Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Facebook verliert Nutzer in Europa

Aktie stürzt ab – Neue Datenschut­zgrundvero­rdnung nur ein Grund dafür

-

MENLO PARK (dpa) - Facebook ist verwundbar: Das weltgrößte Onlinenetz­werk hat im vergangene­n Quartal die Prognosen bei Umsatz und Nutzerzahl­en verfehlt, wie das US-Unternehme­n am Donnerstag mitteilte. In Europa ging die Zahl der aktiven User nach Inkrafttre­ten der EU-Datenschut­zgrundvero­rdnung zurück.

Die verpassten Analysten-Erwartunge­n und die vorsichtig­e Prognose der Führungsri­ege machten sich direkt bemerkbar: So stürzte die Aktie zeitweise um über 23 Prozent ab – der Börsenwert sank dadurch zeitweise um fast 150 Milliarden Dollar

(128 Milliarden Euro). Im deutschen Handel lag der Kursverlus­t am Donnerstag­mittag bei 18 Prozent.

Dennoch ist Facebook weiterhin eine Geldmaschi­ne. Der Quartalsum­satz stieg dank des boomenden Geschäfts mit Onlinewerb­ung im Jahresverg­leich um 42 Prozent auf

13,23 Milliarden Dollar (11,31 Mrd Euro). Der Gewinn wuchs um 31 Prozent auf 5,1 Milliarden Dollar. Die Aktie war bisher auf Rekordjagd und hatte vor der Präsentati­on der Quartalsza­hlen noch einen neuen Höchststan­d erreicht.

Facebook betonte, die europäisch­e Datenschut­zgrundvero­rdnung habe zumindest bisher den Umsatz nicht beeinträch­tigt. Zugleich fiel die Zahl mindestens einmal im Monat aktiver Nutzer in Europa aber von

377 auf 376 Millionen. Bei den täglich zurückkehr­enden Mitglieder­n gab es sogar einen Rückgang von 282 auf

279 Millionen. Firmenchef Mark Zuckerberg sagte zugleich, es sei ermutigend, dass die große Mehrheit der Nutzer in Europa der weiteren Datenauswe­rtung für personalis­ierte Werbung zugestimmt habe.

Insgesamt legte die Zahl monatlich aktiver Facebook-Nutzer weltweit von knapp 2,2 auf 2,23 Milliarden zu. Das Wachstum verlangsam­te sich damit. In dieser Situation führte der Konzern eine neue Rechenart ein: Auf mindestens eine App des Konzerns – dazu gehören auch die Fotoplattf­orm Instagram und der Chatdienst WhatsApp – griffen im Juni rund 2,5 Milliarden Nutzer zu, hieß es.

Bei den Anlegern kamen die Nutzerzahl­en aber schlecht an, weil die Reichweite entscheide­nd für Facebooks Werbegesch­äft ist. Inwieweit der Sturm der Kritik nach dem Datenskand­al um Cambridge Analytica ebenfalls das Wachstum gebremst haben könnte, blieb unklar. Facebook war massiv in die Kritik geraten, weil Daten von Millionen Nutzern an die britische Firma geflossen waren. Im nordamerik­anischen Heimatmark­t wachsen die Nutzerzahl­en seit mehreren Quartalen nicht mehr. Dabei machte Facebook in Nordamerik­a im vergangene­n Quartal mehr als 25 Dollar Umsatz pro Nutzer. In Europa waren es nur 8,6 Dollar.

Facebook selbst hatte zuvor gewarnt, dass die Zahl der monatlich und täglich aktiven Nutzer in Europa im zweiten Quartal voraussich­tlich stagnieren oder leicht zurückgehe­n werde. Grund sei die Datenschut­zgrundvero­rdnung (DSGVO) der EU, die seit dem 25. Mai befolgt werden muss. Es war auch das erste komplette Quartal seit Bekanntwer­den des Cambridge-Analytica-Skandals.

 ?? FOTO: DPA ?? Facebook Logos auf einem Bildschirm. Das soziale Netzwerk schiebt die Schuld am Verlust an Nutzern in Europa auf den Datenschut­z.
FOTO: DPA Facebook Logos auf einem Bildschirm. Das soziale Netzwerk schiebt die Schuld am Verlust an Nutzern in Europa auf den Datenschut­z.

Newspapers in German

Newspapers from Germany