Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kitschfrei­es Drama mit Tiefgang

- Von Christine King

Sag, dass Du mich liebst (Arte, Mi., 20.15 Uhr) -

Die erfolgreic­he Radiomoder­atorin Claire ist für ihre Kommentare und Psychotipp­s als „Mélina" landes- weit bekannt, jeden Abend schenkt sie den Zuhörern ihr Ohr. Privat lebt die Pariserin allein und zurückgezo­gen und hat mit ihrer eigenen Vergangenh­eit zu kämpfen. Ihre Eltern kennt sie nicht, die Mutter hat sie 17-jährig nach der Geburt zur Adoption freigegebe­n. Jetzt, mit 40, hat Claire eine Personensu­che beauftragt und das Ergebnis erhalten: Ihre Mutter konnte ausfindig gemacht werden, Adresse und Namen stehen im Brief. Langsam versucht sich Claire der unbekannte­n Frau zu nähern. Regisseur und Drehbuchau­tor Pierre Pinaud, bisher nur als Kurzfilmau­tor bekannt, ist mit seinem ersten Langfilm gleich ein großer Wurf gelungen. Er zeichnet das einfühlsam­e Porträt einer Frau, die auf der Suche nach ihrer Mutter zu sich selbst findet.

Mit Karin Viard („Delicatess­en“) hätte er keine bessere Claire auswählen können. Sie verkörpert glaubhaft die mit Neurosen behaftete, traumatisi­erte Frau, die außer einem Schuhtick noch andere Macken hat, fanatisch ordnungsli­ebend ist, nur mit dem Hund redet und die Speisekart­en grundsätzl­ich mit Handschuhe­n anfasst. Wie die Frauen aufeinande­rtreffen und damit auch zwei Welten, ist großes französisc­hes Kino. Und zudem völlig kitschfrei, still und mit Tiefgang.

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