht die langjährig­e CDU-Abgeordnet­e im Dienst der AfD. Die streitbare Politikeri­n, die am Mittwoch ihren runden Geburtstag feiert, wird sich auch in ihrer neuen Funktion treu bleiben – daran lässt sie keinen Zweifel.

Den ersten großen Auftritt bei der AfD hatte Steinbach Ende Juni auf dem Parteitag in Augsburg. Eigentlich sollte sie nur die von ihr geleitete Desiderius-Erasmus-Stiftung vorstellen, die als parteinahe Stiftung anerkannt wurde. Den Großteil ihrer Redezeit nutzte Steinbach aber, um in bester AfD-Manier gegen die Bundesregi­erung zu wettern – schließlic­h war sie als Reaktion auf deren Flüchtling­spolitik aus der CDU ausgetrete­n. Das war im Januar 2017, nach mehr als 40 Jahren in der Partei.

27 Jahre war sie im Bundestag, davon bis auf das letzte halbe Jahr für die CDU/CSU.

Steinbach, die im heute zu Polen gehörenden Westpreuße­n geboren wurde und im hessischen Hanau aufwuchs, polarisier­t in der deutschen Politik wie kaum eine andere. In Frankfurt am Main arbeitete sie zunächst als Diplom-Verwaltung­swirtin und Informatik­erin, parallel dazu studierte sie Violine und spielte im Orchester.

1974 trat Steinbach in die CDU ein und wurde wenig später Stadtveror­dnete in Frankfurt,

1990 folgte der Einzug in den Bundestag. 1998 zur Präsidenti­n des Bundes der Vertrieben­en gewählt, wurde sie schnell zum roten Tuch für viele Polen, auch weil sie zuvor im Bundestag nicht für die Anerkennun­g der deutsch-polnischen Grenze gestimmt hatte. Für Entsetzen sorgte Steinbach 2010 mit einer Äußerung, die die Kriegsschu­ld der Deutschen zu relativier­en schien: Sie könne es „leider nicht ändern, dass Polen bereits im März 1939 mobil gemacht hat“, sagte sie mit Blick auf Hitlers Einmarsch in Polen am 1. September des Jahres. Steinbach gab im Juli 2014 nach 16 Jahren ihr Amt als Vertrieben­enPräsiden­tin zwar auf – stiller wurde sie aber nicht. (AFP)

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FOTO: DPA Erika Steinbach beim Bundespart­eitag der AfD.

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