Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

EnBW im Aufwind

Oberschwab­en profitiert von guten Geschäften – Erträge auch dank Atomkraft

- Von Andreas Knoch

KARLSRUHE/RAVENSBURG - Für die neun, im Zweckverba­nd Oberschwäb­ische Elektrizit­ätswerke (OEW) zusammenge­schlossene­n Landkreise, könnte im kommenden Jahr erstmals wieder eine Dividende die Haushaltsk­asse aufbessern. Das zumindest lassen die Halbjahres­ergebnisse des Energiever­sorgers EnBW aus Karlsruhe erwarten, die der Konzern am Donnerstag vorgelegt hat.

Der im Jahr 1909 gegründete Zweckverba­nd, der 46,75 Prozent der EnBW-Anteile hält und hinter dem die neun Landkreise Ravensburg, Alb-Donau-Kreis, Bodenseekr­eis, Biberach, Zollernalb­kreis, Rottweil, Sigmaringe­n, Freudensta­dt und Reutlingen stehen, hat zwar bereits in diesem Jahr eine Ausschüttu­ng von 50 Cent pro Anteilssch­ein von der EnBW überwiesen bekommen – in Summe rund 63 Millionen Euro. Allerdings hat die OEW mit diesen Zuwendunge­n Rücklagen aufgefüllt, um für mögliche künftige Dividenden­ausfälle gewappnet zu sein. Das hatte der OEW-Verbandsvo­rsitzende Lothar Wölfle bereits Ende des vergangene­n Jahres im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“angedeutet. OEW-Geschäftsf­ührerin Barbara Endriss bestätigte das am Donnerstag noch einmal: 2018, so Endriss, habe es keine Ausschüttu­ngen an die Landkreise gegeben.

Der Grund dafür liegt einige Jahre zurück. Damals hatte der Zweckverba­nd die Aufstockun­g der Anteile an der EnBW zum Teil fremdfinan­ziert. Zins- und Tilgungsza­hlungen bestreitet die OEW seitdem aus den überwiesen­en Dividenden. Darüber hinausgehe­nde Beträge stehen den Anteilseig­nern, sprich: den Landkreise­n, für Ausschüttu­ngen zur Verfügung.

Ob die Rücklagen mit den 2018 geflossene­n Dividenden bereits ausreichen­d aufgefüllt sind und damit eine Ausschüttu­ng an die Landkreise 2019 und darüber hinaus möglich ist, wollte Endriss weder bestätigen noch ausschließ­en. Allerdings sehe die Lage „ganz gut“aus. Eine abschließe­nde Entscheidu­ng darüber würden die zuständige­n OEW-Gremien im vierten Quartal fällen.

Versiegend­e Zuweisunge­n

Die Dividenden für die Landkreise sind in den vergangene­n Jahren – einhergehe­nd mit der Branchenkr­ise infolge der Energiewen­de in Deutschlan­d, die auch die EnBW mit voller Wucht traf – schleichen­d dahingesch­molzen. So beliefen sich zwischen 2002 und 2011 die OEW-Zuweisunge­n beispielsw­eise für den Alb-Donau-Kreis, der knapp 21 Prozent an dem Zweckverba­nd hält, auf mehr als zehn Millionen Euro. 2014 waren es noch 5,2 Millionen, 2015 dann nur noch 2,1 Millionen Euro. Im Jahr 2016 gingen die Landkreise, erstmals seit 1989, leer aus.

Inzwischen hat der Konzern aus Karlsruhe die Ertragswen­de geschafft. Nach fünf Jahren mit permament rückläufig­em Betriebser­gebnis gelang der EnBW 2017 erstmals wieder ein Anstieg. Im ersten Halbjahr dieses Jahres setzte sich die positive Entwicklun­g fort. Das um Sondereffe­kte bereinigte Betriebser­gebnis legte gegenüber dem vergleichb­aren Vorjahresz­eitraum um 6,4 Prozent auf 1,14 Milliarden Euro zu. „Damit liegt das Ergebnis zum Halbjahr leicht oberhalb der Prognose für das Gesamtjahr, die von einer Steigerung von null bis plus fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr ausgeht“, sagte Finanzvors­tand Thomas Kusterer am Donnerstag.

Beim Umsatz legte die EnBW um gut zehn Prozent auf 11,56 Milliarden Euro zu. Ein Grund: Inzwischen produziert der Block 2 des Atomkraftw­erks Philippsbu­rg nach einem Stillstand im vergangene­n Jahr wieder Strom. Wegen positiven Einmaleffe­kten im Vorjahr – darunter die Rückzahlun­g der Kernbrenns­toffsteuer und der Verkauf von Anteilen an einem Hochsee-Windpark – musste das Unternehme­n unter dem Strich aber einen deutlichen Rückgang des Konzernerg­ebnisses um 80 Prozent auf 346,2 Millionen Euro ausweisen.

Ausschüttu­ng mindestens 40 Prozent

Die EnBW-Führung ist dennoch zuversicht­lich, das Ergebniszi­el für das Gesamtjahr zu erreichen. Mittelfris­tig sieht es sogar noch besser aus: Das für 2020 angepeilte Betriebser­gebnis von 2,4 Milliarden Euro wird der Konzern laut Kusterer „mindestens erreichen, mit einer hohen Wahrschein­lichkeit sogar übertreffe­n“.

Die erfreulich­e Entwicklun­g dürfte sich im Dividenden­vorschlag für das laufende und die kommenden Geschäftsj­ahre niederschl­agen. Dabei folgt das Unternehme­n mit Hauptsitz in Karlsruhe und fast 21 400 Mitarbeite­rn einer selbst auferlegte­n Politik: Grundsätzl­ich orientiert sich die Höhe der Dividende an der Ertragskra­ft des Unternehme­ns, dem Umfang des Investitio­nsprogramm­s und verschiede­ner Finanzkenn­zahlen. Ziel der EnBW ist es, 40 bis 60 Prozent des „adjustiert­en Konzernübe­rschusses als Dividende auszuzahle­n“, erklärte Kusterer auf Nachfrage.

 ?? FOTO: DPA ?? EnBW Offshore-Windpark Baltic 2 in der Ostsee: Den Bau des ersten Nordsee Windparks Hohe See hat die EnBW am 12. April mit der Installati­on der Fundamente begonnen. Im September soll mit dem Bau des benachbart­en Windparks Albatros begonnen werden. Zusammen werden die beiden Parks laut EnBW dann das größte Offshore-Windparkpr­ojekt in Deutschlan­d sein.
FOTO: DPA EnBW Offshore-Windpark Baltic 2 in der Ostsee: Den Bau des ersten Nordsee Windparks Hohe See hat die EnBW am 12. April mit der Installati­on der Fundamente begonnen. Im September soll mit dem Bau des benachbart­en Windparks Albatros begonnen werden. Zusammen werden die beiden Parks laut EnBW dann das größte Offshore-Windparkpr­ojekt in Deutschlan­d sein.
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FOTO: DPA Thomas Kusterer

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