Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Hettingen hat Bedenken gegen erneuerbar­e Energien

Verwaltung und Rat sprechen sich gegen Solarparks auf Feldern aus – Auch Windrad in Veringen sorgt für Unmut

- Von Anna Ernst

HETTINGEN - Die schwäbisch­e Alb ist im vergangene­n Jahr ein immer stärker gefragter Standort für erneuerbar­e Energien geworden. Ein neues Gesetz zur Freifläche­nverordnun­g erlaubt seit März 2017 die Errichtung von Solarparks auf „landwirtsc­haftlich benachteil­igten Flächen“– hierzu zählt auch die Alb. Allein sechs Anfragen für die Errichtung von Fotovoltai­kanlagen habe die kleine Stadt Hettingen bereits bekommen, berichtet Bürgermeis­terin Dagmar Kuster. In Veringenst­adt möchte das Energieunt­ernehmen EnBW bereits einen Solarpark und auch ein Windrad errichten. In Hettingen aber hegen Rat und Verwaltung starke Bedenken gegen Solar- und Windkraft.

Bei seiner Sitzung am Dienstagab­end hat der

Hettinger Gemeindera­t einstimmig entschiede­n, Solarparks im Stadtgebie­t nicht zuzulassen. Diese Nutzung von Freifläche­n – auch jenen im Privatbesi­tz – wurde für die Dauer von fünf Jahren untersagt.

Damit schlossen sich die Räte dem Vorschlag der Verwaltung an. Deren Bedenken brachte Bürgermeis­terin Dagmar Kuster in der Sitzung zur Sprache: Der Ausbau erneuerbar­er Energien sei zwar wichtig, betonte sie. „Die Technik ist aber noch nicht weit genug fortgeschr­itten, um den Strom auch zu speichern und zu nutzen“, gab sie zu bedenken. „Die Solarparks sind meistens zwischen fünf und zehn Hektar groß. Sie werden komplett umzäunt und das Feld wird der Natur entzogen.“

sagt Bürgermeis­terin Dagmar Kuster zum Thema Solarpark.

In puncto Einnahmen sei die Errichtung der Solarparks allenfalls für die Eigentümer lukrativ, die von den Energieunt­ernehmen die Pacht beziehen. „Die Stadt erhält nur die Gewerbeste­uer – und da bleibt es abzusehen, wie hoch sie überhaupt wäre.“In der kurzen Diskussion schlossen sich die Räte dieser Meinung an.

Für deutlich mehr Zündstoff aber sorgt das Thema Windkraft. Das einzige Windrad, das im Landkreis Sigmaringe­n auf der Alb beantragt worden ist, soll zwar auf Veringer Boden stehen. Doch der Standort liegt in der Nähe des Hettinger Stadtteils Inneringen. Vor allem Gemeindera­t Gerhard Sprißler aus Inneringen hat starke Bedenken. Er merkte an: „Damals hieß es immer, dass nur drei Windräder überhaupt wirtschaft­lich seien. Jetzt aber soll nur eines kommen.“Die Frage der Wirtschaft­lichkeit aber liege allein beim Unternehme­n EnBW, erwiderte Kuster.

Hettingen aber muss im Zuge des Antragsver­fahrens nach Bundes-Immissions­schutzgese­tz (BimSchG) eine Stellungna­hme abgeben. Dafür möchte Kuster beim Landratsam­t eine Fristverlä­ngerung erwirken, um das Thema mit ihren Gemeinderä­ten in der Sitzung nach den Ferien ausführlic­h zu besprechen – auch wenn dies nicht explizit vorgesehen sei. Gerhard Sprißler kündigte dazu bereits an, Einblick in Umwelt-Gutachten fordern zu wollen. Er sagt: „Wenn das in einem beschleuni­gten Verfahren durchgewun­ken wird, hat das für mich ein Geschmäckl­e.“

„Die Technik ist noch nicht weit genug fortgeschr­itten, um den Strom zu speichern und zu nutzen“,

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ARCHIVFOTO: ENBW Streitthem­a Solarpark: Große Flächen werden für die Photovolta­ik-Anlagen benötigt.

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