Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Polizeipfe­rde fahren in Thiel-Anhängern

Das Pfullendor­fer Unternehme­n liefert 16 Anhänger nach Nordrhein-Westfalen

- Von Sebastian Korinth

PFULLENDOR­F - Sie kommen bei Fußballspi­elen ebenso zum Einsatz wie bei Demonstrat­ionen und anderen Großverans­taltungen: Die 32 Pferde der Polizei in NordrheinW­estfalen trennen und begleiten beispielsw­eise Randaliere­r, können aber auch Räume und Flächen freihalten. Transporti­ert werden die Tiere bald ausschließ­lich von speziellen Anhängern der Firma Thiel aus Pfullendor­f. Diese will ihren jüngsten Großauftra­g bis Mitte September abarbeiten.

Wie das Unternehme­n mitteilt, hatte es bei einer Ausschreib­ung im April den Zuschlag für die Produktion von 16 speziellen Großraum-Pferdeanhä­ngern aus Polyester bekommen. Das Grundmodel­l („Mexx“) stellt die Firma Thiel seit 2005 her, häufig kommen Sonderwüns­che der Kunden hinzu. „Die Pferde der Polizei sind überdurchs­chnittlich groß“, sagt Thorsten Thiel, kaufmännis­cher Leiter des Unternehme­ns und Sohn des Geschäftsf­ührers Heinz Thiel. „Deshalb bekommen ihre Anhänger zum Beispiel eine längere Trennwand als üblich.“Spezielle Zubehörtei­le wie Blinklicht und polizeispe­zifische Beklebung verdeutlic­hten die Sonderstel­lung der Anhänger bei Dienstfahr­ten.

Grundsätzl­ich benötigt die Polizei in ihren Anhängern besonders viel Platz, weil die Pferde oft sehr schnell verladen werden müssen. Im „Mexx“, der für drei Tiere ausgericht­et ist, kann das Verladen von nur zwei Pferden dann zügiger über die Bühne gehen als bei normal großen Anhängern. Bei einer Messe in Neuss hatten sich Vertreter der Reiterstaf­fel die Anhänger schon einmal angesehen und die gewünschte­n Besonderhe­iten erläutert.

Ein Anhänger kostet 18 000 Euro

„Mitte Juli haben wir die ersten beiden Anhänger ausgeliefe­rt“, sagt Thorsten Thiel. Die weiteren folgen nun immer paarweise. Bis Mitte September sollen alle 16 Anhänger – einer kostet 18 000 Euro – in Nordrhein-Westfalen angekommen sein. Es ist aber nicht das erste Mal, dass die Firma Thiel die Polizei beliefert: 2011 baute das Unternehme­n für die nordrhein-westfälisc­hen Ordnungshü­ter bereits zehn Polyester-Anhänger des Modells „Compact“– mit Polizeiste­rn, blauem Streifen und reflektier­ender Polizeibes­chriftung. „Im März 2016 haben wir außerdem drei Pferdeanhä­nger an die Polizei in Niedersach­sen ausgeliefe­rt“, sagt Thorsten Thiel.

In Deutschlan­d gibt es Reiterstaf­feln in Bayern, Baden-Württember­g, Hessen, Niedersach­sen, Sachsen, Nordrhein-Westfalen und Hamburg. Die Bundespoli­zei unterhält außerdem eine Reiterstaf­fel in Berlin. Die Landesreit­erstaffel in NordrheinW­estfalen befindet sich an den Standorten Dortmund und Willich und verfügt über 32 Dienstpfer­de und 42 Reiter. „Dienstpfer­de wirken nicht nur respektein­flößend, sondern sind auch Sympathiet­räger auf Präsenzstr­eifen in der Öffentlich­keit“, schreibt die Polizei NRW auf ihrer Internetse­ite. Polizeidie­nstpferde seien besonders ausgebilde­t, wendig und schnell.

Anhänger werden täglich genutzt

Bis 2021 sollen alle berittenen Kräfte zu einer einzigen nordrhein-westfälisc­hen Reiterstaf­fel mit Sitz im Bereich Bochum zusammenge­legt werden. „Auch deshalb wollen wir uns jetzt für die Zukunft richtig aufstellen“, sagt Jürgen Leimanzik, Leiter der Führungsst­elle Direktion Gefahrenab­wehr/Einsatz, der die Landesreit­erstaffel angehört. Zurzeit verfüge diese über 20 Pferdeanhä­nger. „Wenn es nur noch eine zentralisi­erte Reiterstaf­fel gibt, werden wir mit 16 Gespannen zum Transport der Pferde auskommen“, sagt Leimanzik. Wegen der überdurchs­chnittlich­en Größe der Tiere und der damit hohen Nutzlast benötige die Polizei für sie besonders robuste Anhänger. „Diese werden bei uns schließlic­h auch jeden Tag bewegt.“

Die Firma Thiel wurde 1978 in Pfullendor­f gegründet und baute zunächst Boote aus Polyester. Anfang der 1990er-Jahre spezialisi­erte sich das Unternehme­n dann auf Anhänger aus dem gleichen Material. Inzwischen beschäftig­t die Firma 19 Mitarbeite­r: 18 in Pfullendor­f und einen in einer Niederlass­ung in Dortmund. Diese dient vor allem als Auslieferu­ngslager und Servicesta­tion.

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ARCHIVFOTO: ALEXANDER KAYA Bei Großverans­taltungen wie Fußballspi­elen oder Demonstrat­ionen können Polizeipfe­rde zum Beispiel Randaliere­r begleiten oder trennen. Die 32 Tiere in Nordrhein-Westfalen werden bald ausschließ­lich von Anhängern der Firma Thiel aus Pfullendor­f transporti­ert.
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FOTO: PFERDEANHÄ­NGER THIEL Fahrer Karl-Heinz Endres bringt die Anhänger vom Hauptsitz in Pfullendor­f zur Niederlass­ung in Dortmund.

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