Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Ein Handelskri­eg ist erst einmal abgewendet“

Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier sieht nach dem Treffen Trump/Juncker eine positive Entwicklun­g für die Weltwirtsc­haft

-

BERLIN - Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) lobt den EUKommissi­onspräside­nten JeanClaude Juncker. Altmaier widerspric­ht Kritikern, die monieren, Juncker habe bei seinem Treffen mit USPräsiden­t Donald Trump zu große Zugeständn­isse gemacht.

Ist die Einigung im Handelsstr­eit zwischen der EU und den USA ein guter Tag für die Weltwirtsc­haft und den transatlan­tischen Handel?

Diese Einigung bedeutet eine enorme Erleichter­ung für die Weltwirtsc­haft und uns Europäer und Deutsche. Ein Handelskri­eg ist erst einmal abgewendet. Wir reden jetzt nicht mehr über einseitige Strafmaßna­hmen, sondern über gemeinsame Vereinbaru­ngen. Das ist das große Verdienst von Jean-Claude Juncker, der in Washington mit US-Präsident Trump hervorrage­nd verhandelt hat. Das ist auch das Ergebnis vieler Gespräche, die in den vergangene­n Wochen und Monaten geführt wurden. Wir Europäer haben immer dafür plädiert, Zölle zu senken und nicht zu erhöhen. Wir brauchen freie Märkte. Nur so entstehen mehr Arbeitsplä­tze und werden Produkte und Dienstleis­tungen für die Bürgerinne­n und Bürger günstiger und nicht teurer.

Es gibt Kritik, Juncker habe zu große Zugeständn­isse gemacht …

Das kann ich nicht erkennen. Wenn wir die Vereinbaru­ng umsetzen, bedeutet dies, dass Zölle für Industriep­rodukte auf Null reduziert werden. Das ist für ein Exportland wie Deutschlan­d mit einer starken Industrie von herausrage­nder Bedeutung. So werden wir viele Arbeitsplä­tze in Deutschlan­d sichern können und einen Wettlauf von Zöllen und Gegenmaßna­hmen verhindern. Sojabohnen und Erdgas importiere­n wir ohnehin zu einem großen Teil. Die Frage ist, wie man den Marktzugan­g für amerikanis­che Produkte wie Flüssiggas und Sojabohnen verbessern kann. Darüber wird in den nächsten Wochen verhandelt werden. Wir werden auch mit finanziell­er Unterstütz­ung aus Brüssel etwa Terminals für die Entladung von Schiffen mit Flüssiggas schaffen, auch in Deutschlan­d. Dann wird man prüfen, ob amerikanis­che Gasexporte­ure auch konkurrenz­fähige Preise anbieten können. Mehr Wettbewerb auf dem Gasmarkt hierzuland­e ist grundsätzl­ich im Interesse aller. Da kann man nicht von Zugeständn­issen sprechen. Diese Vereinbaru­ng führt jetzt zu einer Win-win-Situation, die beiden Seiten hilft.

Gibt es für den Deal wirklich die volle Rückendeck­ung aller EUMitglied­sstaaten?

Es ist klar, dass wir bei landwirtsc­haftlichen Produkten selbstvers­tändlich auch die berechtigt­en französisc­hen Interessen berücksich­tigen. Die deutsch-französisc­hen Beziehunge­n sind für uns sehr wichtig. Deswegen bin ich auch über all diese Handelsfra­gen seit vielen Monaten in einem sehr engen Kontakt mit meinem französisc­hen Kollegen. Wir werden über die Ergebnisse sehr konstrukti­v im Kreise der EU-Handelsmin­ister und dann auch der Staats- und Regierungs­chefs reden. Ich bin überzeugt, dass es sehr viel Unterstütz­ung geben wird.

Newspapers in German

Newspapers from Germany