Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Das ist noch kein Durchbruch

- Von Benjamin Wagener ●» b.wagener@schwaebisc­he.de

Jean-Claude Juncker und Donald Trump. Zwei Männer, ein Deal. Der US-Präsident und der EUKommissi­onschef wollen den Handelskon­flikt nicht weiter eskalieren lassen. Der Beschluss ist zu begrüßen, er ist allerdings nicht viel mehr als ein Zeichen, ein Symbol. Bis aus den losen Absichtser­klärungen tragfähige und für die Konzerne und Unternehme­r beiderseit­s des Atlantiks verlässlic­he Vereinbaru­ngen werden, kann noch viel passieren. Die deutsche Wirtschaft reagiert völlig zu Recht äußerst skeptisch.

Trump hat in seiner hemdsärmel­igen Art geschafft, was die EU unbedingt vermeiden wollte, er hat einen ersten Keil in sie getrieben. Schließlic­h hat Paris gefordert, erst Verhandlun­gen aufzunehme­n, wenn die USA die unzulässig­en Importzöll­e auf Alu und Stahl zurückgeno­mmen haben. Berlin plädierte für eine Kompromiss­linie. Nun sollen Verhandlun­gen beginnen, bei denen man unter anderem auch über die Rücknahme dieser umstritten­en Einfuhrbes­chränkunge­n spricht. Frankreich grummelt.

Hinzu kommt: Die Drohung, die vor allem für Deutschlan­d so gefährlich­en Importzöll­e auf Autos und Autoteile doch noch einzuführe­n, hält Trump weiter aufrecht. Juncker hat keine Zusage mitgebrach­t, dass die Zölle endgültig vom Tisch sind. Sie sind von den Gesprächen über den Abbau von Handelsbes­chränkunge­n ausdrückli­ch ausgenomme­n. Genau das könnte Deutschlan­d und den Rest von Europa noch weiter auseinande­rbringen, denn keinem europäisch­en Land würden solche Zölle so schaden wie Deutschlan­d.

Schließlic­h ist vollkommen offen, ob die von Juncker in Aussicht gestellten umfassende­n Freihandel­sverhandlu­ngen von allen EU-Mitglieder­n mitgetrage­n werden. Frankreich hat bereits deutlich gemacht, einem Vertragswe­rk à la TTIP light auf keinen Fall zustimmen zu wollen.

Vor allem aber: Schriftlic­h fixiert ist nichts, es gibt nicht einmal einen Zeitplan für die Gespräche. Alle Beschlüsse beruhen auf den mündlichen Vereinbaru­ngen zweier Männer, von denen der eine seit seinem Amtsantrit­t immer wieder bewiesen hat, wie unstet und wankelmüti­g er ist.

Newspapers in German

Newspapers from Germany