Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Wald-Zustand hat sich stark verschlechtert
Forstdirektor: Gutachter-Ergebnis in Neufra ist „tendenziell schlechter als im ganzen Kreis“
NEUFRA - Alle drei Jahre wird in Neufra ein Gutachten zum Rehwildabschuss vorgelegt und über die Verbissbelastung des Waldes gesprochen. In diesem Jahr ist das Ergebnis des Gutachtens wenig zufriedenstellend für den Gemeinderat gewesen: In drei Revieren soll der Abschuss moderat erhöht und in zwei Revieren sogar deutlich erhöht werden, da der Baumbestand leidet. „Dieses Ergebnis ist tendenziell schlechter als im ganzen Landkreis Sigmaringen“, erklärte Forstdirektor Jörg Scham und bestätigte, dass die Forstleute „seit mehreren Jahren mit der Verbissbelastung nicht zufrieden sind“.
Bei einer Waldumgehung machten sich die Mitglieder des Gemeinderates jetzt persönlich ein Bild. Der Rat ist in Neufra auch für die Verpachtung des Gemeindewaldes (750 Hektar), Privatwaldes (768 Hektar) und der landwirtschaftlichen Flächen (1215 Hektar) zuständig. Über die Ergebnisse des Gutachtens zeigten sich die Gemeinderäte überrascht, waren wenig informiert und fragten nach Ursachen. In der Folge wurden ihnen Leittrieb-Verbissschäden an Nadel- und Laubholz, Fegeschäden, pro und contra Zaunschutz, Wuchshüllen und eine Vielzahl von Kostenfaktoren aufgezeigt.
Auf dem weiteren Weg wurden die inzwischen nach einem extremen Starkregen instandgesetzten Waldwege besichtigt. In der Region um Bitz und Freudenweiler waren Anfang Juni innerhalb kürzester Zeit wahre Sturzbäche niedergegangen mit Niederschlägen von rund 100 Liter Regen in nur einer Stunde. Mit einem großen Gräder wurde ein Teil des Schottermaterials zurück auf die Wege gebracht, Wasserableitungen angelegt und wieder ein sachgerechtes Planum hergestellt.
Auch die Ergebnisse der vorgenommenen Betriebsinventur nach einem anerkannten Stichprobenverfahren wurden im Wald vorgestellt. Als sehr erfreuliche Tatsache aufgenommen wurde, dass die Holzvorräte trotz intensiver Bewirtschaftung seit 2008 von 315 Kubikmeter je Hektar auf inzwischen 331 Kubikmeter je Hektar angestiegen sind. Bei der Auswertung der Baumartenanteile zeigte sich, dass der Nadelholzanteil gehalten wurde. Allein beim Anteil der Kiefern ist ein geringer Rückgang zu verzeichnen. Bei den Verjüngungsflächen nimmt die Hauptbaumart Buche deutlich zu, ebenso der Ahorn.
Als waldbaulich gut gelungene Beispiele wurden abschließend noch einige Waldbilder vorgezeigt: Ein etwa 40-jähriger Douglasienbestand mit guten Schaftformen und Baumkronen liefert bereits Jungpflanzen zum Versetzen in geeigneten Flächen. Ein entsprechender Weißtannenbestand mit Naturverjüngung soll ebenfalls gezäunt und zur Nutzung von Jungpflanzen vorbereitet werden. Eine Kulturfläche mit Laubholz-Naturverjüngung wurde mit Fichte, Tanne und Douglasie in Wuchshüllen oder -gittern ergänzt und damit hervorragende waldbauliche Möglichkeiten genutzt.