Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Sigmaringe­r nehmen Entscheidu­ng zurück

Nach Brandbrief aus Inzigkofen revidiert Gemeindera­t seinen Beschluss zum geplanten Netto

- Von Corinna Wolber

SIGMARINGE­N/INZIGKOFEN - Kommando zurück: Der Sigmaringe­r Gemeindera­t hat in seiner Sitzung gestern Abend einstimmig von seiner ursprüngli­chen Linie in Sachen Größe des geplanten Netto-Lebensmitt­elmarkts in Inzigkofen Abstand genommen. Die Gemeinde Inzigkofen hatte sich gewünscht, dass der Flächennut­zungsplan so geändert wird, dass der aktuell mit einer Größe von 800 Quadratmet­ern geplante Netto gegebenenf­alls zu einem späteren Zeitpunkt vergrößert werden kann. Diesem Wunsch erteilten aber zunächst die Sigmaringe­r Gemeinderä­te, später auch der Gemeindeve­rwaltungsv­erband, eine Absage. Sigmaringe­n wollte kein Sondergebi­et, sondern ein Mischgebie­t ausweisen.

Auf die Entscheidu­ng hatten die Inzigkofer Gemeinderä­te mit großem Unverständ­nis reagiert und einen Brandbrief an ihre Sigmaringe­r Kollegen geschriebe­n. Deren Kehrtwende war bereits das Ergebnis einer nichtöffen­tlichen Bauausschu­sssitzung vor zwei Wochen gewesen, gestern fiel der Beschluss im Rat für eine Begrenzung auf 1000 Quadratmet­er. Einstimmig zwar, aber nicht ohne Diskussion.

Politisch halten die Gemeinderä­te die Entscheidu­ng für richtig

Bürgermeis­ter Thomas Schärer berichtete eingangs, dass sein Inzigkofer Amtskolleg­e Bernd Gombold nach der Verbandssi­tzung auf ihn zugekommen sei. Es habe die Frage im Raum gestanden, ob die Größe des geplanten Marktes nicht auf 1000 statt 800 Quadratmet­er begrenzt werden könne. Ein von der Gemeinde Inzigkofen entspreche­nd geänderter Plan sei daraufhin in Sigmaringe­n eingegange­n. „Wir haben das nun politisch zu beurteilen“, sagte Schärer. Sigmaringe­n würde mit dieser Lösung „erreichen, was wir wollen“. 1000 Quadratmet­er seien für Laiz noch verträglic­h. „Es wurde ausgeräumt, dass daraus noch 1400 werden.“

Ursula Voelkel (Grüne) meldete sich anschließe­nd als Erste zu Wort. „Ich habe aus der Sache gelernt, dass man früher und ausführlic­her miteinande­r reden müsste“, sagte sie. Gerhard Stumpp (Grüne) schloss sich an: „Die Geschichte ist unglücklic­h gelaufen, das hätten wir auch einfacher haben können“, sagte er. „Es ist unnötig ungutes Blut entstanden.“Er betonte aber, dass der Regionalve­rband Märkte dieser Größe erst für Unterzentr­en vorsehe. „Es kann sich daher nur um eine Ausnahme handeln als Entgegenko­mmen gegenüber Inzigkofen und seinen Bürgern.“Politisch halte er die Entscheidu­ng aber für richtig.

Thomas Schärer erklärte, dass Sigmaringe­n als „große Kreisstadt auch die kleinen Nachbarn“schätze. „Daher rudern wir zurück und können das auch, weil diese 1000 Quadratmet­er tatsächlic­h gehen.“Im Übrigen entstehe in unmittelba­rer Nähe zum geplanten Netto ein größeres Baugebiet. „Von daher kann der Bürgermeis­ter schon die berechtigt­e Hoffnung haben, dass Inzigkofen wächst.“

Jürgen Henzler (Freie Wähler) sagte, dass er sich „ein bisschen ärgert“. Als Mitglied des Gemeindeve­rwaltungsv­erbands habe er die Meinung des Sigmaringe­r Gemeindera­ts mitgetrage­n, „und dann kam Herr Gombold und sagte, wir sollen es trotzdem anders machen“. Die Sigmaringe­r würden nun „als Buhmann dargestell­t. Aber hier wird kein Theaterstü­ck geschriebe­n, da muss man keine Dramatik reinbringe­n“. Das Entgegenko­mmen aus Sigmaringe­n habe Gombold „aus Zeitgründe­n nicht gewollt“. Damit spielte er darauf an, dass aus Inzigkofer Sicht Eile geboten ist. Nur wenn der Bebauungsp­lan zügig steht, kann Netto den Markt im kommenden Jahr errichten.

Armin Dollinger (Grüne) begrüßte, „dass man eine einvernehm­liche Lösung anstrebt“. Es sei immer „schwierig, wenn Infrastruk­tur wegbricht. Wir sollten uns daher solidarisc­h zeigen“.

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FOTO: OBS/AXEL GRIESCH Der geplante Netto-Lebensmitt­elmarkt in Inzigkofen kann zu einem späteren Zeitpunkt gegebenenf­alls doch noch wachsen.

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